London, Marseille, Amsterdam … überall auf der Welt verändern alte Hafenreviere ihr Gesicht. So auch in Bremen: Die Überseestadt ist eines der größten städtebaulichen Entwicklungsprojekte Europas. In sanierten historischen Schuppen und Speichern und architektonisch interessanten Neubauten sind und werden moderne Arbeits- und Lebenswelten entstanden bzw. entstehen. Bis in den 1980er Jahren wurden an dieser Stelle noch Containerschiffe gelöscht – aber bald gab es für diesen kleineren Hafen keinen Bedarf mehr. Die Folge: Das Hafenbecken wurde 1998 mit rund 3,5 Mio. m³ Sand verfüllt. Damit entstand die Grundlage für dieses Stadtentwicklungsvorhaben: Gebäude für die Ansiedlung neuer Dienstleistungen, Gewerbe und Wohnraum sollten entstehen. Bis 2019 werden öffentliche Investitionen in Höhe von 350 Mio. Euro getätigt.
Einen Teil des Investitionskuchens hat sich Tischler Stefan Pieperjohanns gesichert: Bereits im 2. Großobjekt konnte er mit seinen Produkten überzeugen und liefert und montiert jetzt massenweise PVC-Fenster für diese Objekte. Ein wichtiges Argument, dass er der richtige Fensterlieferant war: Pieperjohanns, der im Jahr 2000 die Bau- und Möbeltischlerei Günter Harde übernommen hat, fertigt nicht nur seine Produkte selbst, er baut sie auch selber ein. Das sei für den Generalunternehmer ganz wichtig gewesen. Eine weitere Hürde, die zunächst noch im Raum stand: Für die Objekte waren eigentlich Holz-Alu-Fenster vorgesehen. Die hätte Pieperjohanns nicht selbst gefertigt, denn er hat sich auf die reine PVC-Fensterfertigung spezialisiert.
Aber der Tischlermeister konnte dem Generalunternehmer die Vorteile seines Produktes überzeugend darlegen – das sei jedoch erst mit den neuen Fenstergenerationen von Rehau möglich gewesen. „Mit den alten Fensterkonstruktionen hätte man bei denen nicht auftrumpfen können – erst das ‚Brillant Design‘ mit der Alu-Vorsatzschale und ‚Geneo‘ mit dem faserverstärkten Profil und der damit verbundenen Möglichkeit, die Stahlverstärkungen zu ersetzen, haben bei den Verhandlungen den Durchbruch gebracht. Deshalb war Geneo für uns ein absoluter Glücksfall“, bringt es der Tischlermeister auf den Punkt. „Dabei sehe ich Geneo und das 3-fach-ISO als eine Einheit – Variationen mit 2-fach-ISO und anderen Beschichtungen auf einer Baustelle sind logistisch nicht praktikabel. Wir verkaufen diese Fensterkonstruktion ausschließlich mit 3-fach Gläsern“, antwortet Pieperjohanns auf die Frage, ob denn bei den Objekten Fenster mit verschiedenen Glasprodukten kombiniert werden.
Unterstützung vom Vorlieferanten
Gegenüber dem Generalunternehmer tritt Pieperjohanns häufiger zusammen mit Ulf Schotte von Rehau auf. Und auch bei diesen Objekten sei der Vertriebsprofi Schotte eine wichtige Unterstützung bei der Überzeugungsarbeit gewesen. Aber Pieperjohanns selbst fühlt sich auch durch ihn gut beraten: „Die ersten Kontakte zu Architekten und Planern konnte ich durch Veranstaltungen bei Rehau schließen. Und Schotte kennt den norddeutschen Markt ganz genau.“ Durch intensive Vernetzung und aufmerksames Beobachten gehen dem Vertriebsprofi keine Bauvorhaben „durch die Lappen“. Er weiß, wo etwas gebaut bzw. wo etwas geplant ist – zugutekommt ihm dabei die Kommunikationsstruktur beim Polymerverarbeiter Rehau: Schon wenn ein neues Baugebiet erschlossen wird, liefert das Unternehmen Produkte für den Tiefbau zur Erschließung der Neubaugebiete. Und durch die interne Vernetzung und Kommunikation werden diese Informationen auch an die Vertriebsmannschaften anderer Gewerke übermittelt.
Der Dritte im Bunde dieses erfolgreichen Teams ist Bernd Husmann von Schüt-Duis. Pieperjohanns bezieht seine PVC-Profile nämlich nicht direkt von Rehau, sondern vom zwischengeschalteten Großhändler Schüt-Duis. Von denen bekommt der Fensterbauer alles für die Fertigung – vom Beschlag über Maschinen bis hin zum Isolierglas. Wichtig für den Fensterverarbeiter: Schüt-Duis liefert ihm genau das, was er braucht – Mindestabnahmemengen gibt es nicht. Und auch Vertriebsprofi Husmann ist ein versierter Kenner des Marktes im Nordwesten Deutschlands, von dessen Wissen auch Pieperjohanns profitiert: Der Informationsaustausch liefert der Tischlerei entsprechende neue Auftragspotenziale. Und: Die enge Vernetzung von Vorlieferant und Fensterbauer komme auch beim Kunden wie z.B. bei dem Generalunternehmer am Überseehafen gut an, erklärt der Tischlermeister.
Aber auch wenn man die ausschreibenden Stellen kennt – das Produktangebot ist dann trotzdem kein Selbstläufer: „Unser Beratungsaufwand wird immer größer“, so Pieperjohanns. Er gehe regelmäßig vor Auftragsvergabe in Vorleistung, der Zeitaufwand für die Betreuung und die Planung sei beträchtlich. Zugutekommen würde ihm dabei aber die Planungssoftware von Rehau: Mit ihr könne er Profilschnitte, Elementkonstruktionen, Wandanschlüsse, U-Wert- und Isothermenberechnungen und vieles mehr anschaulich darstellen. Dieser Kompetenzbeweis zahle sich oft aus und bei der Planung weiterer Objekte „werden wir auch schon mal beratend dazugeholt.“
Unvermeidlich: schwere Fenster
Mit dem Geneo-Produkt begeistere er aber nicht nur seine Kunden (mittlerweile hat diese Fensterkonstruktion einen Absatzanteil von über 50 Prozent erreicht) – auch die Monteure seien froh, wenn die großen Fenster mit 3-fach ISO mit diesem Profil hergestellt wurden, da die Metalleinlagen, die das Profil zusätzlich schwerer machen, entfallen können. Pieperjohanns: „Auch wir haben schon Monteure mit Bandscheibenvorfällen gehabt. Und wir müssen noch mehr darauf achten, dass das Profil leichter wird – die Fenstergrößen können wir ja gar nicht beeinflussen.“
Ein Gegenmittel für zu schwere Fenster hat das Montageteam für sich bereits umgesetzt: Die meisten Elemente werden erst auf der Baustelle verglast. „Geklebte Fenster kommen allein deshalb schon bei uns kaum zur Anwendung“, erläutert der Tischlermeister.
Durch die nachhaltige Marktbearbeitung sieht sich der Arbeitgeber für rund 40 Mitarbeiter – von denen rund 60 Prozent auf der Montage eingesetzt werden – auch für die Zukunft gut gerüstet. „Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, eine neue Halle für unsere Fensterfertigung zu bauen und auch in die Anlagentechnik zu investieren.“ Dennoch wolle der Unternehmer den Markt erst noch ein bis zwei Jahre weiter beobachten, um dann vielleicht kräftig zu investieren. —
Daniel Mund