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Zwei Verbindungs-Philosophien vereint

_ Richard Prüller und sein Vater Georg sind auf den ersten Blick Fensterbauer – Vollsortimenter noch dazu. Das Unternehmen im bayerischen Nassenfels produziert mit 30 Mitarbeitern rund 25 Fenster am Tag und baut diese größtenteils selber ein. Auch eine hochmoderne und erst im letzten Jahr eröffnete Fensterausstellung können die Fenstermacher vorweisen. Soweit, so normal.

Ganz und gar nicht normal ist allerdings die Akribie, mit der Richard Prüller seine Holzfenster weiterentwickelt. Vor einiger Zeit hat er sich die etablierten Eckverbindungen genauer unter die Lupe genommen; drauf gebracht hat ihn sein Vater. Denn schon er glaubte daran, dass marktgängige Eckverbindungen noch zu optimieren seien. Die Analyse seines Sohnes: Das IV 68er Fenster hat bald ausgedient, die CNC-Technik hält in der Fertigung Einzug und immer mehr Fertigungsbetriebe greifen auf die gekonterte Dübeleckverbindung zurück – die klassische Schlitz-Zapfen-Verbindung scheint auf dem Rückzug. Denn: Viel zu groß ist der Aufwand beim Verpressen der Rahmen. Und mit der CNC-Technik lassen sich viel eher einfachere Verbindungsarten effektiv herstellen. „Auch bei der Flexibilität ist man bei Schlitz-Zapfen eingeschränkt und eine Beschichtung am Einzelstab ist erst gar nicht möglich,“ so Prüller.

Aber auch die Dübelverbindung habe ihre Nachteile: Die Verbindungsmittel selbst werden nicht immer in der gleichen Holzart des Fensters verwendet, mit der Folge, dass ein unterschiedliches Quell- und Schwindverhalten die Eckenfestigkeit herabsetzen kann. „Auch die Dübelmengen stellen einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor dar: Bei einem Element fallen rund 40 Dübel an – bei einer Tagesproduktion von 20 Einheiten müssen so mindestens 800 Dübel täglich und 200 000 jährlich bereitgestellt werden. Auch würde immer wieder der Flächenversatz bei den Elementen unangenehm auffallen. Schuld seien hier häufig unsaubere Bohrerverläufe oder zu große Maßtoleranzen.

Ein ganz anderes Problem taucht in letzter Zeit immer häufiger auf: „Die Elemente werden immer größer und schwerer. Die Dübel-Eckverbindung ist aber nicht mitgewachsen,“ erläutert Prüller. So sei eine ausreichende Eckenfestigkeit größerer Elemente oft nicht mehr gegeben.

Seine Analyse führte schließlich dazu, dass er eine ganz eigene Fensterecke kreierte. Dabei habe er die Vorteile von der Schlitz-Zapfen-Verbindung und der Dübel-Eckverbindung vereinen und die Nachteile eliminieren können.

Die Merkmale und Vorteile dieser Verbindung:

  • Sie besteht aus zwei Rundzapfen und einem zusätzlichen Stützzapfen.
  • Bei der Holz-Alu-Fensterecke sorgt eine Gehrungsfräsung für noch mehr Stabilität, einem schicken Eckendesign und schlussendlich auch für ein klares Alleinstellungsmerkmal.
  • Das Eintreiben der Dübel entfällt. Dadurch wird der kontinuierliche Produktionsprozess nicht unterbrochen.
  • Rahmenpressen sind nicht mehr nötig. Simple Schrauben sorgen dafür, dass die Rahmen ausreichend zusammengezogen werden und eine nötige Anfangsfestigkeit aufweisen.
  • Zusätzliche Investitionskosten fallen nicht an.
  • Die Beschichtung ist am Einzelteil möglich.
  • Hohe Passgenauigkeit der Eckverbindung.
  • Erhöhte Dichtigkeit durch zwei flächige Zapfen und den Stützzapfen.

Richard Prüller gibt an, dass man durch diese Verbindungsart auch im Produktionsprozess sehr flexibel sei. Unterschiedliche Fenstersysteme könnten sehr schnell und problemlos am CNC-Automaten abgewickelt werden. Er hat vor gut zwei Jahren eine BMB 900 vom Anlagenbauer Homag bekommen, gerade „weil mit dem Produktionsprogramm Woodwop Detailentwicklungen in der Ecke hervorragend umzusetzen sind“, so der Fenstermacher. Auch mit seinem Fensterbauprogramm von ProLogic sei er sehr zufrieden und Zuani hätte ihn auf der Werkzeugseite immer umfassend unterstützt und beraten.

Wie können andere Fensterbauer die Prüller-Ecke verwenden?

Die Vorteile seiner Eckverbindung möchte Richard Prüller nicht nur für sich allein nutzen. Er bietet dieses System auch anderen Fensterbauern zur Verwendung an: „Lizenznehmer zahlen uns dann eine einmalige Einrichtungsgebühr, die sich nach Umfang und Stückzahlen richtet“, erläutert er Unternehmerkollegen sein Lizenzmodell auf einem Infotag Ende Mai und rechnet ihnen vor, dass es sich bei den anfallenden Kosten um sehr überschaubare Beträge handele.

Klar sei, dass die Überlegungen zu einer Alternative bei der Eckverbindung gerade dann anfallen, wenn die Betriebe ihren Produktionsprozess auf die CNC-Technik umstellen möchten. Auch bei ihm fiel der Startschuss für diese Eckverbindung mit der Anschaffung der neuen CNC-Anlage, die die alte Winkelanlage komplett ersetzt hat.

Diesen Erfahrungsschatz ist der Tüftler bereit, auch anderen Investitionswilligen weiterzugeben. Außerdem werde er die Verbindungsart ständig weiterentwickeln. So komme der Lizenzpartner in den Genuss einer Update-Garantie.

Auf die Frage, ob er denn keine Angst habe, dass ein pfiffiger Konstrukteur seine Eckverbindung kopieren und den Patentschutz irgendwie umgehen könne, antwortet Prüller: „Es ist nicht so einfach, wie man es sich vorstellt – es stecken monatelange Überlegungen darin. Außerdem erhalten unsere Partner ein geprüftes System und damit die Sicherheit über die Leistungsfähigkeit der Verbindung.“ Eine ganze Reihe von Betriebsinhabern hätten bereits interesse bekundet, freut sich Prüller. „Weitere Interessierte können sich aber gerne an uns wenden.“—

Kontakt zu Prüller: https://prueller-fenster.de/

Daniel Mund

Zuani bietet “Nadia“ und “Zero Tolerance“

Zuani, der italienische Hersteller von Werkzeugen für die Massivholzbearbeitung hat zur fensterbau/frontale im März seine neue Beschichtungstechnologie „Nadia“ präsentiert, welche gemeinsam mit der Universität Trient entwickelt wurde. Die auf Plasma-Verfahren aufgetragene Beschichtung in einer Stärke von einem Nano (1/1000) mm reduziere die Verrundung der Schneide signifikant, erläutert Martin Rauscher gegenüber der GLASWELT auf dem Infotag bei der Prüller Fenstertechnik. Mit der Markteinführung zeigt sich der Geschäftsführer von Zuani Deutschland mehr als zufrieden: „Diese Technologie erhöht die Standzeit der Werkzeuge erheblich und reduziert somit Rüstzeiten. Betriebe wie Sorpertaler, Geka oder Rauh würden Nadia ganz individuell anwenden. So werde bei Sorpetaler Nadia ganzheitlich eingesetzt. Jupp Janning, Produktionsleiter von Geka setze dagegen die Beschichtung partiell an den Stellen ein, wo die Abstumpfung der Schneide durch die Leimfuge dem herkömmlichen Hartmetall am meisten zusetzt.

Daneben thematisierte Rauscher „Zero Tolerance“ – ein Produkt, welches in Kooperation mit einem schwäbischen Aufnahmenhersteller entwickelt wurde: Die Werkzeuge werden spielfrei ohne Bohrungstoleranz auf die Aufnahme gesetzt und können vom Kunden jederzeit wieder demontiert werden.

https://zuani.de/

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