Richtig und konsequent praktiziert, stellt die freie Lüftung oder Fensterlüftung unter den Lüftungsvarianten ohne Wärmerückgewinnung (WRG) eine effektive Variante dar. Mit einer einzigen Querlüftung kann man so in der kalten Jahreszeit einem vollständigen Luftwechsel in ca. 2–3 Minuten erreichen. Leider ist die konsequente Umsetzung dieser Methode die Ausnahme. Zwischenzeitlich hat die Industrie unterschiedliche Systeme entwickelt, welche hier mehr oder weniger wirksame Abhilfe schaffen. Fensterlüftersysteme sind Konstruktionen, die ohne zusätzliche mechanische Energie arbeiten. Man kann solche Systeme deshalb als „Passiv-Systeme“ bezeichnen. Die Belüftungsvorgänge hängen von äußeren Parametern, wie Winddruck oder von natürlichen Auftriebseffekten ab. Aufgrund ihres Funktionsprinzips nehmen sie dem Benutzer zwar das Lüften teilweise ab, nutzerunabhängig sind sie hingegen nicht.
Alternative Lösungen sind Zwangsbelüftungssysteme. Diese besitzen in der Regel elektrisch angetriebene Ventilatoren. Anlagen können zentral und dezentral betrieben werden. Eine Mischform aus Schachtlüftungssystem (z.B. für die Belüftung von innenliegenden Bädern) und Zwangsbelüftung stellt die sogenannte Hybridlüftung dar. Mittels einer Differenzdruckerauswertung tritt der im Abluftkanal positionierte Lüfter nur dann in Aktion, wenn die natürlichen Druckdifferenzen für eine zuverlässige Belüftung der Räume nicht ausreichen. In Verbindung mit gesteuerten Zuluftventilen kann dies eine sehr effektive Methode der Raumbelüftung sein, da dann nur bei übermäßiger Feuchte eine Belüftung erfolgt. Aus technischer Sicht sind gut dimensionierte Lüftungsanlagen mit WRG die energetisch effektivsten Systeme. Allerdings können zusätzliche Kosten die Nutzenrelation deutlich reduzieren.
Fazit
Wer aus energetischer Sicht moderate Ansprüche hat, ist bereits mit passiven Systemen, zum Beispiel Fensterfalzlüfter, justierbare Öffnungsschlitze etc. gut bedient. Diese Systeme lassen sich nachträglich einbauen und sind kostengünstig. Wartungskosten fallen praktisch keine an. Allerdings ist die geforderte Belüftung von Randbedingungen abhängig und kann deshalb nicht als nutzerunabhängig angesehen werden.
Mechanische Lüftungssysteme mit oder ohne WRG sind zweifelsohne die Favoriten in der Gebäudebelüftung. Nutzerunabhängige Lüftungssysteme sind aber für energetische hoch optimierte Gebäude eine absolutes Muss. Nur so kann sichergestellt werden, dass Energieeffizienz gemeinsam mit Wohnkomfort und Wohnhygiene in Einklang gebracht wird.—
Lüftungssystem-Arten
Passive Lüftungssysteme können in Falzbereiche der Fenster, in Fensterbänke, in Fensterrahmen, in Wände direkt etc. eingebaut werden. Diese Systeme ermöglichen eine Raumbelüftung in Abhängigkeit von äußeren Druckdifferenzen. Da die Druckunterschiede sehr klein aber auch sehr groß sein können, ist der Luftwechsel mal größer mal kleiner. Obwohl die Wirksamkeit solcher Systeme nicht ganz an die Zwangsbelüfteten heranreicht, können solche Konstruktionen einen wichtigen Anteil zum gesunden und schimmelpilzfreien Wohnraumklima beitragen.
Aktive Lüftungssysteme sind im Nichtwohngebäudebereich auch in Verbindung mit Klimasystemen zahlreich anzutreffen. Dort sind die Anforderungen gänzlich unterschiedlich, meist müssen die raumklimatischen Randbedingungen Temperatur und Feuchte in sehr engen Grenzen gehalten werden. Passivhauskonstruktionen sind ohne effiziente Wärmerückgewinnungsanlagen nicht realisierbar. Aber auch schon die Erreichung eines KfW 40 Energiehausstandards lässt sich i.A. nur unter Nutzung regenerativer Systeme realisieren. Anlagen werden im Allgemeinen als Zentralsystem mit WRG ausgeführt (Neubausituation). Im Bestand sind dezentrale Systeme in der Regel einfacher zu realisieren.
Hybride Lüftungssysteme: Hier wird die eigentlich passive Schachtlüftung mit einem bei Bedarf zuschaltbaren Abluftventilator kombiniert. In Verbindung mit z.B. Feuchte geregelten Zuluftöffnungen lassen sich so mit geringem energetischen Aufwand die Luftwechsel nutzerunabhängig realisieren. Ein zuschaltbarer Ventilator überbrückt die nicht vorhandene Druckdifferenz im Schachtsystem.