„Während die Bibel sich zur Regelung des menschlichen Lebens auf die Zehn Gebote beschränkt, ist die Zahl der technischen Regelungen allein in unserer Branche kaum mehr zu überschauen“, so Franz Hauk, Obmann des Ausschusses Normung und Technik im Verband der Fenster- und Fassadenhersteller (VFF). Hauk spitzte damit die These des Vortrags von Hans-H. Zimmermann zu. Sein Thema „Normen, sind sie noch Stand der Technik?“ stand im Mittelpunkt der Fachtagung Normung und Technik am 24. Juni in Kassel, die von rund 60 Teilnehmern besucht wurde. Weitere Themen der Veranstaltung waren unter anderem die EnEV 2009, die gegenwärtigen Grenzen für Glasanwendungen, neue Richtlinien und Merkblätter für Glas sowie der Schallschutz.
„Es darf nur das unbedingt Notwendige genormt werden. Normung ist kein Selbstzweck.“ Vor dem Hintergrund dieser zentralen These stellte Zimmermann, unabhängiger Berater für Fassadentechnik, durchaus provokante Überlegungen zur Normungsflut und ihren unangenehmen Nebenwirkungen an: Mit 700000 Gesetzen und Verordnungen ist Deutschland Marktführer in der Regulierung. Der Bau ist daran nicht unerheblich beteiligt. Die unüberschaubare und schwer nachvollziehbare Normierung könne seltsame Folgen haben: „Es ist durchaus möglich, dass ein Architekt zur Erarbeitung der Normen länger braucht als für die Planung des eigentlichen Gebäudes.“
Vorträge zum Thema Glas und Schallschutz bildeten einen weiteren Schwerpunkt der Veranstaltung. Christoph Troska von der Pilkington Deutschland AG sprach über „Grenzen für Glasanwendungen“. Nach dem Vortrag stellte sich mancher Teilnehmer die Frage, ob es überhaupt solche Grenzen gibt. Michael Elstner von Interpane referierte über „Neue Richtlinien und Merkblätter für Glas“, und Andreas Preuss vom ift Schallschutzzentrum gab einen Einblick in das komplexe Thema „Schallschutz mit Fenstern und Fassaden“.
Die Neuerungen der Energieeinsparverordnung gehören zu den regelmäßig wiederkehrenden Themen der Fachtagungen Normung und Technik. Prof. Dr.-Ing. Anton Maas von der Universität Kassel erläuterte die aktuellen Regelungen der EnEV 2009, die im Oktober in Kraft tritt. Mit einem Ausblick auf 2012 und einer Prognose für 2020 verdeutlichte er schließlich, wohin die Reise in Sachen Gebäudeenergieeffizienz geht.
„Natürlich wissen gerade wir vom technischen Ausschuss, wie wichtig Normen und andere Regelungen sind“, so Hauk zum Abschluss der Veranstaltung. „Doch wir müssen immer wieder auch den Finger in die Wunde legen, damit die Normierung sich in vernünftigen Grenzen hält.“