Glaswelt – Range + Heine ist Oberflächenspezialist für Holz – wie viel Anteil hat bei Ihnen die Fensterproduktionsthematik?
Christian Väth – Unser Fokus liegt tatsächlich auf der Bauelemente-Branche – und hier bedienen wir kleine und mittelständische aber auch größere Betriebe.
Glaswelt – Worauf kommt es heute bei einer Holzfensterbeschichtung an?
Väth – Auf Qualität und Produktivität. Es gilt, dass die angestrebte Qualität auch zu jeder Zeit abgerufen werden kann.
Glaswelt – Was kann Range und Heine besonders gut, was sind Ihre Stärken?
Väth – Unsere Stärken liegen in der Individualität: Eigentlich sieht keine Anlage wie eine andere aus. Die örtlichen Gegebenheiten, die Prozesse und die Anforderungen bei unseren Kunden sind so unterschiedlich und wir stellen die Anlagen ganz individuell zusammen.
Glaswelt – Wie wird ein Kunden-Auftrag üblicherweise abgearbeitet?
Väth – Wir treten vor allem als ein Planungsbüro mit Montagemannschaft auf. Das heißt, gewisse Kernkompetenzen fertigen wir selbst, aber wir pflegen auch ein umfassendes Netzwerk mit Zulieferern. Wir planen die Anlagen durch; die Komponenten werden von unseren Monteuren beim Kunden aufgestellt. Wir bleiben insgesamt der Planer und Auftragsabwickler für den Kunden und stehen ihm auch noch nach Abschluss des Projektes beiseite.
Glaswelt – Was ist der Grund für den Einsatz eines Spritzroboters?
Väth – Es wird immer schwieriger, gute Lackierer zu finden, die sich tagtäglich in den Farbnebel stellen wollen. Auf der anderen Seite sieht der Lackierer den Ast im Holzteil, der anders beschichtet werden muss. Aber auch das bekommen wir mit einem Roboter schon ganz gut hin. Wir haben über 35 Anlagen bereits umgesetzt und alle Anwender freuen sich über deutliche Qualitätsverbesserungen.
Glaswelt – Ist für einen Robotereinsatz die Holzauswahl noch entscheidender?
Väth – Klar ist, dass man bei einem Robotereinsatz das Hauptaugenmerk auf die Arbeitsvorbereitung und die Holzauswahl legen muss.
Glaswelt – Setzt sich denn der Robotereinsatz allmählich durch?
Väth – Ja, das ist definitiv so. Es wertet den Arbeitsplatz des Lackierers auf – unabhängig von der täglichen persönlichen Stimmung des Mitarbeiters erzielen die Betriebe gleichbleibende reproduzierbare Lackierergebnisse.
Glaswelt – Woher weiß der Lackierer, welches Element wie und mit welcher Farbe beschichtet wird?
Väth – Der Lackierer bestückt den Roboter mit verschiedenen Lackierprogrammen. Es wird zu Beginn des Vorgangs eine Art Arbeitsliste angelegt, in der man die Traversenbestückung deklariert. Der Bediener selbst muss also dem Roboter mittels Softwareeingabe mitteilen, welches Bauteil vorliegt (Rahmen, Flügel) und mit welcher Lasur beschichtet werden soll. Und mit der Scannerleiste werden die Dimensionen der Elemente abgetastet.
Glaswelt – Lässt sich diese manuelle Eingabe der Parameter durch den Lackierer nicht durch einen Barcode oder RFID-Chip im Element ersetzen?
Väth – Selbstverständlich. Wir nennen das bei uns die Leitrechnersteuerung. Dabei werden im Aufhängebereich die relevanten Informationen – beispielsweise Roboter-Spritzprogramm und verwendeter Lack – an der Traverse erfasst und mittels Nutzung eines RFID-Chips mitgeführt. Dies kommt vor allem bei größeren Anlagen zum Einsatz.
Glaswelt – Gibt es Schnittstellen zwischen Lackierprogramm und Fensterbausoftware?
Väth – Das ist bereits realisiert worden, jedoch liegen oft die nötigen Informationen für den Beschichtungsprozess in der Fensterbausoftware nicht vor. Da muss bei den Softwarehäusern noch etwas mehr Entwicklungsbereitschaft für die Schnittstellendefinition vorhanden sein. Aktuell ist es Stand der Technik, dass die Beschichtungsanlagen autonom betrieben werden, technisch sind hier aber keine Grenzen gesetzt.
Glaswelt – Haben die Fensterbauer die Automatisierungspotenziale im Blick?
Väth – Da spielt natürlich auch der Preis eine Rolle. Für viele kleine oder mittelständische Unternehmen ist zunächst die Investition in einen Lackierrobotor zu stemmen. Weitere Automatisierungsschritte – insbesondere die Einführung eines Leitrechnersystems – folgen dann oft erst später. Aber das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden. Größere Betriebe sollten natürlich gleich an eine umfangreiche Automatisierungslösung denken.
Glaswelt – Wäre eine mannlose Beschichtungsanlage möglich?
Väth – Das ist das Wunschdenken vieler. Ich sehe das aber so noch nicht – dazu ist das Thema Holz einfach zu inhomogen. Eine Nachkontrolle spielt eine sehr große Rolle und wird es auch in Zukunft. Es wird immer Experten geben müssen, die sich mit der Anlage auskennen und auch von von Hand lackieren können.
Glaswelt – Viel Personal wird beim Zwischenschliff eingesetzt. Lässt sich dieser Bereich optimieren?
Väth – Der Zwischenschliff selbst ist auch eine optische Kontrollinstanz. Durch den hängenden Zwischenschliff direkt an der Traverse kann der Personalaufwand deutlich reduziert werden. Es gibt auch viele Verbesserungen in der Vorbehandlung der Einzelteile, die den Aufwand des Zwischenschliffs deutlich reduziert haben. Durch die Robotertechnologie ist ein Mehrschicht-Spritzaufbau populärer geworden. So ist häufig kein Schleifen, sondern nur noch eine Kontrolle notwendig.
Glaswelt – Arbeiten Sie mit den Beschichtungsanbietern zusammen?
Väth – Natürlich arbeiten wir mit allen Lackanbietern zusammen und wir haben auch zu allen Anbietern gute Kontakte. Man kann schon sagen, dass es unterschiedliche Philosophien bei den Lackherstellern gibt: Beispielsweise legen die einen die Farbpigmente mehr in die Imprägnierung als die anderen. Und wir fahren natürlich mit allen Herstellern entsprechende Testreihen. Die Fensterbauer selbst haben in der Regel einen oder mehrere Lackhersteller, mit denen diese dann auch schon länger zusammenarbeiten.
Glaswelt – Wie viel Produktionsfläche wird für die Beschichtung benötigt – lassen sich mit modernen Anlagen Bearbeitungsflächen komprimieren?
Väth – In kompletten Neuplanungen versucht man heute, den Beschichtungsbereich möglich kompakt zu halten. Die Bereiche der Teileauf- und -abhängung liegen außerhalb des Beschichtungsprozesses. Der Lackierer hat mit diesen Bereichen nichts mehr zu tun. Die Teilelogistik ist deutlich vereinfacht und führt zu einer Qualitätsverbesserung. Auch kann die Fördertechnik ganz individuell an die Räumlichkeiten des Fensterbaubetriebes angepasst werden – das geht auch schon mal über mehrere Stockwerke – wie beispielsweise beim Fensterhersteller Niveau.
Glaswelt – Werden die Anlagen größer, weil die Firmen, die investieren auch größer werden?
Väth – Vor allem erhöhen sich die Anlagenkapazitäten und der Automatisierungsgrad der Anlagen wird größer. Die Investitionsbereitschaft ist in diesem Punkt deutlich zu spüren.
Glaswelt – Denken Sie an die Fensterbeschichtungszukunft in 5 oder 10 Jahren. Wie werden dann Fenster beschichtet?
Väth – Der Beschichtungsvorgang wird künftig viel nachhaltiger und als ein umfangreicher Prozess innerhalb der Fensterproduktion betrachtet. Der Trend geht dabei natürlich zum Roboter und parallel dazu werden die verbleibenden Arbeitsplätze für die Lackierer ergonomisch optimal ausgestaltet. Die Qualität des Arbeitsplatzes steigt für den einzelnen Mitarbeiter. Auch die Codierung wird eine immer größere Rolle spielen. Und künftig wird es sicher auch ein Thema sein, den Lackoverspray zu verringern.
Glaswelt – Vielen Dank, Herr Väth, für Ihre Auskünfte.—
Die Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.