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“Wir werden Vorreiter sein“

GLASWELT: Welche Funktionen hat Assovetro inne?

Müller: Assovetro, die italienische Vereinigung der Glasindustrie und Glasverarbeiter, vereinigt in sich ca. 80 Mitgliedsunternehmen in sieben verschiedenen Gruppen von Herstellern, beispielsweise die Basisglashersteller, die Kunstglasverarbeiter oder die Isolierglasbranche. Als Präsidentin von Assovetro bin ich also für die Gruppe der Verarbeiter zuständig. Unser Markt hier ist ganz anders strukturiert als der deutsche: in Italien gibt es ca. 1000 Isolierglashersteller, darunter viele kleine Firmen. Dagegen gibt es in Deutschland weniger, dafür aber größere Betriebe. In Italien herrscht noch eine enge Verbindung zwischen Glaser und Fensterbauer; bei uns hat fast jeder Fensterbauer seinen eigenen Glaser. Das ergibt eine andere Konfiguration.

GLASWELT: Die MADE Expo geht auf Ihre Initiative zurück?

Müller: Es gab drei Initiatoren, die sich für den Wechsel von Bologna nach Mailand einsetzten und damit die MADE schufen: Made Eventi Srl, Federlegno-Arredo (der Italienische Verband der Holz-, Kork, Möbel und Zulieferindustrie) und UNCSAAL (der Verband der Italienischen Aluminium- und Stahlhersteller für Fenster, Türen und Fassaden). Einige der UNCSAAL Mitglieder sind im Fensterbereich involviert, während Assovetro sich nur mit Glas beschäftigt.

GLASWELT: War die Neuschöpfung MADE Expo ein unkomplizierter Vorgang?

Müller: Ganz und gar nicht. Selbst innerhalb von Assovetro war es nicht einfach, denn als Verband waren wir vorher nie auf einer Messe vertreten. Durch mein Engagement bei der Südtiroler Klimahausmesse für die Firma Glas Müller war mir aber bewusst, wie notwendig es ist, dass man sich präsentiert. Schließlich gelang es mir, die Assovetro-Mitglieder zu einer Teilnahme an der MADE Expo zu bewegen und heute sind alle, die vorher skeptisch waren, froh drüber, dass ich die Courage hatte, hier mitzumachen. Wir als Glasverband sind erfolgreich auf dieser Messe vertreten. Wir können auf zahlreiche Nachfragen von projektierenden Architekten und von Glasern in diesen Tagen zurückblicken und ich sehe mich durch diese Resonanz darin bestätigt, dass das Bedürfnis nach Information sehr groß ist.

GLASWELT: Gibt es Schwerpunkte, die Sie hier kommunizieren?

Müller: Die Italiener wollen die Qualität ihrer Gebäude erhöhen, daher ist großer Informationsbedarf über Glas vorhanden. Seit kurzem haben wir in Italien eine Energieeinsparverordnung, es gibt neue Gesetze zum Thema Energieeinsparung und zum Schallschutz in Zusammenhang mit der europäischen Normung. Assovetro will die Fort- und Weiterbildung für Glaser und Fensterbauer organisieren. Wir müssen teilweise noch etwas aufholen, aber ich denke, dass wir bald eine Vorreiter-Position innehaben werden. Nehmen Sie zum Beispiel die Norm 1279, die in Italien durch die SSV (Anm. d. Red: vergleichbar mit dem ift Rosenheim) sehr schnell umgesetzt wurde.

GLASWELT: Wo sehen Sie die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Deutschland und Italien?

Müller: Aus Sicht der Glaser haben wir in Italien genügend Arbeit für den italienischen Markt und deshalb haben wir sicher nicht das Interesse, nach Deutschland zu liefern – was das Glas anbelangt. Das ist aber auch eine Preisfrage: in Deutschland herrschen sehr niedrige Preise. Ich als Südtirolerin spüre eher den deutschen und österreichischen Wettbewerb in Sachen Preisdruck – das geht den Italienern genauso.

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