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GLASWELT vor Ort: Oppold System

“Wir machen die Produktionsplanung für die nächsten 10 Jahre“

_ Oberkochen ist in mehrerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes: Als einzige deutsche Stadt kommt man hier ohne Verkehrsampel aus, die Kleinstadt im Ostalbkreis hat mehr Arbeitsplätze als erwerbsfähige Bewohner zu bieten und hier befinden sich Unternehmen mit einer sehr langen Tradition: Bis ins 19. Jahrhundert reicht diese beispielsweise bei Oppold zurück: Gründer August Oppold startete die eigene Maschinenbohrer-Werkstatt 1896 nach seiner Tätigkeit als Meister bei der „Württembergischen Holzbohrerfabrik“.

Heute führt Maschinenbauingenieur Carsten Jungk die Geschäfte, der seit 1982 im Unternehmen tätig ist und den Betrieb 2002 vollständig übernommen und neu aufgebaut hat.

Schon immer den Fensterbau im Blick

Mit dem Neustart wurden gleich neue Werkzeugentwicklungen auf den Markt gebracht – „da haben wir uns in den letzten 15 Jahren bei unseren über 750 Fensterbauern und in der Branche generell einen guten Namen gemacht.“ Betonen möchte Jungk dabei, dass das Unternehmen schon immer fokussiert war auf die Fenster- und Türenherstellung. Etwas mehr als die Hälfte der Werkzeuge werden an Kunden in Deutschland geliefert, der Rest weltweit exportiert. Das letzte Jahrzehnt habe gezeigt: „CNC-Fertigung ist in unserer Branche Stand der Technik“ und damit beschäftigen er und seine Mannschaft sich hauptsächlich. „Nach wie vor gehören Werkzeuge für Winkelanlagen und Standardmaschinen zum Tagesgeschäft.“

Jungk spricht grundsätzlich von Stabdurchlaufanlagen und meint damit sowohl größere Winkelanlagen als auch die Flächenbearbeitungszentren und die BAZ: „Es geht immer darum: Stab drauf, Stab auf allen sechs Seiten bearbeiten und Stab auf der anderen Seite wieder raus.“

Wichtiger finaler Kick-Off-Termin

Für den Fensterbauer ist die Bedeutung der Werkzeugplanung und -bestückung immens: „Wenn ein Kunde ein neues BAZ kauft, dann legen wir fest, welche Fenster er in den nächsten 10 Jahren produziert. Wir machen dem Kunden seine ganze Produktionsplanung für die Zukunft.“

Und so kommt er auf den sogenannten Kick-Off-Termin zu sprechen, an dem sich alle Beteiligten – Anlagenbauer, Softwarehaus, Werkzeug- und Beschlägelieferant und Fensterbauer selbst an einem Tisch setzen. Die Aufträge sind schon vorher erteilt, aber erst dann setzen sich alle zusammen, um sich gemeinsam für den Projekterfolg zu verständigen.

Zu diesem Zeitpunkt hat der Werkzeuglieferant mit dem Fensterbauer im Vorfeld bereits festgelegt, wie die einzelnen Systeme aussehen werden. Es liegen also Systemschnitte und Werkzeugpläne – die konstruktiven Festlegungen – auf dem Tisch, „die so detailliert wie möglich sind.“ Unangenehm werde es dann nur, wenn dem Fensterbauer zum Kick-Off oder gar zu einem noch späteren Zeitpunkt Systemänderungen einfallen – die Auswirkungen der Änderungen sind dann oft viel größer als angenommen.

Jungk sagt deshalb: „Am allerliebsten sind uns natürlich die Firmen, die genau wissen, was sie wollen.“

Schlitz-Zapfen oder Hybrid?

Auf die Frage nach der Schlitz-Zapfen-Verbindung bei BAZ bekennt der Werkzeugmacher, dass diese selten geworden seien und nennt auch gleich zwei Nachteile: „Der Werkzeugumfang und der Platzbedarf im Magazin sind bei der traditionellen Eckverbindung deutlich umfangreicher.“

Die mittlerweile in Deutschland am häufigsten gewählte Verbindung sei die gestemmte Ecke bzw. die „Hybridecke“. Hier erhöht sich zwar der konstruktive und planerische Aufwand für den Werkzeugmacher sowie die Softwarehäuser im Vergleich zu einer traditionellen Eckverbindung. Aber „bei unserer Hybridecke werden die Vorteile einer klassischen Schlitz-Zapfen-Verbindung und einer gestemmten Eckverbindung vereint. Die Geometrie der Ecke ermöglicht eine äußerst rationelle Fertigung. Kleinere Werkzeugdurchmesser und geringeres Werkzeuggewicht sorgen für eine bessere Nutzung des Magazins.“

Was die Qualität der Verbindung angeht, so urteilt er: „Die gekonterte und gedübelte Eckverbindung ist genauso wie der Schlitz-Zapfen seit Jahrzehnten bewährt. Von der Verbindungsqualität her ist für mich Schlitz-Zapfen das Maß aller Dinge, direkt danach kommt die Hybridecke. Hier wird eine erhöhte Festigkeit durch Vergrößerung der Leimflächen erreicht. Wetterseitig sind keine Sacklöcher angebracht, um Staunässebildung zu vermeiden.“

Generell gilt, dass für jeden Kunden die Eckverbindung konstruktiv festgelegt wird. Kein Werkzeug gleiche dabei dem anderen. „Mindestens 2/3 der Auftragsdurchlaufzeit betrifft die Konstruktion, die Entwicklung und die Planung mit dem Fensterbauer“, so Jungk. Weniger als 1/3 der Durchlaufzeit wird dann für die Herstellung des Werkzeugs benötigt.

Werkzeug-Philosophien

Was diese Werkzeug-Konstruktion angeht, so habe hier jeder Anbieter seine eigene Philosophie: „Uns ist es wichtig, unsere Werkzeuge an die jeweilige Falzgeometrie anzupassen. Das erhöht zwar erheblich den konstruktiven Auwand, führt aber im Ergebnis zu einer besseren Fräsqualität. Andere legen eher Wert darauf, mit einem Werkzeugkörper über möglichst viel Holz zu schneiden. Dann braucht man zwar weniger einzelne Verschleißteile, die aber entsprechend größer und teurer sind.“

Im Gespräch kommen wir auf die Folgeaufträge zu sprechen: Hier gebe es eine deutliche Nachfrage nach Werkzeug für Hebe-Schiebe-Anlagen, bautiefere Ergänzungs-Systeme und Schrägfalzgeometrien bei Holz-Aluminium-Profilen. „Aber auch Schwingfenstersysteme und flächenbündige Systeme werden immer häufiger nachgefragt.“

Was das Geschäft allgemein angeht, so bekennt Jungk, dass ihn zwar die Auslastung und die Auftragslage zufriedenstelle. „Unbefriedigend ist allerdings die Ertragslage.“ Leider sehe der Fensterbauer zu oft nur die Werkzeuge, also die Hardware. Es fehlt ihm der Blick auf die Gesamtleistung, die sich dahinter verberge. —

Daniel Mund

OPPOLD SYSTEM

Das Unternehmen mit Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert stellt flexible und innovative Werkzeuge für die professionelle Holzbearbeitung her. Der Großteil der Werkzeugausführungen sind Einzelanfertigungen oder werden in kleinen Serien produziert. Die Produktpalette umfasst sowohl hochkomplexe Werkzeugsysteme für die neuste Generation von CNC-Bearbeitungszentren als auch den Werkzeugbedarf von Tischler- und Schreinereibetrieben – insbesondere für die Fenster- und Türenproduktion.

Nach eigenen Angaben sind rund 20 % aller Beschäftigten mit Entwicklungs- und Konstruktionsaufgaben betraut.

www.oppold-system.de

Halle 8, Stand 422

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