Die Umsetzung des Brandschutzes und die Brandschutzvorschriften erfordern geprüfte und zugelassene Fenster mit einem Feuerwiderstand von 30 Minuten. Dies hat den schweizerischen Fachverband der Fenster- und Fassadenbranche (FFF) dazu bewegt, für seine Mitglieder ein Brandschutzfenster zu entwickeln, das den aktuellen Anforderungen entspricht und von den Verbandsmitgliedern verhältnismäßig einfach nachgebaut werden kann. Das Resultat ist das Lignatec Brandschutzfenster EI30, das jetzt von FFF lizenzierten Betrieben gebaut werden kann. Dieses Brandschutzfenster wurde vom FFF in einem seit 2001 laufenden Programm zusammen mit Lignum und Holz 21, ein Förderprogramm des BUWAL und der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft, erarbeitet. In die Entwicklung sind Erkenntnisse aus der Prüfreihe verschiedener Holz- und Holz-Metall-Fenster eingeflossen, die auf 30 Minuten Feuerwiderstand geprüft wurden.
Aufbau des Brandschutzfensters
Das Lignatec El30 macht Angaben über Aufbau, Ausführung und Montage von Brandschutzfenstern und entspricht den europäischen Normen für Feuerwiderstandsprüfungen. Diese Angaben zum Brandschutzfenster umfassen folgende Bereiche: Die Rahmen und Flügelteile sind in Eiche. Die Festverglasung setzt sich aus Flügelholz, das fest mit dem Rahmen verbunden ist, zusammen. Entscheidend sind bei der Festverglasung die Mindestmaße der Glaswangen und der Glashalteleisten sowie der Glaseinstand. Es wird Brandschutzglas El30 verwendet, das auf einer Anzahl Floatglasscheiben mit einer oder mehreren dazwischenliegenden Silikatschichten basiert. Es handelt sich dabei immer um Isolierverglasungen. Die Beschläge müssen der Widerstandsklasse 2 laut EN-V1627-30 entsprechen. Die Light Versionen von Holz-Metall-Fenstern müssen auf den zugelassenen Fenstersystemen basieren. Die Querschnittsfläche darf dabei in keiner Richtung gegenüber dem geprüften Querschnitt verkleinert sein. In Verbindung mit den beschriebenen Konstruktionen darf das Fenster einseitig zusätzlich mit einer Rahmenverbreiterung (bis zu 70 cm) versehen werden.
Die Nachfrage und das Interesse der Fensterbranche am EI30 sind groß. Im Sinne einer kontinuierlichen Weiterentwicklung werden die finanziellen Mittel aus den Teilnahme- und Lizenzgebühren wieder in das Brandschutzkonzept investiert und die Entwicklungen gehen weiter: Ein „Rauchschutzfenster“, d.h. eine sogenannte E30-Konstruktion, soll das Konzept ergänzen.
Die vorliegende Branchenlösung wurde nötig, da heute große Entwicklungsvorhaben zur Lösung von Problemen meist nicht mehr von klein- und mittelständischen Unternehmungen getragen werden können. Das Brandschutzfenster El30 hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, aus der ein sich weiterentwickelndes Brandschutzfenster-Expertensystem entstanden ist, an dem eine ganze Branche partizipieren kann.
Gemeinsam erfolgreich entwickeln
Solche Branchenlösungen bedingen neue Formen der Zusammenarbeit von Unternehmen. Im vorliegenden Fall erfolgte die Zusammenarbeit unter dem Dach eines Fachverbands. Denkbar sind hier auch noch andere Zusammenarbeitsformen, sowohl in horizontaler (Zusammenarbeit mit Branchenkonkurrenten) als auch in vertikaler (Zusammenarbeit mit Zulieferbetrieben und Abnehmern) Form.
Es ist nicht zu erwarten, dass sich die Firmenstrukturen in der nächsten Zeit stark ändern werden. Für die Lösung von künftigen Herausforderungen und für die Sicherung der Konkurrenzfähigkeit der einzelnen Unternehmungen sind aber größere Strukturen erforderlich, weshalb neue Kooperations- und Zusammenarbeitsmodelle nötig sind.—
Der Autor
Dipl. Ing. HTL Christoph Rellstab ist Leiter der Technikerschulen HF Holz an der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau in Biel. Er ist Mitglied der Arbeitsgruppe Brandschutzfenster des FFF (https://www.fff.ch/).
Das Brandschutzfenster in Holz (li.) und Holz-Alu