Betrachtet man die Entwicklungen in der Rollladen- und Sonnenschutzbranche, so konnte man in den Anfängen eine lange Konstante feststellen, in der sich sicher die Produkte in Details deutlich verbessert haben, aber deren Nutzung sich nicht großartig änderte. Erst mit der zunehmenden Motorisierung und der damit verbundenen Automatisierung in den Neunzigern, haben sich die Anforderungen an die Produkte massiv geändert. Musste eine Markise bisher 2000 Bewegungszyklen halten, so sind es jetzt bedingt durch die Sonnensteuerrung schnell mal 10 000 Zyklen. Und weil man ja einen Windmelder hat, ist ja auch der Umgang mit der Markise ein anderer. Wurde früher immer schön die Markise beim kleinsten Wind oder dem Verlassen der Terrasse mit der Handkurbel eingefahren, so überlässt der Endverbraucher das heute der Automatik. Die Folge: Das Produkt wird immer mehr bis an seine Grenze bzw. den Vorgaben der Norm oder den Richtlinien belastet. Und das durch den Windalarm und die damit verbundene Sperrzeit nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals am Tag.
Hier wird also nicht nur eine hohe mechanische Belastbarkeit des Produktes gefordert, sondern auch wesentlich höhe Anforderungen an die Montage der Produkte gestellt.
Gleichzeitig erwartet der Fachhändler als der Anbieter im Markt natürlich auch immer mehr Funktionen bei einem Produkt, um sie seinen Kunden anbieten zu können. So sollen gleich mehrere Funktionsebenen auf einen Schlag erfüllt werden, wie z. B. Sicht- und Sonnenschutz, wie auch der Schutz vor Lärm, Sturm, Kälte, Hagel und Einbruch. Sozusagen die eierlegende Wollmilchsau. Aber auch wenn einige meinen, diese Produkte im Portfolio zu haben, so ist es bei den heutigen Ansprüchen der Gebäudebewohner oder Nutzer nicht mehr so. Neben dem im Moment sehr aktuellen Thema Einbruchschutz ist es vornehmlich der thermische und visuelle Komfort, der gefragt ist. Wie das tatsächlich erreicht wird und wann sich der Rollladen oder der Sonnenschutz dazu bewegen müssen, ist dem Nutzer eigentlich egal. Er will es automatisch und möglichst unmerklich erledigt wissen. Eine „Ein-Produktlösung“ am Gebäude wird es deshalb nicht mehr geben. Ein Rollladen ist z. B. nur sehr bedingt ein Sonnenschutz, denn er kann den visuellen Komfort (Lichtsteuerung) bei den heutigen Ansprüchen der Kunden nicht leisten. Die Liste könnte man mit weiteren Produkten ergänzen.
Die entscheidende und viel wichtigere Frage muss hier aber lauten: Was ist eigentlich mit den Anforderungen an den Fachhändler als Verteiler im Markt? Ist er überhaupt in der Lage, den gestiegenen Anforderungen im Markt fachlich zu folgen? Einfache Antwort: Zu 30 % ja, zu 30 % na ja und für 40 % der Betriebe gilt ein klares Nein. Es gilt also die Spreu vom Weizen zu trennen oder das Thema Weiterbildung zu intensivieren.