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Wohin entwickeln sich Fassaden

Warum können wir Häuser nicht so bauen wie Autos?

„Wir von der Fassaden-Research-Gruppe (der TU Delft) sehen gegenwärtig zwei große Trends bei der Weiterentwicklung von Fassaden: Energie und Material“, so Prof. Ulrich Knaack, vom Institut für Bautechnik der TU Delft. „Wobei wir bei den Materialien in Zukunft noch erstaunliche Möglichkeiten entdecken werden.“

„Ein kalter Tag im Winter erfordert ganz andere Fassaden-Eigenschaften als ein heißer Sommertag, darauf muss die Gebäudehülle reagieren“, so Prof. Andreas Fuchs, FH Rhein-Main in Wiesbaden (https://fat-lab.de/): Ein solches System sei das 2° Concept von Schüco, das er mit entwickelt hat. Es diene der Wärmedämmung, dem Sonnenschutz und der Energiegewinnung. Durch flexible Layer-Technologie (Schichten-Technologie) kann man das Gebäude entsprechend Jahres -und Tageszeiten mehr oder weniger öffnen oder schließen, um die Heiz- und Kühlenergie zu minimieren. Dies erfolge mittels lichtdurchlässiger Funktionselemente mit integrierten PV-Modulen, die gleichzeitig zur Verschattung und Stromgewinnung genutzt werden können.

Produktdesigner Prof. Wim Poelman, Uni Twente (NL), unterstrich die Notwendigkeit, die Entwicklungszyklen zu beschleunigen. Dazu sei der Technologietransfer aus unterschiedlichen Bereichen sinnvoll und notwendig: „Schauen Sie nach rechts und links, bevor Sie etwas Neues im Bereich Fassade entwickeln wollen. Vielleicht gibt es ja bereits in einem anderen Umfeld genau die Anwendung, die Sie brauchen.

Anne Beim, Kopenhagen, untersuchte die Frage, wie man industrielle Prozesse in nachhaltige Designstrategien um- bzw. übersetzt.

Die Entwicklungsprozesse am Bau dauern zu lang. Das Minimum liegt bei 10 Jahren: „Warum können wir Häuser nicht so bauen wie Autos?“

Die Anwort: Auch wenn es bei Fassaden zunehmend Bestrebungen gebe, Fertigungsweisen aus der Automobilindustrie zu adaptieren, Gebäude sind keine Massenprodukte, sondern Maßanfertigungen, die vielfach in Handarbeit erstellt werden. Gleichzeitig arbeiten aber auch ganz verschiedene Gruppen zusammen, die sehr oft in ihren Arbeitsweisen nicht vergleichbar sind, etwa der Beton- und der Fassadenbauer. Für die Optimierung werde die Vorfertigung zunehmen interessanter. Dazu brauche man künftig aber genaue definierte Schnittstellen, die koordiniert werden müssen.

An diesem Punkt setze Fassadenberater Lars Anders von Priedemann, Berlin (http://www.priedemann.de) an. Von der Planung bis zur finalen Umsetzung darf nichts verloren gehen, sobald das Projekt dem Generalplaner übergeben wird. Die planenden Ingenieure sollten deshalb in Zukunft für die praktische Umsetzung mehr Verantwortung übernehmen. Allerdings muss der Ingenieur wissen, wovon er spricht, damit die Planung im Bauprozess nicht gekippt wird. Anders: „Wir bauen oft auf eigene Kosten ein Fassaden-Mock-up (1:1 Modell). So belegen wir, was man umsetzen kann und haben auch die Kostenfrage im Griff.“

Prof. Dirk Broer, TU Eindhoven, zeigte Potenziale von organischen Nano-Materialen auf: Man könne Nano-Oberflächen zur Energiegewinnung und Steuerung von Bauteilen nutzen. Sowie Anwendungen, die bei Regen elektrische Impulse ausstoßen, um die Fenster zu schließen oder bei zu hoher CO2-Konzentration diese öffnen. Man arbeite an Materialien, die sich bei hoher Sonneneinstrahlung aufstellen und bei Strahlungsrückgang zusammenziehen. Solche Systeme könnten für selbsttätige Sonnschutzlammellen eingesetzt werden. Die Herausforderung werde darin liegen, die Nano-Anwendung aus dem Labor in die Fassadenpraxis zu überführen.

Matthias Rehberger

FassadenFachBücher

Die Fassaden-Research-Gruppe der TU Delft gibt neben den Büchern zu den bislang fünf Fachkonferenzen „The future envelope“ auch die ­imagine-Buchreihe heraus. Diese konzentriert sich nicht nur auf technische Themen bei Fassade und Fassadenentwicklungen, auch Strategiefragen und Analysen der Anforderungen werden darin diskutiert.

Weitere Infos zu den Veröffentlichungen des Lehrstuhls findet man unter

http://www.bk.tudelft.nl/en/research/publications

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