Was sonst als Kunststoff-Fenster sollte ein Gebäude aus den 50er Jahren in Troisdorf bekommen, der „Wiege des Kunststoff-Fensters“? Das Gebäude war bis in die 80er Jahre die „Zentrale Ingenieurtechnik“ und damit eine der Schaltzentralen des Chemiekonzerns Dynamit Nobel AG. Nach mehreren Betriebsübergängen war der Bau zuletzt bis kurz nach dem Jahrtausendwechsel Vorstandssitz des Kunststoff-Verarbeiters HT Troplast AG.
Darüber freut sich auch die Firma Rolf Fensterbau GmbH aus Hennef, nach eigenen Aussagen größter Fensterhersteller im Rheinland: „Wir sind stolz, den Zuschlag für dieses Prestigeobjekt erhalten zu haben“, sagt Rolf-Geschäftsführer Frank Alefelder. Um das Gebäude fit für die Zukunft zu machen, werden derzeit 225 alte Fenster gegen neue wärmedämmende Kunststoff-Fenster – von Profine - getauscht.
Um den Wertstoffkreislauf sinnvoll zu schließen, werden die alten Fenster über das bundesweit flächendeckend agierende System der Rewindo GmbH, Fenster-Recycling-Service, mit Sitz in Bonn wiederverwertet. Dabei wird der wieder gewonnene Rohstoff genau dort eingesetzt, woher er eigentlich stammt: Aus alten Fenstern entstehen wieder neue.
In technischer und bauphysikalischer Hinsicht also genauso so gut wie neu, helfen die Recyclingprofile darüber hinaus bei der Vermeidung schädlicher Treibhausgase. So spart jede Tonne PVC-Recyclat, das in der Profilherstellung zum Einsatz kommt im Vergleich zu Primär PVC rund 1,87 Tonnen CO2.
Grundlage für die Wiederverwendung ist das werkstoffliche Recycling der gebrauchten Kunststoff-Fenster. Das übernimmt in diesem Fall die Dekura GmbH aus Höxter, einer der insgesamt acht Recyclingpartner der Rewindo und seit 2002 mit wachsendem Erfolg an der Umsetzung des Recyclings alter Kunststoff-Fenster, -rollläden und -türen tätig.
Ein praxiserprobtes Sammelsystem mit bedarfsorientierten Behältern ermöglicht dabei flächendeckend eine schnelle und flexible Übernahme des Altmaterials. Im Werk Höxter entsteht schließlich ein hochwertiges Granulat, das als Ausgangsmaterial für moderne Kunststoff-Fenster verwendet wird. Durch die sortenreine Abtrennung verschiedener Metalle und anderer Fraktionen werden nebenbei auch weitere Rohstoffe aus den alten Fenstern für die Wiederverwertung gewonnen.
Dazu Jörg Schiffner vom Dekura-Einkauf: „Allein im vergangenen Jahr haben wir über 1,5 Mio. Euro in die Altfensteraufbereitung investiert. Weitere Investitionen werden folgen. Schon heute liegt die technische Kapazität der Dekura oberhalb 50.000 Tonnen Input pro Jahr.“
Die Rewindo mit ihren Partnern konnte 2016 knapp 30.000 Tonnen PVC-Regranulat gewinnen. Dies entspricht etwa 1,8 Millionen recycelter Altfenster. Hinzu kommen über 74.000 Tonnen Produktionsabfall.