Ich sehe keinen „Fehler ohne Not“, wenn sich Fensterbauer mit dem nunmal aktuellen Thema der Energieeinsparung intensiv auseinandersetzen, um letztendlich den gestellten Forderungen gerecht zu werden (und die U-Wert-Olympiade wird man nicht stoppen können).
Wesentlich bedenklicher finde ich es, wenn einfache technische Änderungen mit ausschweifenden Erläuterungen als Innovationen angepriesen werden. Aber klappern gehört ja zum Handwerk. Beispiel – aus dem Beschlagbereich, weil es so gut passt – gefällig? Nach vielen Jahren, nachdem auch die Beschlagindustrie festgestellt hat, dass gelb chromatierte Beschläge jedem Architekten die Haare zu Berge stehen lassen, wurde dann auf Silber umgestellt (zugegeben ein sehr altes Beispiel). Anderes Beispiel: Der Beschlag Roto Designo, was für eine Innovation! Völlig unsichtbar (gab und gibt es mit dem Royal auch schon); trägt er am Anfang nur 100 kg bis der Beschlag dann auf 130 kg nachgebessert wurde. Das ist im Zeitalter von 3-fach-ISO schon ein Thema, denn eine Fenstertür bei der Montage alleine einzuhängen, erscheint mir eine akrobatische Höchstleistung. Die wirklichen Produktvorteile des Royal (Drehpunktverlagerung für enge Laibungen oder englaufende Beschlaggestänge und die 90° Grad Drehbegrenzung) – die ich bei Ankündigung des neuen Beschlags erwartet hatte – gibt es da (leider) nicht. Ergo: die „Innovation“, die dem Kunden zu vermitteln ist, lautet: Ich sehe keine Bänder.
Aber wir Fensterbauer schließen uns da nicht aus. Was momentan in der Fachpresse um Fenstersysteme mit 88er oder 90er Profiltiefe an Innovationssturm entfacht wird – erstaunlich! Dabei ist das ja auch wirklich „wahnsinnig“ innovativ: Neuer Werkzeugsatz (das 68er Profil wird an der geeigneten Stelle „auseinandergezogen“), statt 3-fach jetzt 4-fach verleimte Kanteln und vielleicht noch eine optimierte Regenschiene. Und das 3-fach-ISO ist ja nun wirklich das kleinste Problem. Dennoch hat die Diskussion um 12 oder 16 mm SZR schon Potenzial (deshalb am besten gleich 18 mm, dann hat es mit Ug = 0,5 Ruhe). Aber Klappern gehört ja zum Handwerk!
Da lob‘ ich mir doch ein modifiziertes Holz – zumindest sehe ich das für Belmadur so: Wenn dann die versprochenen Eigenschaften auch noch eingehalten werden, ist das eine wirkliche Innovation, die man auch mit gutem Gewissen dem Kunden erläutern kann.
Ralf Schindler, HFBB Holzfensterbau Bernau GmbH
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