Es ist fast wie Urlaub: Von Deutschland aus geht es den Brenner hoch und dann ins schöne Südtiroler Land wieder hinunter. Ein Firmenbesuch bei Finstral steht an und die erste Station auf der Reise ist das Fensterwerk in Schabs bei Brixen. Der Hersteller von Fenster, Türen, Wintergärten und Klappläden beschäftigt insgesamt 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – in Schabs zählen zur Mannschaft aber nur 36 Personen. Gleich beim Betreten des Firmengeländes fällt die Kompaktheit des Areals auf: Eingegrenzt zwischen steilen Berghängen und einer Eisenbahnlinie bietet der Standort keine Möglichkeit, die Fertigung weiträumiger zu gestalten. „Das ist aber auch gewollt, denn so sind wir gezwungen, unseren Produktionsablauf mit extrem kurzen Wegen zu gestalten,“ weiß Geschäftsführer Joachim Oberrauch und Sohn des Firmengründers Hans Oberrauch. Immerhin werden in dieser vergleichsweise kleinen Fertigungseinheit rund 350 Fensterelemente pro Tag hergestellt. Die Elemente gehen von hier aus vor allem in die Schweizer Alpenrepublik – dort werde das einfache und glattweiße Kunststofffenster sehr viel nachgefragt, erläutert Werksleiter Oswald Niederstätter. Joachim Oberrauch ergänzt dazu weitere länderspezifische Eigenarten: „In Frankreich und Holland legt man sehr viel Wert auf zusätzliche Lüftungselemente, in Italien hat das Thema Sicherheit in Verbindung mit Glas einen extrem hohen Stellenwert und in Deutschland dreht sich fast alles um die Wärmedämmung und das 3-fach-Glas.“
Weiter geht es zum Türenwerk nach Villnöss, ganz in der Nähe der malerischen Kalkberge der Dolomiten. Hier stellen 56 Mitarbeitern bis zu 300 Haustüren wöchentlich her. Auch hier dominiert der Werkstoff PVC: 70 Prozent der Elemente bestehen aus Kunststoff, 30 Prozent werden zusätzlich mit einer Aluminiumschale versehen. Und bezüglich der Haustürenabnehmer kann Oberrauch ebenfalls etwas über die länderspezifischen Geschmäcker berichten: „In Italien liebt man die Verzierungen an den Türen und auch Dekore mit Holzimitationen. In Deutschland hingegen verkaufen wir gradlinige, schnörkellose Architektur.“
Die kleinen Firmeneinheiten bei Finstral gehören zum Konzept und haben zudem einen Südtiroler Hintergrund: „Durch die dezentrale Struktur können wir unsere Werke produkt- und marktspezifisch spezialisieren,“ so Joachim Oberrauch gegenüber der GLASWELT. „Die in den eigenen Extrusionswerken hergestellten Profile werden im Zentrallager in Kurtasch zwischengelagert und täglich in Stangenware oder vorgefertigt den Fensterfertigungswerken in Italien und Deutschland zugestellt.“
Dazu kommt, dass die Wirtschaftsregion Südtirol mit einer bescheidenen Arbeitslosenquote von rund 2 Prozent glänzend dasteht. Im Umkehrschluss bedeutet das für Industrieansiedlungen: Man hat sich auf das zur Verfügung stehende Personal einzustellen. Kleine Einheiten können sich so am besten an die ländlichen Regionen anpassen. In Villnöss ist man sogar noch weiter auf die Bevölkerungsstruktur eingegangen: Teilzeitarbeitskräfte sind gewünscht und mehr als die Hälfte der Mitarbeiter sind Frauen.
Letzte Station unserer Reise: Die Finstral Zentrale in Unterinn am Ritten. Von hier aus wird das Unternehmen geleitet: Hier ist der Sitz der Zentralen Verwaltung, der Entwicklungsabteilung, des Einkaufs und des Vertriebs. Dazu stellt das dortige Produktionswerk Wintergärten und Fensterwände her. Gegründet wurde diese Keimzelle von Finstral 1969 von Hans Oberrauch und Max Lintner. Davor war bereits der Vater von Hans Oberrauch im Dorf als Schreiner bekannt. Doch das Duo Oberrauch und Lintner konzentrierte sich seit dem Start auf die Herstellung von Kunststofffenstern. Anfangs bezog man noch die Profilstangen aus Deutschland, aber schon bald begann man die Profile selbst zu entwickeln und auch zu extrudieren. Ständig war das Unternehmen mit dem „Problem“ beschäftigt, dass die Produktionskapazitäten der Nachfrage nicht entsprechen konnten. „Seit ich bei Finstral bin, sind wir an der Kapazitätsobergrenze,“ bestätigt auch der Verkaufsleiter Deutschland Süd, Timo Sachse. Immer wieder wurden die Kapazitäten angepasst: Industriegebäude konnten günstig aus Konkursmassen übernommen werden – wie beispielsweise auch die deutsche Niederlassung, in der früher einmal Schuhe gefertigt wurden – oder es wurden die eigenen Werke ausgebaut. Dank der Weitsicht des Konzernlenkers Hans Oberrauch und seinem Bruder Luis ist das Unternehmen seit mehr als 40 Jahren ein erfolgreicher Marktteilnehmer. Und: Von Beginn an kann man eine durchgängige Wachstumsphase vorweisen. Auch die Mitarbeiterzahl stieg stetig – zur Zeit fertigen 1330 Angestellte 850000 Bauelemente-Einheiten/Jahr und setzen damit 187 Mio. Euro (2009) um.
Die Geschäftsführer Hans, Luis und Joachim Oberrauch haben die Märkte in 6 Geschäftsfelder eingeteilt: Der größte Markt ist dabei zusammengefasst: Italien, Slowenien, Kroatien und Griechenland (32 % Umsatzanteil). An zweiter Position steht der Bereich Frankreich und Französische Schweiz (21 %), dicht gefolgt von dem Geschäftsfeld Direktvertrieb (19 %): In Norditalien werden die Produkte durch eigene Verkaufsmitarbeiter an den Endkunden vertrieben und auch montiert. An vierter Stelle (12 %) steht dann das Geschäftsfeld „Deutschland, Holland und Tschechien“ und an 5. Position der Bereich Spanien, Portugal, Belgien und Luxemburg. 5 Prozent Umsatzanteil (6. Position) hat der Bereich der Alpenländer Schweiz und Österreich. Zu zukünftigen Plänen und Strategien gefragt erklärt Hans Oberrauch: „Wir haben eine konsequente Marktdurchdringungsstrategie und es gibt noch viele Märkte – wie auch in Deutschland – in denen wir noch nicht so stark sind, wie wir uns das vorgenommen haben. Zudem möchte ich auch nicht ausschließen, dass wir uns ganz neuen Märkte erschließen. —
Daniel Mund
Haustüren aus Südtirol
Das Haustürenprogramm von Finstral umfasst Füllungstüren in Kunststoff und Kunststoff-Aluminium sowie Rahmentüren, die standardmäßig mit 72 mm tiefem Blendrahmen ausgestattet sind. Für Stabilität der Türflügel sorgt bei den Füllungstüren die umlaufende Verklebung der stahlarmierten Flügelrahmen mit dem Füllungspaneel. Auch großflächige Haustüranlagen mit Seitenteilen oder Oberlichtern sind realisierbar. Thermisch getrennte Aluminiumschwellen bieten Schlagregenschutz und gute Wärmedämmung; der Ud-Wert beträgt bis 1,1 W/m2K. Die hochwertigen Verriegelungsbeschläge haben bis zu 5 Verschlussstellen, die Türbänder sind dreidimensional verstellbar. Füllungstüren gibt es in zwei Varianten: die geradlinige Nova und die edel-minimalistische Meta. Die PVC-Alu-Türen bieten noch mehr Gestaltungsfreiheit. Der Blendrahmen ist standardmäßig mit Aluminium bekleidet, das PVC-Füllungspaneel mit 39–44 mm Stärke trägt eine Aluplatte von 4 mm (Up = 0,8 W/m2K).
Rahmen und Kämpfer der Kunststoff-Rahmentüren sind mit verzinkten Stahlprofilen verstärkt und auf die Flügel aus gedämmten Füllungen (Ud bis 1,2 W/m2K) oder hochwertigen Gläsern abgestimmt. Die Türen lassen sich nach innen oder auch nach außen öffnen. Und die Verarbeitung ist zertifiziert: Sie erfolgt nach den RAL-Güterichtlinien für Haustüren. https://www.finstral.com/de/home/1-0.html
Ein starkes Duo: Holz-PVC Fenster
Das Unternehmen hat im Frühjahr 2010 mit dem Holz-Kunststoff-Fenster ein neues Segment in seinem Produktprogramm eingeführt. „Lignatec 200“ soll in drei Ausführungsvarianten die Emotionen von Holz und Kunststoff zu einem hochwertigen Produkt verbinden. Dabei sind Wärmedämmwerte bis zu Uw = 0,84 W/m2K möglich. Massive Esche in fünf verschiedenen Tönungen soll auf der Raumseite angenehme Wohnlichkeit ausstrahlen. Luft- und Wasserdichtheit stellt das Mitteldichtungssystem her und die Glasverklebung sorgt für Stabilität. Auch eine Hebeschiebetür wird in Holz-Kunststoff verfügbar sein.
Der Materialverbund beim Modell Classic-line liefert einen Rahmenwert Uf von 1,1 W/m2K und erreicht in Kombination mit Ug = 0,6 W/m2K den Uw-Wert von 0,84 W/m2K. Das Fenster wird standardmäßig mit 40 mm Dreifachverglasung ausgestattet. Die flächenversetzte Flügelvariante Step-line zeichnet sich ebenfalls durch die schmale Außenansicht von 31 mm und die klassische Holzprofilierung innen aus. Der Rahmenwert (Uf) beträgt hier 1,2 W/m2K.
Charakteristisch für die Flügel der Linie Nova-line sind der von außen verdeckt liegende Flügelrahmen, entsprechend schmale Profilbreiten und größere Glasflächen. Der Rahmen hat einen Uf-Wert von 1,2 W/m2K.
Das Kunststoffprofil gibt es in glattweiß, weiß satiniert, antikweiß geprägt, perlweiß geprägt, grau satiniert (mit UV-Schutzfolie), Castagno und Eiche rustikal. So können die Außen- und Innenseiten der Fenster unabhängig voneinander auf verschiedene Bau- und Wohnstile abgestimmt werden. Eine weitere Option ist die Verblendung der Außenseiten mit Aluminium. Dann sind den Farbwünschen keine Grenzen mehr gesetzt.