Ein Gewinner der kommenden FENSTERBAU FRONTALE stand schon lange vor Messeeröffnung fest: das verlockende neue Geschäftsfeld rund um Smarthome. Beflügelt von meist euphorischen Marktprognosen und starken medialen Motivationsspritzen wird sich unsere Branche in Nürnberg mächtig ins Zeug legen, um ihre Ambitionen bei diesem gar nicht mehr so neuen Mega-Thema zu artikulieren und zu dokumentieren. Doch ausgerechnet jetzt kratzt eine aktuelle Studie kräftig an der weit verbreiteten Hochstimmung. Darin will die Unternehmensberatung Company Partners ermittelt haben, dass von den in Deutschland 2017 etwa 325 000 fertiggestellten Wohnungen nur mickrige 700 über eine geeignete Smarthome-Infrastruktur verfügen.
Zugespitzt gefragt: Bestätigt die ernüchternde Quote von zwei Promille die Kritiker, die den Smarthome-Hype ohnehin für völlig übertrieben und zum Teil sogar für realitätsfremd halten? Das mag jeder für sich selbst beantworten. Richtig ist, dass sich schon bei der Definition des schillernden Begriffes die Geister scheiden. Ihr bisher in der Regel einziger gemeinsamer Nenner: Die Fokussierung auf Speziallösungen, die wie das automatische Öffnen und Schließen von Fenstern und Türen häufig bereits seit Jahrzehnten existieren. Wirklich „intelligent“ sind Häuser aber erst dann, wenn sich die (vernetzten) Systeme den Alltagsgewohnheiten der Menschen anpassen, selbstständig und selbstlernend agieren und dadurch wirklichen Nutzen schaffen. Denn: Was technisch geht, muss für den Kunden noch lange nicht sinnvoll sein.
Richtig ist auch, dass Smarthome einige dunkle Seiten hat. Mögliche Hacker-Attacken, aus Veralterung resultierende fehlende Software-Anwendungen und ungeklärte Haftungsfragen seien exemplarisch genannt. Richtig ist schließlich auch, dass es momentan keine einheitlichen Standards gibt.
Was also ebnet den Weg, um aus der gegenwärtigen Smarthome-Nische mittelfristig einen Massenmarkt zu machen? Dazu bedarf es tragfähiger Geschäftsmodelle von Herstellern, Händlern, Installateuren sowie Systemintegratoren. Die Endkunden erwarten und fordern zu Recht gerade auf diesem komplexen Feld funktionierende individuelle Gesamtlösungen. Das (Konkurrenz-)Denken in engen Gewerkegrenzen führt zweifellos nicht zum Ziel – ganz im Gegensatz zu gewerkeübergreifenden Kooperationen.
Für die Fenster- und Türenbranche heißt das u. a., die Fähigkeit zu entwickeln bzw. auszubauen, ihre Produkte in beliebige Systeme zu integrieren. Sie sitzt – im Unterschied etwa zu ihrer Hauptrolle beim Einbruchschutz – beim vielfältigen Wohnen mit Technik nicht im Driver-Seat. Marktgerechte, Smarthome-fähige Innovationen mit Mehrwert für die Kunden verhindert das aus dem Blickwinkel von Roto aber keineswegs. Im Gegenteil.