Ein Smarthome soll zu einem bequemeren, sichereren und auch energieeffizienteren Wohnen führen. Fenster und Türen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Einer Studie von Arthur D. Little zufolge, soll sich der europäische Markt für Smarthome-Lösungen von 2 Mrd. Dollar im Jahr 2015 auf 10,2 Mrd. Dollar im Jahr 2020 verfünffachen. Der Grund für dieses enorme Wachstum sieht der Marktforscher darin, dass die derzeit vielen existierenden Inselanwendungen von integrierten Gesamtlösungen abgelöst werden.
Die gröbsten technischen Hürden für die Vernetzung im Haushalt scheinen bereits heute weitgehend ausgeräumt. Denn die Kommunikation der Geräte untereinander sowie mit einer zentralen Steuereinheit verlangte nach bidirektionalen Funkverbindungen. Damit ist es möglich, ausgeschickte Befehle auch ohne Sichtkontakt zu überprüfen. Als Kommandozentrale dient nun eine App, die am Smartphone oder Tablet läuft.
Per App lassen sich schon heute Türen und Fenster steuern. Das ist praktisch und sorgt für ein angenehmeres, sichereres und ressourcenschonenderes Wohnerlebnis. Fünf Beispiele von Anwendungen, die es oft schon um wenige Euro zu haben gibt, zeigen ganz konkret, wohin die Reise geht:
Mittels eines vernetzten Tür- oder Fensterkontakts lässt sich via App prüfen, ob Fenster oder Türen geschlossen oder geöffnet sind. Wenn Sie es eilig haben, reicht also ein Blick auf die App, um ungewollt Geöffnetes anzuzeigen und schnell schließen zu können. Der Tür- und Fensterkontakt ist auch imstande, Alarm zu schlagen, wenn eine Tür oder ein Fenster geöffnet wird. Beide Funktionen erhöhen die Sicherheit Ihrer Bleibe. Ist das System mit Ihrer Heizung gekoppelt, können Sie noch dazu Energie sparen: wenn Sie das Fenster zum Lüften öffnen, drosselt Ihre Heizung automatisch die Leistung.
Schutz vor Sonne oder unerwünschten Blicken bietet eine digitale Folie, die sich auch nachträglich auf das Glas aufbringen lässt. Sie verändert ihre Farbe stufenlos von transparent zu nichttransparent. Die Einstellungen lassen sich über eine App steuern.
Was beim Auto schon lange Jahre selbstverständlich ist, gab es für Wohnungen und Häuser lange Zeit nicht: Die Zentralverriegelung. Da Immobilien zumeist über mehr Türen und Fenster verfügen als Autos, ist hier der praktische Nutzen auch höher. Jetzt gibt es eine Zentralverriegelung fürs Heim, die sich auch mit Alarmanlagen kombinieren lässt.
Und intelligente Zutrittssysteme machen den guten alten Haustürschlüssel, der gerne auch einmal verloren geht, überflüssig. Mithilfe smarter Technik, die sich in bestehende Schlösser einbauen lässt, lässt sich die Tür nun via Smartphone steuern. Ein auf der Innenseite der Wohnungstüre installiertes Bauteil dreht den Schlüssel im Schloss, wenn es über einen Bluetooth-Sender via Smartphone-App den Befehl bekommt. Und der Wohnungsbesitzer kann seine Tür für Handwerker öffnen – auch wenn er gerade nicht da ist.
Wenn die Klingel ertönt, Sie allerdings niemanden erwarten, dann verrät ein Blick durch den Türspion die Identität des Einlassbegehrenden. In einem Smartphone vernetzt, bietet das Ding eine Reihe weiterer Funktionen und avanciert eigentlich zur Kommunikationszentrale.
Damit können Sie vor der Tür Wartende vom Sofa aus begrüßen, wenn Sie gerade ein Tablet bei der Hand haben. Wenn Sie nicht zu Hause sind, können Sie auch feststellen, wer vor der Tür steht. Die Besucher können Ihnen so auch direkt an der Haustüre eine Nachricht samt Bild hinterlassen.
Kontrolle durch das gesprochene Wort
All diesen Lösungen ist allerdings gemein, dass sie unterschiedliche Funkstandards verwenden. Einen Standard für alle Smarthome-Anwendungen gibt es nicht. WLAN verbraucht zu viel Strom und ist zu unsicher. Bluetooth hingegen hat eine auf wenige Meter begrenzte Reichweite. Bis dato weniger verbreitete Standards wie KNX, EnOcean, Z-Wave, ZigBee und andere mehr eignen sich für den Smarthome-Funk aus mehreren Gründen viel besser.
Es braucht wohl die Marktmacht von Google und Co., um Funkstandards, die Einbindung in das Internet und Bedienungssysteme auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Wie man alle Gerätschaften im Smarthome kontrollieren wird, scheint indes schon ausgemachte Sache zu sein: Es wird das gesprochene Wort sein. Amazon liefert dazu mit „Echo“ bereits eine Lösung an. Siri hält über Apples HomeKit Einzug in die Smarthomewelt. Und Google Home soll im Frühjahr 2017 auch in Europa erhältlich sein. Schon jetzt lassen sich damit Smart-Home-Geräte, wie etwa die dimmbaren HUE-Lampen von Philips steuern. Der Satz „OK Google: Verringere die Lichtintensität im Wohnzimmer um 50 %“, sorgt direkt für eine entsprechende Lichtstimmung in erwähntem Wohnbereich.
Amazon Echo und Google Home erlauben eine Steuerung des Smarthomes ganz ohne Smartphone. Fenster und Türenhersteller werden deshalb mit eigenen Insellösungen, die nur mit eigenen Kontrollinstrumenten oder Apps funktionieren, keinen Erfolg haben. Sie müssen sich zumindest an den Standards orientieren, die Google, Apple, Amazon und möglicherweise noch einige andere große IT-Konzerne vorgeben werden. Denn nur diese Unternehmen sind imstande, dem Konsumenten ein digitales Gesamterlebnis zu bieten. Der Konsument ist immer weniger bereit, sich für eine gewisse Funktion, in eine Steuer- und Menüwelt von vielen verschiedenen Anbietern hineinzudenken. Er will Komplexes ganz einfach über eine Plattform steuern können. Wenn zum Öffnen der Eingangstüre eine andere App notwendig ist als zur Überprüfung, ob alle Fenster geschlossen sind, dann wird das zur Mühsal. Der einheitliche Standard für die Kontrolle von Smarthome-Applikationen scheint schon gefunden zu sein: Es ist unsere Sprache. —