Volker Odenbach, Glaser und Fensterbauer aus Landau, ist verzweifelt. Er soll 26 000 Euro berappen für einen Materialfehler, den er nicht zu verantworten hat. „Ich habe mit einem Bundesrichter a.D. gesprochen. Der meinte, ich hätte hier keine Chance.“ Der Versuch, Händler und Hersteller in die Pflicht zu nehmen, würde scheitern, denn alle hätten sich nach der geltenden Rechtslage verhalten. Jetzt will Odenbach mit einem offenen Brief an Justizminister Heiko Maas auf die Missstände aufmerksam machen und appelliert an Handwerkerkollegen, die online-Petition „Mit einer Stimme“ zu unterzeichnen. Hier der offene Brief von Volker Odenbach an Justizminister Heiko Maas:
„Sehr geehrter Minister Maas, mit diesem Schreiben möchte ich Sie auf einen Umstand mit fatalen Folgen aufmerksam machen. Seit Juli 1980 betreibe ich einen Glaserei- und Fensterbaubetrieb in Landau in der Pfalz. Bis 1998 hatte ich bis zu 20 Mitarbeiter. Betriebliche und private Umstände zwangen mich zur Aufgabe des Betriebes in dieser Größe. Diese Entscheidung traf ich in der Herzklinik Kaiserslautern – ich hatte einen Schuldenberg erwirtschaftet, der nur mit allergrößten Anstrengungen abgebaut werden konnte. Jetzt bin ich seit sieben Jahren schuldenfrei.
Nun zur Sache: 2013 bekam ich einen Auftrag von einem Künstler, der großflächige Bilder malt. Im November 2014 beauftragte mich der Auftragnehmer mit der Ausstattung der restlichen Fenster. Da der Künstler für sein Atelier großflächige, einbruchhemmende Verglasungen wünschte, fiel die Wahl auf Stahl als Rahmenwerkstoff. Die Fenster wiegen bis zu 495 kg. Da ich selbst keine Schlosserei habe, hatte ich die Fensterelemente bei einer ortsansässigen Stahlhandelsfirma bestellt, die diese wiederum in Frankreich herstellen ließ. Der Hersteller der Profile schreibt in seiner Verarbeiterrichtlinie, dass die Fenster für den Außenbereich nur bandverzinkt verarbeitet werden dürfen. Da die Fenster mit fertiger Oberflächenbeschichtung geliefert wurden, konnte ich nicht erkennen, dass diese NICHT verzinkt waren. Nach 4-6 Wochen stellte ich fest, dass sich Rost am Rahmen angesetzt hatte. Erst nachdem ich ein Institut zur Begutachtung beauftragte, kam der Fehler zum Vorschein und ich informierte meinen Kunden wahrheitsgemäß über das Problem. Der wiederum wünscht nun neue Fensterelemente.
Was ich nicht glauben konnte: Die Aus- und Einbaukosten bleiben jetzt an mir hangen. Diese belaufen sich, geschuldet durch das enorme Gewicht der Fenster, auf 16 000 Euro. Da mein Kunde in dieser Montagezeit nicht arbeiten kann, verlangt er von mir 10 000 Euro Schadensersatz. Fatal ist: Mich schützt kein Paragraf vor diesem UNRECHT! Mich bringt das als Firma und auch als Mensch um. Wieder stehe ich vor dem Nichts und vermag nicht zu begreifen, dass so etwas möglich ist. Das muss geändert werden – diese Rechtslage ermöglicht menschliche Dramen und Schicksale, die so nicht akzeptiert werden können. Deshalb: Retten Sie Handwerksbetriebe und retten Sie Arbeitsplätze.“
Im Telefonat mit Volker Odenbach weist er auf die Notwendigkeit hin, dass möglichst viele Handwerker sich mit der Thematik befassen – sonst würden auch sie im Schadensfall „dumm dastehen“. Für ihn komme zwar eine Gesetzesänderung zu spät – aber dennoch sehe er es als seine Pflicht an, die Kollegen zu warnen und er möchte mithelfen, dass die online-Petition doch noch zu einem Erfolg wird: „Mit einer Stimme“ hat sich nämlich zum Ziel gesetzt, eine Gesetzesänderung herbeizuführen. Dafür müssen mindestens 50 000 Unterstützer eingesammelt werden. Jeder kann seine Stimme dazu abgeben.