_ Überraschen und überzeugen kann Johann Putz auf jeden Fall: Sonst hätte er es nicht binnen eines 14-jährigen Zeitraums mit seiner Mannschaft geschafft, auf einen Jahresausstoß von 40 000 Kunststofffenstern und rund 6000 Haustüren zu kommen. Über außerordentlich großes Wachstumspotenzial verfügt das Unternehmen zudem – schließlich war der Anlass meines Redaktionsbesuches der Auftakt eines völlig neuen Geschäftsbereiches: Bislang bot man seinen rund 200 Händlerkunden Bauelemente aus Kunststoff (Gealan-Profile) und Aluminium (heroal) – jetzt hat man sich zum echten Vollsortimenter weiterentwickelt und eine Holzfensterproduktion quasi auf der grünen Wiese installiert.
Beim Blick auf das Vertriebsgebiet lässt der Businessplan von Putz noch Wachstumspotenziale zu: Beliefert der Bauelemente-Anbieter bislang vor allem Händler im näheren Umkreis und deckt aktuell damit noch nicht die Hälfte des bayrischen Freistaates ab, so sieht Putz noch viel Wachstumschancen durch neue Abnehmer in ganz Bayern und Österreich.
„Der Osten ist hier nicht weit weg“
Fragt man Johann Putz, ob er denn nicht zumindest Respekt vor den Anbietern jenseits der östlichen Landesgrenze habe, lautet seine Antwort: „Der Osten ist hier nicht weit weg. Wir müssen anders arbeiten und unseren Kunden immer noch etwas draufsetzen. So beispielsweise die Möglichkeit, unseren Autokran bei der Belieferung nutzen zu können. Unsere Kunden können dann die Elemente auf der Baustelle viel besser verteilen. Und wir alle wissen: Jede Stunde auf der Baustelle kostet richtig viel Geld. Der polnische Anbieter kann das alles nicht!“
Eines scheint mit das wichtigste Erfolgsrezept des bayrischen Fenstermachers zu sein: „Wir sind berechenbar für unseren Kunden und Lieferanten. Wir sind beständig und wir legen Wert auf eine gute partnerschaftliche Geschäftsbeziehung.“ Die Lieferzeiten gibt er mit 3 - 4 Wochen an, „aber wenn´s pressiert, dann können wir auch viel schneller.“ Auch das zähle für ihn zur bedingungslosen Kundenfokussierung. „Unsere Partner stehen deshalb treu zu uns, weil wir alles möglich machen, wenn es drauf ankommt.“
Hochwertig und effizient
Nicht vergleichbar sein will er bei seinem Angebot an Holz- und Holz-Alu-Fenster mit der Massenware aus Ost und West: „Unser Anspruch ist es, die Fenster als Möbelstücke zu behandeln.“ Aber gleichzeitig legt er großen Wert darauf, kostengünstig zu produzieren. Deshalb achtet er bei der Zusammenstellung der Fertigungsanlagen auf allerhöchstes Niveau. Dabei hatte Betriebsleiter Andreas Heiden die Aufgabe, die Anlagen zu integrieren und zu verketten. Besonderen Wert hat Putz dabei auf die Oberfläche gelegt: „Immer wieder konnte ich bei Marktbegleitern eine optimierungsfähige Oberfläche feststellen. Gleichzeitig sieht man in den Betrieben so viele Mitarbeiter, die die Elemente von Hand schleifen.“
Wenn man hier Änderungen herbeiführen will, muss man an den wichtigen Stellschrauben drehen: Das fange an bei der Holzauswahl, der leistungsstarken CNC-Bearbeitung durch eine Conturex von Weinig (mit Leitz-Werkzeugen), einer speziellen Oberflächenvergütung und höre nicht auf bei der Beschichtungsanlage (finiture) und ein darauf abgestimmtes Lacksystem – in diesem Fall von Adler aus Österreich.
Gerade aber die besondere Vorbehandlung der Kanteln sorge dafür, dass in der nachfolgenden Prozesskette Mehraufwände gar nicht erst entstehen. Im Einsatz ist bei den Fenstermachern hier die Q-Fin, eine Maschine vom Anlagenbauer Otto Martin zum geometrisch definierten Querkappen von Holzfasern. „Durch dieses ‚Quality Finishing‘-Verfahren wird die Holzoberfläche homogenisiert und dadurch in ihren Eigenschaften deutlich verbessert“, so der Leiter Produktmanagement bei Otto Martin, Michael Mühldorfer. Das Ergebnis: „Das Holz quillt nicht mehr und die Schleifvorgänge nach der Lackierung können weitgehend entfallen.“ Der Holzschutz bleibe dort, wo er hingehört: in und auf dem Holz. Mühldorfer schätzt, dass „über 20 Prozent der Kosten am Holzfenster durch die manuelle Qualitätsverbesserung der Oberfläche entstehen“. Diesen Anteil könne man durch die Q-Fin-Anlage mehr als halbieren.
So ist der Plan bei Putz: In diesem Jahr noch sollen bis zu 3000 Fenster aus Holz die Werkhallen verlassen. Ausgerichtet ist die Anlage auf einen Ausstoß von rund 5000 bis 8000 Fenstereinheiten/Jahr – zum überwiegenden Teil als Holz-Alu-Fenster (Aluschale von Stemeseder) mit den Holzarten Lärche, Eiche, Fichte und Meranti, die von Holz Schiller angeliefert werden.
Beeindruckende Ausstellung
Imposant ist zudem die sehr großzügige und geschmackvoll gestaltete Ausstellung. Darauf angesprochen erläutert Putz: „Viele Bauelementeanbieter führen doch lieber Aufträge aus, als um einen Kunden zu kämpfen.“
Im Verkaufsprozess möchte er deswegen die Händler größtmöglich unterstützen. „Unsere Ausstellung wird von unseren Händlern häufig genutzt, die wissen das zu schätzen. Wir möchten hier bewusst Atmosphäre schaffen – nur so lässt sich der Mehrwert, wie beispielsweise Fingerprint und erhöhter Einbruchschutz am Fenster und der Tür, verkaufen.“
Die Händler haben alle einen Schlüssel und können auch nach den Öffnungszeiten mit ihren Bauherren die Ausstellung betreten. Und auf der Fahrt hierhin könne der Bauelementehändler gleich eine persönliche Beziehung zum Kunden aufbauen, was zudem die Abschlussquote deutlich erhöhe. —
Das Repertoire von Putz
Die Firma Putz Fenster & Haustüren Design wurde im Jahre 2002 von Johann Putz gegründet. Mit über 70 Mitarbeitern wird in Büchlberg im Landkreis Passau und nicht weit weg von dem österreichisch-tschechischem Dreiländereck hohe Qualität von Kunststoff-Fenstern, Aluminium-Fenstern, Kunststoff-Haustüren, Aluminium-Haustüren maßgefertigt hergestellt. Neben Insektenschutz und Wintergärten liefert das Unternehmen auch Vordächer und mehr für Haustüren. Seit April ist man zugleich Hersteller für Holz- und Holz-Alu-Fenster.
Hier gliedert sich das Programm in einen Allrounder („Silva“, 80 mm Bautiefe und „Silva Fides“ mit Aluminiumschale, 100 mm), einem Fenster für gehobene Ansprüche („Siena“, 92 mm und „Siena Fides“ mit Aluschale, 112 mm), sowie ein flächenbündiges Architektenfenster („Fortis“, 92 mm und „Fortis Fides“ mit Aluminiumschale, 112 mm). Bei allen Holz- und Holzalufenstern werden die Schließteile rahmenbündig eingefräst. Die Isolierverglasung wird immer mit warmer Kante ausgeliefert.
Was kann die Q-Fin?
Der Anlagenbauer Otto Martin möchte mit der Q-Fin nicht nur die Sorgenfalten der Holzfensterbauer glätten, sondern auch dafür sorgen, dass die Holzoberflächen besonders glatt werden und sogar Möbellackqualität erreichen. In der Anlage werden Fensterkanteln nahezu jeder Abmessung so behandelt, dass ein manuelles Vorschleifen überflüssig werde. Auch auf den arbeitsintensiven und nicht immer prozesssicheren Zwischenschliff könne man verzichten.
Durch das feine Querkappen werden die Holzfasern mikroskopisch klein rechtwinklig angeschnitten. Und das in einer Definiertheit, die mit den herkömmlichen Bürstenmethoden nicht zu erreichen ist. Bei anschließendem Auftragen wasserbasierter Holzschutzmittel und Lacke stellen sich die Fasern nicht mehr auf. Die optischen Fehlstellen weichen einer homogenen, matten, gleichmäßig glatten Oberflächenstruktur mit einer diffusen Lichtreflexion. Je größer der Unterschied zwischen Früh- und Spätholz ist, etwa bei Fichte, desto mehr wirkt sich dieser positive Effekt aus. Und: Mithilfe dieser diffusen Lichtreflexion können Lacke mit einem höheren Glanzgrad eingesetzt werden.
Mittels einer speziellen Rollenführung werden Bauteile von 250 x 250 mm bis hinunter zu Leistenware von 10 x 10mm sicher durch die Maschine befördert – auch profilierte Kurzteile bis minimal 350mm Länge. Die größeren Dimensionen machen die Q-Fin auch für Fassadenbauer oder Wintergartenhersteller interessant.
Über einen Touchscreen werden jegliche Einstellungen vorgenommen. Primär sind das die Werkstückdimension, der Vorschub sowie die Drehzahlen der Aggregate. Um die Bedienung bestmöglich zu vereinfachen, können holzartbezogene Parametrierungen der Maschine abgespeichert werden. Die Maschine kann entweder nach dem Hobel oder nach der CNC-Fensteranlage in den Fertigungsprozess eingebunden werden. Dabei ist eine automatische Beschickung direkt aus einem Puffer eines Bearbeitungszentrums möglich. Hinter der Q-Fin kann eine direkte Übergabe in eine Durchlauf-Imprägnieranlage für liegende Holzfensterteile erfolgen.