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Holzforschung Austria lädt zum Jubiläum des Fenster-Türen-Treffs

“Die Elemente sind größer geworden“

Seit 2001 gibt es den Fenster-Türen-Treff der HFA, der mit der „Plattform Fenster und Fensterfassaden und der „Bundesinnung der Tischler“ kooperiert. Die Veranstaltung ist materialunabhängig und wird von den namhaften österreichischen Herstellern unterstützt. Standen in den ersten Jahren noch die grundsätzlichen Konstruktionstechniken und Materialentwicklungen im Mittelpunkt, sind heute Themen wie Energieeinsparung, Sicherheit, Glaskleben, neue Glastechnologien, Lüftung und Photovoltaik am Fenster angeboten.

GLASWELT: Fensterkonstruktionen werden immer größer und aufwendiger. Wie werden Fenster zur Fassade hin abgegrenzt?

Schober: Das wurde in Österreich normativ geregelt. Grundsätzlich hat ein Fenster einen umlaufenden Rahmen und entwässert sich selbst. Dazu muss ein Fenster mindestens auf einer Seite mit dem Baukörper verbunden sein. Eine Koppelung von 2 x 3 Fenstern bleibt ein Fens­ter. Bei der Koppelung von 3 x 3 Fenstern ist das mittlere nicht mehr mit dem Wandbildner verbunden und damit ist dies eine Fassade. Somit ist z.B. ein Fensterband eindeutig ein Fenster und keine Fassade. Das gilt unabhängig von der Größe, es ist aber ein statischer Nachweis für die Koppelfuge erforderlich. Je größer die Elemente werden, des­to entscheidender werden die Kopplungsfugen und dessen statische Bemessung.

GLASWELT: Wie steht die HFA zum Thema Fassade – gehört dies überhaupt in Ihr Aufgabengebiet?

Schober: Die Ausrichtung der HFA war ursprünglich Fenster und Türen und hat sich um die Themen wie Beschläge, Fassaden aber auch Haustechnik erweitert. Unsere zu betreuenden Firmen entwickeln sich in Richtung Fassade. Wir als Institut gehen diese Entwicklung mit, bzw. sind Vorreiter. Darauf haben wir mit unserer Geräteausrüstung reagiert: Wir setzen einen Fens­terprüfstand von 3 x 4 m und einen ­zusätzlichen Fassadenprüfstand 6 x 6 m ein. Fensterindustrie und -gewerbe gehen den Schritt hin in Richtung Kleinfassade. Wir versuchen, dies bestmöglich zu betreuen. Früher hat der Fensterbauer lediglich Löcher geschlossen, heute geht er in eine Fassadenintegration. Manche haben diesen Schritt getan, viele werden ihn noch gehen – müssen.

„Lüftung ist eigentlich das Thema des Fensters, doch die Fensterbranche hat diese Chance verpasst.“

GLASWELT: Was bedeutet das für die HFA?

Schober: Die Elemente sind wesentlich größer geworden. Auch haben wir bei uns mit der Bauphysik einen eigenen Schwerpunkt gesetzt. ­Diese ­besteht aus den Modulen „Wärme“, „Schall“ und „Brand“ und unterstützt uns besonders in der Fassadentechnologie. Wenn wir diesen Schritt gehen, dass das Fenster, die Fassade zur Gebäudehülle wird, dann ist das Thema mit mehr Bauphysik behaftet als es ohnehin schon war. Was heute auch noch dazukommt: Das Thema „Integration der Haustechnik“, was auch immer mehr für das Fenster gilt. Erstrangig ist hier die Lüftung durch das Fenster zu nennen. Das Öffnen des Fensters stellt die traditionelle Methode der Lüftung dar, aber nicht mehr die, die wir in Zukunft ausschließlich verwenden werden können.

GLASWELT: Wie steht Ihre Kundschaft dazu?

Schober: Sie sehen zwar den Bedarf, sind aber noch nicht in der Umsetzung. Es mangelt ihnen ganz offensichtlich an intelligenten Produkten, um den Schritt zur Integration der Haustechnik am/im Fenster zu gehen. Beispielsweise heißt es, sich um Themen wie dezentrale Lüftungsanlage, Antriebstechnik, Automatisation oder Photovoltaik (PV) am Fenster zu kümmern.

GLASWELT: Der Fensterhersteller soll ­Fenster mit Lüftungsanlagen und/oder PV-Anteil ­produzieren?

Schober: Ich bin mir nicht sicher, ob ein Fens­terbauer heute schon eigene PV-Anwendungen entwickeln sollte, denn da gibt es zur Zeit eine rasante Entwicklung. Beim Fenster erhebt sich zudem die Frage, wofür ich PV benötige. Da gibt es im Wesentlichen zwei Aspekte, das eine ist die Beschattung mittels PV-Paneele, die aber relativ wenig Energie bringt, das andere ist die Versorgung z.B. von Antriebmotoren. Durch PV könnte sich das automatisierte Fenster autark machen. Denn bisher gibt es in der Regel keine Stromversorgung am Fenster und daran scheitern manche Aufgaben, insbesondere in der Sanierung. Wo es jedoch schon intelligente Entwicklungen im Fensterzulieferbereich gibt, ist die Verschattung. Ein Fenster im Süden ohne außenliegende Verschattung ist ein Planungsfehler! Aber auch hier muss es in Zukunft mehr in Richtung Integration in die Gebäudetechnik gehen. Nur rauf/runter ist zu wenig!

GLASWELT: Gehört die kontrollierte Lüftung ins Fenster?

Schober: Die zentrale Lüftungsanlage ist ein gangbarer Weg, aber sicher nicht der einzige. Die dezentralen Anlagen haben ihre Vorteile, insbesondere wenn sie intelligent gesteuert sind. Heute fehlt an dieser Intelligenz oft noch einiges. Schon vor vielen Jahren hörte ich die Aussage, dass wenn die Lüftung im Fenster nicht von den Fensterherstellern gelöst würde, die Lösung von den Herstellern der Lüftungskanäle kommen würde – dieses Szenario ist heute leider Realität, zum Nachteil der Fensterbranche. Denn Lüftung ist eigentlich das Thema des Fens­ters, doch die Fensterbranche hat diese Chance verpasst und die Lüftung der Industrie der Lüftungs­kanäle überlassen, vereinfacht gesagt. Der Fenster­bauer hat es bis heute nicht realisiert, dass er sich mit einer funktionierenden Lüftung im Fenster ­einen Mehrwert sichern, sich also differenzieren könnte.—

Was macht die HFA?

Die HFA nahm 1953 die Arbeit auf und ist mit derzeit 80 Mitarbeitern das größte Forschungs- und Prüfinstitut für Holz in Österreich. Es befasst sich mit der gesamten Holz-Wertschöpfungskette – beginnend von der Holzlagerung im Wald über die Verarbeitung bis hin zu den Endprodukten. Aber auch angrenzende Fachdisziplinen wie etwa Oberflächenbeschichtungen, Holzschutzmittel und Klebstoffe werden behandelt. Im Forschungsbereich werden die Projekte in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen abgewickelt. Häufig arbeitet das Institut für seine Kunden als deren externe Forschungs- und Entwicklungsabteilung.

Im Bereich Prüfung und Überwachung ist die HFA durch das Bundeswirtschaftsministerium und das österreichische Institut für Bautechnik für alle relevanten Prüf- und Überwachungsverfahren akkreditiert. Experten der HFA sind in nationalen und internationalen Normungsausschüssen tätig. Das Institut führt Produktprüfungen und Überwachungen in mehr als zwanzig Ländern durch. Ihr Umsatz lag 2008 bei ca. 6 Mio. Euro (+ 17 % im Vergl. zu 2007). Darüber hinaus ist man gemeinsam mit der Holzcert Austria, für Holz-Produkte, für die eine Zertifizierung nach der Bauproduktenrichtlinie vorgesehen ist, bei der Europäischen Kommission notifiziert. Zudem werden Zertifizierungen im Bereich PEFC und FSC durchgeführt. https://www.holzforschung.at/

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