Das Sicherheitsbedürfnis beim Verbraucher wächst. Deutlich mehr als früher werden heute nicht nur von Seiten des Gesetzgebers bauliche Maßnahmen für den Einbruch- und Brandschutz sowie zum Schutz von Verletzungen und bei der Absturzsicherung nachgefragt. Was bedeutet das für die Glas- und Fensterindustrie sowie für den Verarbeiter?
Glas gewinnt auch in Sachen Sicherheit zunehmend an Bedeutung. Seit CE-Kennzeichnung im Jahr 2007 muss man mehrere EN-Normen zur Deklaration der Glaseigenschaften berücksichtigen, z.B. die Sicherheitsglasnorm EN 1063 und die Brandschutznorm EN 13501. In der Fassade spielt aber nicht nur das Glas eine Rolle – der Verarbeiter muss gleichzeitig im Blick haben, wie man es befestigt, welche Beschläge eingesetzt werden, etc. Werden Alarmgläser verlangt, muss er das Alarmsystem auswählen, wird eine Absturzsicherung verlangt, muss er wissen, wie man die Brüstungsgläser richtig befestigt, sodass die ganze Konstruktion hält. Im Neubau ist das meist durch die Bauregelliste oder im Lastenbuch festgelegt. Aber bei Altbausanierungen, wo kein Planer hinzugezogen wird, werden die entsprechenden Fachkenntnisse verlangt und erwartet. Leider halten sich Glasverarbeiter oft fern von allem was nicht aus Glas ist; sie schauen vielleicht noch auf die Preise bestimmter Beschläge, Alarmsysteme, etc. Die wenigsten habe das Ziel, für ihre Kunden eine umfassende Sicherheitslösung anzubieten.
Ende der 80er-Jahre habe ich in Kooperation mit dem Sicherheitsunternehmen Chubb-Varel an Alarmglaslösungen gearbeitet, denn Gläser mit Drahteinlage waren damals nicht sicher: Wurde beim ersten Einbruchversuch der Alarm ausgelöst, wurde er nach der Inspektion durch die Polizei abgeschaltet, da der Metalldraht im gebrochenen Glas zerstört war. Damit war der Weg frei für den zweiten Einbruch, der oft in der selben Nacht erfolgte. Das Problem konnten wir lösen, da wir über die Low-E-Beschichtung des Glases den elektrischen Widerstand herstellten, statt auf Draht zurückzugreifen. Das Beispiel zeigt: auch mit branchenfremden Partnern lassen sich neue (Glas-)Lösungen finden. Wie in diesem Fall mit der Low-E-Schicht, die ursprünglich für andere Zwecke entwickelt wurde. Gerade die Zusammenarbeit mit Partnern aus anderen Branchen bietet gute Chancen, ausgefallene Ideen zu entwickeln. Dies kann zu ganz neuen Ansätzen führen, um sich vom Wettbewerb abzusetzen. Und diese Möglichkeit können kleine Handwerker ebenso wie Großunternehmen zum eigenen Vorteil nutzen.
Ihr Paul Bastianen p.bastianen@planet.nl | Mobil (+31) 6 43 88 87 28
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