GLASWELT: Herr Schmidt, der Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie e.V, die Gütegemeinschaft Schlösser und Beschläge e.V. und das Prüfinstitut sind eng miteinander verknüpft. Welche Vorteile bringt das?
Schmidt: Wir sind in rund 40 nationalen und internationalen Normungsgremien tätig, und wissen so nicht nur, was aktuell von den Herstellern gefordert wird, sondern haben auch die künftigen Entwicklungen der Regelwerke im Blick, das ist eine gute Basis für unsere Prüftätigkeit.
Ehle: Ja, unsere Arbeit umfasst alle für Beschläge relevanten Regelwerke, wie etwa die VOB oder die Bauregelliste. Deshalb wussten wir auch schon frühzeitig , was mit der neuen europäischen Fensternorm EN 14351-1, die ab Februar 2009 Gültigkeit hat, auf die Verarbeiter zukommt.
GLASWELT: Warum war es für ihre Prüfstelle wichtig, die DIBt -Notifizierung zu erhalten?
Ehle: Mit der Notifizierung ist das PIV für die kommende EN 14351-1 gerüstet, da in gut einem Jahr alle in Verkehr gebrachten Fenster und Außentüren mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet werden müssen. Das bedeutet für die Hersteller eine Reihe zusätzlicher Prüfungen, und wir sind jetzt in der Lage, diese umfassend durchzuführen. Die Verarbeiter können bei uns nun prüfen lassen, ob ihre Produkte den verbindlichen Normanforderungen bei Schlagregendichtheit, Widerstandsfähigkeit gegen Windlast, Luftdurch-lässigkeit und weiterer Eigenschaften entsprechen.
Schmidt: Fenster- und Haustürproduzenten können beim PIV für ihre Produkte alle relevanten Prüfungen in Auftrag geben. Dann können sie, wie im Konformitätsnachweisverfahren 3 vorgesehen, als Hersteller selbst die eigenen Produkte mit der CE-Zeichen versehen.
GLASWELT: Wenn die Verarbeiter selbst ihre Produkte kennzeichnen müssen, ist das nicht ein Mehraufwand im Gegensatz zu früher?
Schmidt: Da haben Sie sicher recht, ab 2009 kommt auf Fenster- und Fassadenbauer ein erheblicher Prüfaufwand zu. Allerdings gibt es mehrere Projekte, die dafür Sorge tragen werden, dass nicht jeder Fensterhersteller Einzelprüfungen vornehmen muss. Hier möchte ich die Initiativen des Tischlerhandwerks NRW und von Beschlaghändlern erwähnen.
Ehle: Dennoch entsteht durch Einzel- und Sonderprüfungen ein zusätzlicher Prüfbedarf. Die Festlegung der Typfamilie erfolgt durch den Hersteller selbst, so liegen Veränderungen innerhalb der Typenfamilie in seiner Verantwortung.
GLASWELT: Noch eine abschließende Frage: Welche zukünftigen Entwicklungen sehen Sie auf dem Beschlagmarkt?
Schmidt: Die Beschlagprodukte werden zunehmend komplexer und kombinierte mechanische und elektronische Systeme sind auf dem Vormarsch: Das sehen wir beispielsweise daran, dass wir immer häufiger mechatronische Systeme zur Prüfung vorgelegt bekommen.
Ehle: Wir sind aber davon überzeugt, dass die reine Mechanik auch in Zukunft immer gefragt sein wird, selbst wenn der Einsatz von Elektronikbauteilen stetig zunimmt.
Schmidt: Unsere Prognose lautet: die Nachfrage nach komfortablen, mechatronischen Beschlaglösungen wird wachsen, im Objektbau ebenso wie im anspruchsvollen privaten Wohnungsbau.—
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PIV – Prüfinstitut in Velbert