Die glasstec hat sich von einer europäischen zu einer internationalen Messe gemausert, das ist positiv. Weniger gut ist: Für kleinere (deutsche) Betriebe ist der Samstag weggefallen. Somit blieben viele Handwerker – aber auch Mitarbeiter – fern, die traditionell den Samstag zum Messebesuch genutzt haben. Dafür hat die Messe versucht, mit der solarpeq den Glas- mit dem PV-Markt zu verknüpfen. Ich persönlich sehe dies mit einem Augenzwinkern, da die beiden Veranstaltungen Intersolar in München und die PVSEC in Valencia den PV-Markt besser und mit einem viel breiteren Spektrum abdecken.
In seiner Eröffnungsrede hat Martin Gutmann als glasstec-Präsident stolz darauf verwiesen, dass viele chinesische Betriebe den Weg nach Düsseldorf gefunden haben. Nicht gesagt hat er aber, dass viele davon uns demnächst mit chinesischen Produkten überschwemmen werden.
Bei der Eröffnung hielt Prof. Dr. Michael Braungart (Erasmus Universität Rotterdam) eine beeindruckende Rede über die Zukunft des Werkstoffs Glas. Wir müssten in Sachen Umwelt mehr denn je die Möglichkeiten auch beim Glas ausschöpfen, so seine Forderung. Gerade in Sachen Recycling lasse sich eine 100-prozentige Quote erreichen. Allerdings sollten auch die Wiederverwertungskreisläufe optimiert werden, so der Tenor Prof. Braungarts. Künftig gilt es, noch stärker den Blick auf verbesserte biologische und technische Kreisläufe zu richten. Und als Hersteller nicht nur „grüne“ Produkte zu verkaufen, sondern auch bei der Fertigung die Wiederverwertungskreisläufe zu nutzen. Er gab dazu auch ein Beispiel: Die Teppichfirma Desso verkaufe keine Teppiche mehr, sondern Nutzrechte für Teppiche über 8, 10 oder 12 Jahre. Danach wird der Teppich wieder eingesammelt und der Wiederverwertung zugeführt. Der Professor forderte die Glasindustrie auf, über solche Systeme nachzudenken – schließlich könne man auch Chancen verpassen.
Nach der Eröffnung sprach ich mit Dietmar Henze, der stolz seine neueste Kreation – eine 18 m lange und 3,30 m hohe Isolierglasscheibe – präsentierte und zeigte, was man als Mittelständler leisten kann. Nun hat er sich selbst übertroffen. In die Länge ging auch Glas Trösch und stellte einen 21 m langen Glasträger vor. Was soll man von diesen beiden Riesenscheiben halten? Man kann nur hoffen, dass die Architekten sie nicht gesehen haben und einbauen möchten. Denn solche Dinger bringen dem Verarbeiter, was Transport und Montage angeht, wenig Freude. Aber sie waren beeindruckend!
Ihr Paul Bastianen p.bastianen@planet.nl | Mobil (+31) 6 43 88 87 28
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