Mit der Ausgangssituation, dass ab Februar 2009 alle Fenster und Haustüren das CE-Zeichen tragen müssen, wird jetzt eine Komplett-Lösung durch die Fachverbände des Tischler-/Schreiner- und des Glaserhandwerks angeboten. Damit die Hersteller-Erklärung „CE-Zeichen“ zu recht und ordnungsgemäß verwendet wird, muss jeder Hersteller-Betrieb zwei ganz wesentliche Voraussetzungen erfüllen. Erstens muss er ein in vielerlei Hinsicht geprüftes Fenstersystem verarbeiten und zweitens benötigt er eine werkseigene Produktionskontrolle (WPK), also ein kleines Qualitätsmanagement-System.
Um auch den Bereich der Erstprüfungen abdecken zu können, wurde Anfang 2007 unter der Federführung des Tischlerverbandes Nordrhein-Westfalen, der Verein „fenstermarke tischler/schreiner“ gegründet. Mitglieder dieses Vereins sind Verbände, Institute und Vereine, welche sich dem handwerklichen Holzfensterbau verpflichtet fühlen und wichtige Projekte gemeinsam durchführen. Ziel des Vereins ist es, allen fensterbauenden Betrieben weiterhin zu ermöglichen, produzierend tätig zu bleiben und die von der Produktnorm Fenster und Außentüren, der DIN EN 14351- 1 kommenden Anforderungen mit vertretbarem Aufwand rechtssicher zu erfüllen.
Ein Musterhandbuch für die werkseigene Produktionskontrolle hatte man bereits 2006 für Holzfensterhersteller im Rahmen einer Arbeitsgruppe von Technischen Betriebsberatern erarbeitet. In der ersten Ausbaustufe wird das handwerkliche CE-System in einer umfangreichen Systemmappe beschrieben und dargestellt. Dabei sind sowohl die mandatierten und bauaufsichtlich eingeführten Leistungseigenschaften wie auch zusätzliche (freiwillige) Merkmale im Rahmen umfangreicher Prüfserien ermittelt worden. Zu folgenden CE-relevanten Eigenschaften wurden Nachweise geführt:
- Widerstandsfähigkeit gegen Windlast
- Luftdurchlässigkeit
- Schlagregendichtheit
- Tragfähigkeit von Sicherheitsvorrichtungen
- Wärmedurchgangskoeffizient
- erhöhter Schallschutz
Weiterhin wurden aufgrund von zusätzlichen Prüfungen folgende Eigenschaften ermittelt, für die der Slogan „CE – plus“ kreiert wurde:
- Dauerfunktion
- mechanische Festigkeit
- Widerstand gegen Lasten in der Flügelebene
- Widerstand gegen statische Verwindung
- Bedienkräfte
Über die im Rahmen des von der Produktnorm ermöglichten „Cascading ITT“, also eines Systemhaus-Modells, ermittelten Leistungswerte hinaus, können durch eine Lizenzvereinbarung weitere Leistungen der Systemlösung genutzt werden: Beispielsweise gibt es ein Nachschlagewerk zu Montage, Wartung und Pflege und ein Berechnungsprogramm für die Ermittlung des Uw-Wertes und für die Erstellung einer Statik.
Die Systemmappe enthält Prüfzeugnisse und Detail-Informationen zu IV-Fenstern von 66 bis 92 mm, teilweise auch aus Laminat-Kanteln zur Verbesserung der Wärmedämmung der Rahmen. Es gibt darüber hinaus Prüfnachweise für weitere Sonderkonstruktionen wie Verbundfenster und nach außen öffnende Fenster.
Sind alle Bedingungen ohne wesentliche Abweichungen erfüllt, dürfen die Prüfergebnisse aus dem Systemordner verwendet und ggf. auch die Prüfzeugnisse an den Kunden weiter gegeben werden.
Wie kommt man zur CE-Kennzeichnung?
Beispiel für die Prüfung des Fenstersystems (Systemabmessungen), Bild 01. Prüfen, ob die eigene Dichtung Teil des Systems ist und Beachten der allgemeinen Verarbeitungshinweise. Prüfen, ob eigene Wetterschutzschiene im System vorhanden ist und Beachten der allgemeinen Verarbeitungshinweise, z.B. Die Lage der Wasserabreißnut, der Falzdichtung, deren Form, Anschlagluft und Anpressdruck sind auf das Falzsystem abzustimmen, Bild 02. Einhalten der Vorgaben für den Beschlageinbau, z.B. Verriegelungsabstände. Ablesen des Uw-Wertes in Abhängigkeit des Wärmedurchgangskoeffizienten des Rahmens (Uf) und des Glases (Ug) sowie der Frage, ob ein Standard-Abstandshalter oder ein thermisch verbesserter Randverbund verwendet wurde. Die Ermittlung von Schallschutz-Werten (entweder nach Tabellen aus DIN EN 14351-1 oder gemäß versch. Holz- und Holz-Alu-Fenster-Produkt-Datenblätter, denen eine Prüfserie des Fachverbands Glas Fenster Fassade BW zugrunde liegt) Zur Ergebnis-Darstellung die Prüfberichte und Übertragungsregeln anwenden.
Wie kommt man an die Systemlösung?
Voraussetzung für die Nutzung des handwerklichen ITT-Systems ist die Teilnahme an einer Schulung, in welcher der Systemordner erklärt und durchgesprochen wird. Bei einer Entscheidung für das System ist eine Nutzungs-/Lizenzvereinbarung zu unterschreiben, die mit der Verpflichtung auf die Einhaltung der festgelegten Bedingungen verbunden ist. Die entstehenden Kosten für Schulung und die Systemmappe liegen bei einmalig 250,– Euro; Innungsmitglieder von in den Landesfachverbänden organisierten Glaser-, Schreiner- oder Tischlerinnungen erhalten einen Nachlass von 75,– Euro. Dazu kommt eine Nutzungsgebühr für das System von 90,– Euro pro Jahr plus Mehrwertsteuer. Aktualisierungen und Nutzungsrechte der oben beschriebenen EDV-Programme sind in den genannten Preisen enthalten. Ansprechpartner sind die als Vereinsmitglieder genannten Fachverbände oder auch die örtlichen Baubeschläge-Händler im EBH-Verbund.
Mit dieser Lösung erhalten handwerkliche Fensterbauer über ihre Verbände oder ihre Handelspartner Zugang zu einem normenkonformen und sehr breit angelegten Nachweissystem für die CE-Kennzeichnung. Damit können die Vorgaben zeitgerecht und im erforderlichen Umfang mit geringstem eigenen Einsatz umgesetzt werden. Dadurch verbleibt hoffentlich noch Zeit, sich den wirklichen Herausforderungen der sehr nahen Zukunft, z.B. im Bereich der steigenden Wärmedämm-Anforderungen zu widmen.—
Mitglieder des Vereins fenstermarke tischler/schreiner
Bundesverband Holz und Kunststoff,
Fachverband des Tischlerhandwerks NRW
Verband des Tischlerhandwerks Niedersachsen/Bremen
Institut für Betriebs- und Arbeitstechnik im Tischlerhandwerk (IBAT)
Fachverband Schreinerhandwerk Bayern
TSH System GmbH
Landesfachverband Schreinerhandwerk Baden-Württemberg
Fachverband Glas Fenster Fassade BW
Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks
Initiative ProHolzfenster
Technologiezentrum Holzwirtschaft (TZH)
Prüfzentrum für Bauelemente (PfB)
Euro Baubeschlag-Handel AG
Die Autoren
Reiner Oberacker, Technische Beratung Glaserhandwerk BW
Franz-Josef Wiegers, Technische Beratung im Fachverband des Tischlerhandwerks NRW
Weitere Infos: http://www.fenster-marke-tischler.de