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Häußler Fenster

Vorreiter einer neuen Bewegung

Glaswelt: Wie kam es zu der Zusammen­arbeit mit der TU Darmstadt?

Häußler: Das kam sehr überraschend für uns. Auf einer Vortragsveranstaltung in Ludwigs­hafen im Jahr 2005 wurde ich von einem Studententeam angesprochen, ob wir uns vorstellen könnten, ein Hausprojekt technisch zu unterstützen, das an einem energetischen Wettbewerb teilnehmen und 2007 im Rahmen des internationalen Architekturwettbewerbes Solar Decathlon vor dem Weißen Haus in Amerika aufgestellt werden solle.

GLASWELT: Was waren die Forderungen?

Häußler: Wichtig für den riesigen Erfolg des Projektes war die Zusammenarbeit in einem Beirat, in dem regelmäßig Themen wie Fassadentechnik, Lüftung, Haustechnik, Design diskutiert wurden. Für uns waren das mindestens 300 Stunden Engineering, dazu zahllose Sitzungen, bei denen die Vorschläge der angehenden Architekten bearbeitet wurden. Es wurde jedes einzelne Produkt diskutiert und bewertet: Wände, Isolierungen, Bodenplatte, Gestalterisches, usw. Durch diese Teamarbeit hat man sich gegenseitig gefördert und so ein hohes Niveau erreicht, das sich auch in unserer zukunftsweisenden Fenstertechnik niederschlägt.

GLASWELT: Geben Sie doch bitte ein kurzes Statement zum Gebäude der TU-Darmstadt.

Häußler: Der Gewinn dieses Wettbewerbs hing maßgeblich damit zusammen, dass wir eine besser gedämmte Gebäudehülle als andere realisierten, welche dann für die Klimatisierung ihrer Gebäude zu hohe elektrische Energie benötigten, um die Komfortzone von 22 bis 24 Grad zu erreichen. Wir hatten diese Energie durch die optimale Dämmung der Hülle mit unserem Fenstersystem Energate zur ­freien Verfügung.

GLASWELT: Hochwärmegedämmte Fenster gehören zu Ihrem Sortiment?

Häußler: Wir verstehen uns als Komplettanbieter für Holz-, Holz-Aluminium- und Kunststofffenster in passivhauszertifizierter Bauweise. Dazu die komplette Bandbreite, vom einfachen DK- und Festverglasungsfenster, über Schiebetüren, PSK-Türen, Haustüren, Nebeneingangstüren, Fassadenelemente, gekoppelten Elementen und Eckverbindungen.

GLASWELT: Wie kamen Sie zum Passivhaus-Standard?

Häußler: Erstmals 1992 haben wir Dämmstoffe in die Rahmen integriert und damit 1994 die ersten Systeme auf den Markt gebracht. 2002 kam ein Kunde mit einem Passivhaus auf uns zu und wollte entsprechende Fenster. Das hat uns angespornt, als Vorreiter einer neuen Bewegung ein hochdämmendes Fenster zu entwickeln. Wir verfügen über eigene Kunststofffenstersysteme, die exklusiv für uns produziert werden. Daraus hat sich im Laufe der Zeit unsere heutige Bandbreite entwickelt. Wir konzentrieren unser Engineering seit längerer Zeit auf diese Produktlinie. 2004 konnten wir erstmals „Energate“ anbieten, ein Fenster, bei dem die Energie eben nicht mehr durch das „Gate“ verloren geht.“

GLASWELT: Wieviel passivhaustaugliche Fenster produzierten Sie 2005? Und wie hoch ist der Anteil heute?

Häußler: Damals lag er bei rund 10%, gemessen am normalen Programm, heute liegt er bei 75%. Das ist eine Entwicklung auf die wir stolz sind und die uns fit für die Zukunft macht. 2007 sind rund 1000 Objekte, davon 750 hoch gedämmte und davon wiederum ca. 2/3 Neubauten mit unseren Fenstern bestückt worden.

GLASWELT: Wie haben Sie dieses Wachstum erreicht – wie haben Sie Ihr Produkt im Markt kommuniziert?

Häußler: Wir verkaufen den Mehrwert und den Komfort, der als hochwertiges Fenster 30 bis 50 Jahre im Gebäude eingebaut bleibt. Aktuell sind wir auf der Suche nach weiteren Partnern, die unsere Idee national wie international in anderen Regionen vorantreiben.

GLASWELT: Welche Rolle spielt für Sie das Verkleben von Fenstern?

Häußler: Ein Blick in unsere Firmengeschichte: Seit mehreren Generationen fertigen wir Fenster, mein Großvater machte 1950 sein Meisterstück, eines der ersten verklebten Fenster, die wir gebaut haben. Damals noch mit Einfachverglasung und Kittbett. Nun zur aktuellen Situation: Die Verklebung ermöglicht beispielsweise schlankere Profile. Wir haben unseren Querschnitt im Profil jedoch nicht reduziert, sondern wir haben die Stabilität mit der Klebetechnik erhöht und den durch die Armierung frei werdenden Platz zusätzlich gedämmt. Wir können mit Energate die gleiche Ansichtsbreite wie ein schlankes konventionelles Fenster anbieten. Zusätzlich sind durch das Verkleben größere Dimensionen möglich und bessere U-Werte.

GLASWELT: Wie kamen Sie auf das Thema Verkleben?

Häußler: Das Verkleben war zwingend notwendig, um mit kleinen Querschnitten hohe Dämmleistungen erreichen zu können. Beim Kunststofffenster hat man bei energetisch anspruchsvollen Konstruktionen keinen Platz mehr für die Armierung. Wir wollen dem Kunden ein Fenster verkaufen, bei dem bei Außentemperaturen von minus 10° die innere Oberflächentemperatur nur um 2 bis 3° absinkt. Bei diesen Anforderungen darf man nicht nur die Scheibe und den Randverbund anschauen, sondern man muss eben auch die Flügel- und die Rahmengeometrie ändern und höher als gewohnt dämmen. Dabei ist auch bei guten Dämmstoffeigenschaften mit niederen Lambdazahlen eine Mindestbautiefe für die notwendigen Dämmstoffstärken erforderlich. In einem normal schlanken Fenstersystem gibt es keinen Platz mehr für die Verstärkung. Dann muss man mit dem Verkleben andere Wege gehen.

GLASWELT: Welche Applikationstechnik setzen Sie ein?

Häußler: Derzeit kleben wir noch manuell, also mit einer Pistole mit automatischem Klebstoffzufluss, aber wir sind gerade dabei, auf Automatisationstechnik umzurüsten. Wir verwenden dafür Kleber von Sika.

GLASWELT: Wie groß ist Ihr größtes passivhaustauglich verklebtes Fenster?

Häußler: Wir haben eine zweiflügelige Balkontüre geprüft auf 2,50 x 2,50 m, je Flügel 1,25 m Breite. Wir hätten aber auch keine Scheu davor, größere Maße zu fertigen. Selbst beim Beschlag wäre belastungsmäßig noch Luft, wir können mit unseren Beschlägen bis zu 130 kg tragen, das wären knapp 4 m2 bei Dreifachverglasung.

GLASWELT: Gab es Schwierigkeiten beim Einführen des Verklebens?

Häußler: Die ersten Elemente für den Musterbau mussten noch entsprechend nachgestellt werden und die Verklebungsspur musste genau eingestellt und dimensioniert werden. Wir haben spezifische Verfahren entwickelt, mit denen wir das Verkleben bestens im Griff haben.

GLASWELT: Haben Ihre Monteure Aussagen zu den geklebten Fenstern getroffen?

Häußler: Erst einmal gibt es bei hochgedämmten Gebäuden andere Einbausituationen wie bei der Montage von konventionellen Fenstern. Es fällt auf, dass die verklebten Fenster kaum noch nachgestellt werden müssen. Die Plan­parallelität und die Rechtwinkligkeit des Flügels ist durch die Verklebung zu 100 % sicher gestellt und sie ist dauerhaft.

GLASWELT: Wie sah die Unterstützung von Sika in Sachen Materialunverträglichkeit aus?

Häußler: Wir haben bei den Verträglichkeitsprüfungen eine praxisbezogene Unterstützung erhalten. Durch Sika wurden die notwendigen Dinge wie Verträglichkeiten mit Dichtung, Randverbund und Farben geprüft, dazu die Sicherung der Rahmenmaterialität.

GLASWELT: Wo verkleben Sie?

Häußler: Wir machen Überschlagsverklebung.

GLASWELT: Wie sehen Sie die Zukunft des Verklebens – wird es zunehmen?

Häußler: Wenn sie als hochwertiges Produkt eingesetzt werden, wenn sie also in architektonischen Bereichen verwendet werden, dann wird dort das Verkleben stark zunehmen. Denn dort stehen Themen wie Schall- und Einbruchsicherheit, Stabilität, große Formenvielfalt sowie das Design mit seinen erweiterten Möglichkeiten an erster Stelle. Man kann in diesem Segment Formen verwirklichen und umsetzen, die es ohne Klebtechnologie überhaupt nicht geben würden. Für den konventionellen Bereich von Massenprodukten weiß ich jedoch nicht, ob sich das Kleben durchsetzen wird. Für unseren Betrieb sehe ich diese Entwicklung aber auf jeden Fall positiv.—

Kontakt

Ludwig Häußler GmbH

Fenster und -Türenfabrik

67346 Speyer

Tel. (0 62 32) 31 44 - 0

http://www.haeussler-fenster.de

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