_ Eine Jubiläumsfeier mit zwei Anlässen konnte Walter Fensterbau in Augsburg begehen. An zwei Tagen im Februar lud man zur Feier der 325-jährigen Unternehmensgeschichte ein. Ein anderer wichtiger Grund, um Partner, Architekten, Planer, Kunden und die Politik am Firmenstandort zu versammeln: In der neuen Produktions- und Lagerhalle werden seit Jahresbeginn in einem hochmodernen und papierlosen Produktionsprozess PVC-Fenster hergestellt.
1694 setzte Caspar Walter in Augsburg den Grundstein einer bewegten Firmenhistorie. Was zunächst als Zimmerei begann, entwickelte sich dann in den frühen 1960er-Jahren zunehmend zum reinen Fensterbaubetrieb. Die Produktionskapazitäten wurden sukzessive ausgebaut, Holz-Aluminiumfenster hatte man schon seit Beginn der 1960er im Programm und in den 70er-Jahren entwickelte man sich durch die PVC-Fensterfertigung zum Vollsortimenter. Schon immer galt es, exzellente Produkte mit modernsten Technologien zu produzieren und dieses Credo hat auch der jetzige Firmeninhaber Markus Walter verinnerlicht.
Digitalisierte Produktion, durchgängig papierlos
Walter ist überzeugt von der neuen Fensterproduktion – angefangen von dem halbautomatischen Profillager von Hegla mit 165 Lagerplätzen, bei dem die Telehub Palettengabel für den einfachen und platzsparenden Transport von Profilpaletten sorgt.
Weitere Highlights in der Produktionslinie: Eine neue Schweiß- und Putzstation von Rotox inklusive Eck- und Scherenlagerbohrer. Ein wichtiger Aspekt hier: Die häufig verwendete Acrylcolor-Oberfläche wird mit dem Eckenputzer besonders behandelt. In der nächsten Station werden Flügel- und Rahmenteile in Fächern sortiert und bereitgestellt. So lassen sich 360 Rahmen/Schicht durchschleusen. Diese werden automatisch mit Beschlägen versehen und den Rahmenanschlagstationen übergeben.
Dass das alles papierlos vonstattengeht, ist für den Fensterexperten selbstverständlich und dafür hat man im Betrieb die Klaes-Software e-prod installiert: Jeder Mitarbeiter erhält die Informationen auf seinem Monitor, die er gerade benötigt; das Ein- und Umplanen von Aufträgen ist jetzt ganz einfach. Übrigens werden auch die Glaslieferungen bei Walter in eine Sortieranlage eingeschleust – allerdings mit einer vorher stattfindenden Qualitätskontrolle bei Grünlicht, um Gläser mit nicht toleriertem Fehleranteil ausfiltern zu können.
Ein Fenster ist in 20 Minuten fertig
Markus Walter gibt im Gespräch an, dass man jetzt in der Lage sei, bis zu 200 Fenstereinheiten im Einschichtbetrieb zu fertigen. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass das Unternehmen ganz bewusst ausschließlich das S9000 Profil von Gealan verarbeitet. „Wir haben uns bereits vor zwei Jahren von den Systemen S7000 und S8000 verabschiedet, um eine einheitliche Bautiefe zu fahren. Damit konnten wir unsere Lagerhaltung und Abläufe weiter optimieren.“
Alles in allem dauert der Fertigungsprozess jetzt nur noch 20 Minuten. So lange dauert es von der Bearbeitung der Profile über die Hochzeit und zum Einsatz der Scheibe. Die Digitalisierung und der technische Fortschritt sind hier also keine Fremdwörter – gerade im Hinblick darauf, dass Walter rund 5,4 Millionen Euro für die neue Maschinen und die Fertigungshalle in die Hand genommen hat. „Das ist das größte Projekt in der Firmengeschichte“, bekennt Walter und verrät aber gleichzeitig, dass bereits die nächste Investition im Visier ist: Ein neues Verwaltungsgebäude und Erweiterungen für die Holzfensterproduktion stehen an.
Diese hat der Produzent bereits in der Vergangenheit immer wieder auf den neuesten Stand gebracht: Neben flexibler Maschinentechnik sorgt seit 2014 ein neuer Oberflächenbereich mit einem Spritzroboter von CMA für die hochwertige Beschichtung der Fenster und Türen. Zuvor werden die Flügel- und Blendrahmenteile in jeweils einer Conturex-CNC und einer Imprägnier- und Grundieranlage von Range & Heine bearbeitet. Die Kapazität des Fertigungsprozesses: Rund 50 Einheiten schafft hier eine Schicht. Jetzt ist geplant, dass nochmal in das Thema Holz-Endmontage und Kommissionierung investiert wird.
Das Qualitätsfenster setzt sich durch
Der Optimismus in das eigene Unternehmen und auch in die Branche ist Markus Walter nicht zu nehmen: „Wir sehen noch auf Dauer einen riesigen Absatzmarkt im süddeutschen Raum. Beispielsweise gibt es hier in Augsburg einen immens hohen Bedarf an günstigen Mehrfamilienhäusern und Sozialwohnungen. Und wir wissen, dass sich auch im Objekt am Ende das Qualitätsfenster durchsetzen wird.“ Er glaubt, dass billige Fenster keine echte Zukunft haben, da es immer noch einen geben wird, der es noch billiger kann. Seine Strategie ist es, in jedem Bereich qualitative Benchmarks zu setzen und auch mit vielen weiteren Serviceaspekten zu überzeugen. So werden beispielsweise Lieferversprechen auch wirklich eingehalten. Kein Wunder also, wenn immer mehr Händlerkunden Kontakt zu den Fenstermachern aus Augsburg aufnehmen.
Momentan macht das Händlergeschäft noch rund 25 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Walter kann sich vorstellen, dass dieser Bereich in Zukunft noch weiter wachsen wird. Aber auch das Objektgeschäft sei noch ausbaufähig, glaubt der Holzingenieur und Firmenlenker.—
Partner von Walter Fensterbau
Software: Horst Klaes GmbH & Co. KG
Profil: Gealan Fenster-Systeme
Holz-Aluminium-System: Stemeseder
Beschichter: Adler-Werk Lackfabrik
Holz: Holz-Schiller, Rall Holz OHG
Beschläge: Maco, Roto und GU im Bereich der Schiebetechnik
Glas: Glas Trösch GmbH, Roschmann Glas
Sonnenschutz: Roma, Beck + Heun