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Fachtagung “Verkleben von Glasrahmenkonstruktionen“

“Kleben ist nicht billiger, aber die Fenster werden einfach besser“

_ Mit der eindeutigen Aussage „Kleben ist nicht billiger, aber die Fenster werden einfach besser“, eröffnete Produzent Stefan Brand (Fenstertechnik brand GmbH) seinen Auftaktvortrag bei der Fachtagung „Verkleben von Glasrahmenkonstruktionen“ am 05. Februar in Mainz. Eingeladen hatten die GLASWELT und die Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme e. V. (GKFP).

Entweder ganz oder gar nicht

Fenstermacher Brand berichtete über die Hintergründe für seine Produktionsumstellung auf geklebte Fenstersysteme: „Zuerst haben wir in eine Handapplikation investiert, aber ganz schnell stellte sich die Frage: komplett umstellen oder gar nicht. Da wir die Chancen am Markt sahen, haben wir uns für das automatisierte Kleben entschieden und unsere Produktion komplett umgestellt.“ Und gleich kam er auf das Ergebnis zu sprechen: „Als Unternehmer kann ich sagen: Das war für unsere Firma die wichtigste Entscheidung der letzten Jahre. Mit der Umstellung auf verklebte Fenster haben wir die richtige Entscheidung getroffen.“

Heute sei am Markt eine Differenzierung entscheidend – auch vor diesem Hintergrund sei die Entscheidung getroffen worden. Jetzt habe man ein klares Alleinstellungsmerkmal und konnte 2014 auch dadurch einen Zuwachs von 14 Prozent verzeichnen – was sicherlich eine deutlich überdurchschnittliche Größenordnung zum Gesamtmarkt darstellt. Brand: „Wir können uns heute mit unseren Produkten konsequent von den Polenfenstern differenzieren.“

Der Fenstermacher sprach aber auch über die Vorteile für die Montage: „Unsere Fenster sind etwa 20 Prozent leichter. Das bringt für die Monteure entscheidende Vorteile und vereinfacht den Einbau.“ Weiter könne er durch das Kleben ein wartungsfreundliches und dauerhafteres Fensterprodukt anbieten – seine Reklamationsrate sei auf ca. 0,2 Prozent gesunken, freut er sich.

Und auch die Dämmwerte seien durch die Klebetechnik optimiert: „Mit unserem Integralfenster energeto 5000 View können wir heute schon die nächste EnEV-Verschärfung erfüllen.“

Glasbranche steht in der Pflicht

Dennoch konnte er sich einen Seitenhieb an die Glasbranche nicht verkneifen: „Heute müssen unsere Vorlieferanten, sprich die ISO-Hersteller, wesentlich höhere Qualitätsstandards liefern.“ Das hätte einige Überzeugungsarbeit gekostet. Seine Forderung an die Glasbranche: „Kein Glasversatz, ein sauberer Randverbund sowie Maßhaltigkeit sind ein Muss.“

Klar sei für Brand auch, dass diese Technologie nicht dafür sorgen könne, dass die Produktionskosten sinken. Aber: Seine Fensterfertigung liefere dadurch jetzt eine deutlich konstantere und gleichzeitig auch höhere Qualität (lesen Sie dazu auch unseren Beitrag in der GLASWELT Ausgabe 08/14 „Wir sind in Schnelligkeit und Qualität überlegen“).

In seinem Vortrag spricht er auch das Problem der Dekorfenster – also folienkaschierten Fenstern – an, die normalerweise nicht ohne Stahleinlagen auskommen. „Wir können auch hier durch das Verkleben die Anforderungen einhalten. Prüfzeugnisse sind für uns kein Problem” – andere Fensterbauer würden diesen Punkt auch schon mal gerne unter den Tisch kehren.

Heute spielen die hohe Qualität verklebter Fenster sowie die zugehörige Qualitätskontrolle bei ihm eine entscheidende Rolle für den Unternehmenserfolg. „Wir zerschneiden jede Woche ein Fenster, um die Qualität zu prüfen. Aber ich bin froh, dass wir nur einen Ausfall von etwa 10 verzogenen Fensterflügeln im Jahr haben.“

Abschließend gab Brand noch den Tipp an andere Fensterbauer: Im Vorfeld einer Produktionsumstellung sollte man sich die Grundfrage stellen: „Wie vermarkte ich verklebte Fenster, wie kommuniziere ich das den Architekten, der Immobilienbranche und den Endkunden?“

Architekten stört der Rahmen am Fenster

Gleich im Anschluss daran beleuchtete Architekt Stephan Nicolay vom IBK Institut für das Bauen mit Kunststoffen e.V. die Frage: „Braucht Architektur geklebte Fenster?“ Und wie kommt der Fensterbauer näher an die Architekten?

Wichtig sei zu wissen, dass bei Architekten der Motor das gesamte Gebäude ist, nicht das Einzelbauteil. Dies seien grundsätzlich verschiedene Ansätze zwischen den Herstellern/Handwerkern und Architekten.

Am Anfang steht beim Architekten eine Idee für ein Gebäude. Daraus wird dann allmählich ein Konzept, welches sich dann Schritt für Schritt in ein baubares Projekt wandelt und durch zunehmende Detaillierung umgesetzt wird. „Die wahre Entscheidung für die Materialien beginnt bereits im Entwurf, d. h. in der Konzeptphase,“ so Nicolay. Dabei versucht der Planer seine vorgesehenen Baumaterialen über die gesamte Realisierungsphase des Gebäudes zu verteidigen. Die finale Materialfestlegung kann dann noch in der Ausschreibung/Werkplanung erfolgen. Die Konsequenz für die (Fenster-) Verkäufer: Sie müssen bereits in der Konzeptphase mit den Architekten kommunizieren. Nur hier bestehe die Chance, den Architekt maßgeblich zu beeinflussen, indem er ihn von seinen Fensterprodukten überzeugt. Und um auf die Klebetechnik zu kommen, verrät Nicolay, was ein Architekt über Fenster denkt: „Der Rahmen stört“. Seine Zunft würde am liebsten große Glasflächen und möglichst geringe Rahmenbreiten sehen. Und hier kann die Klebetechnik einen wichtigen Beitrag leisten.

„Man muss schon wissen, was man tut”

Robert Kolacny vom ift Rosenheim hatte seinen Beitrag mit dem Titel „Wenn sie wissen, was sie tun, wird´s gut“ überschrieben und er gab einen Einblick in die Möglichkeiten der Klebetechnik. Er erläuterte aus seiner Sicht, warum und wo geklebte Fenster Vorteile bringen: Beispielsweise durch die bessere Lasteinleitung der auftretenden Kräfte über die Verklebung. Die linienförmige Verklebung des Isolierglases mit dem Rahmen sorgt für eine erhöhte Steifigkeit des Fensters – auf ein Nachjustieren nach dem Einbau beispielsweise könne man dann also verzichten.

Kolacny berichtete über Langzeittests, die am ift durchgeführt werden, um die Dauerhaftigkeit sowie die Beständigkeit (UV, Reinigungsmittel, etc.) von geklebten Fensterkonstruktionen zu testen.

Finale Podiumsdiskussion

Schließlich mündete das Veranstaltungsprogramm in eine Podiumsdiskussion: Gerald Feigenbutz und auch das Publikum befragten Stefan Brand, Daniel Mund (Chefredakteur GLASWELT), Dr. Michael Szerman (profine GmbH), Joachim Hauns (aluplast GmbH) und Stephan Nicolay. Der Architekt betonte dabei noch einmal, dass die Dauerhaftigkeit der Klebefuge belegt werden sollte. „Zeigen Sie der Immobilienbranche die Vorteile geklebter Fenster auf und wie sich damit die Wartungintervalle deutlich hinauszögern lassen”. Und Stefan Brand unterstrich, dass Architekten kein Interesse an den Konstruktionsparametern haben. Der Planer interessiere sich vielmehr für schmale Ansichten und große Glasflächen. Dr. Michael Szerman nutzte die Diskussion für einen Appell: „Ein Fenster der Zukunft kann ich mir nur noch geklebt vorstellen. Dennoch brauchen wir mehr Impulse aus dem Markt, um intensiver an Systemen für die Fensterverklebung forschen und entwickeln zu können.“ Er gab dabei aber auch zu, dass die Profilgeber hier nicht an einem Strang ziehen: „Die Systemhäuser könnten mehr tun.“ Was die Klebetechnik angeht, gebe es aber tatsächlich ganz unterschiedliche Auffassungen, wie und ob man den Verarbeiter unterstützen könne. Auch Fenstermacher Brand sieht die Systemhäuser in der Pflicht: Diese müssten deutlich mehr Verantwortung für ihre Kunden übernehmen.—

Matthias Rehberger und Daniel Mund

Vorteile geklebter Fenster

Die Fenstertechnik brand nutzt diese Alleinstellungsmerkmale und Vorteile ihrer geklebten Fensterkonstruktionen:

  • Durch die Kombination aus geklebtem Fenster und Mitteldichtung (Mitteldichtungssteg) lasse sich bereits mit geringem Beschlagaufwand ein RC 2-Sicherheitsstandard erreichen
  • Auch bei Dekorfenstern kann der U-Wert mit Prüfzeugnis belegt werden
  • Überformate: Schmale Rahmenansichten bei großen Fensterformaten sind umsetzbar
  • Isothermenverlauf deutlich optimiert, U-Wert-Verbesserung
  • Ein Windeintritt im Flügel wird durch das Kleben gegen Null reduziert
  • Um rund 20 Prozent reduzierte Flügelgewichte
  • Verkürzte Lieferzeiten
  • Qualitätssteigerung, Reklamationen verringern sich deutlich
  • Deutlich verlängerte Wartungsintervalle
  • Größerer Glasflächenanteil, damit mehr Licht im Gebäude
  • Verbesserte Lastabtragung
  • Größere Grundsicherheit durch Kleben
  • Stahllager kann entfallen bzw. deutlich minimiert werden

Wer ist die GKFP?

Die RAL-Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme e.V. (GKFP) verleiht als Zertifizierungsstelle ein Gütezeichen an Firmen, die sich den Regeln der Güte- und Prüfbestimmungen unterwerfen. Ziel ist die Einhaltung höchster Güteanforderungen. Die Mitglieder des Verbandes setzen sich zusammen aus Systemhäusern, also Herstellern von Kunststoff-Fensterprofilen und -systemen sowie Herstellern von Dichtungen, Rohstoffen, Folien, Klebesystemen, Abdichtungen und Maschinen sowie von Lohn-Kaschierbetrieben.

www.gkfp.de