Nachdem das Thema Umweltzeichen für Fenster schon vor einigen Jahren auf der Agenda offizieller Stellen stand, wurde Ende 2009 politisch ein erneuter Vorstoß unternommen, bei dem auch das Fenster in den Blick der Politiker fiel. Dies stieß aber erneut auf eine breite Ablehnung der Fensterbranche. Das Konzept des „Blauen Engels“ ( https://www.blauer-engel.de/de ) ist einfach gestrickt: Sind Produkte besser als der im Markt befindliche Durchschnitt, seien sie ökologisch. Das soll nach Meinung des UBA auch für Fenster gelten. Hintergründe zum „Blauen Engel“:
- Der „Blaue Engel“ ist seit 1978 als Umweltzeichen eingeführt.
- Auf freiwilliger Basis sollen die positiven Eigenschaften von Produkten hervorgehoben werden können.
- Rund 10000 Produkte und Dienstleistungen sind gekennzeichnet.
Das Konzept des „Blauen Engels“ passt aber nicht wirklich zu Fenstern, da dieses Qualitätssiegel im Schwerpunkt auf Massenprodukte für das Ladengeschäft abgestellt ist. Fenster werden aber jeweils speziell angefertigt.
Die Fensterbaubranche war bei den Gesprächen in Berlin sehr gut vertreten und fokussierte dort die Knackpunkte: Fehlende Logik im Konzept des Umweltzeichens und unglückliche Formulierungen im ökologischen Bereich. So sollen u.a. die Recyclatanteile erhöht werden und die Schwermetalle in den Profilen deutlich gesenkt werden. Ein Zielkonflikt, der durch „ambitionierte Forderungen“ nicht wirklich lösbar ist.
Glücklicherweise stand die Frage, ob nun CO2 neutrales Holz wirklich besser sei, als z.B. recycelter Kunststoff sowohl im vorgelegten Papier als auch auf der Sitzung nicht wirklich zur Debatte. Daher ist man sich in der Branche auch einig, dass ein auf ein Rahmenmaterial abgestellter „Blauer Engel“ ebenfalls abzulehnen ist. Und ein rahmenspezifischer „Blauer Engel“ wäre ein Vorreiter, der das (nicht tragbare) Konzept stützen würde.
Die mangelhaften textlichen Formulierungen, die man auf der Einspruchssitzung auch revidieren wollte, sind gegenüber den Mängeln im Konzept schon fast sekundär.
Ein Konzept, das nicht für Fenster passt
Fenster werden individuell produziert und nach den Bedürfnissen des jeweiligen Gebäudes ausgerichtet. Energetisch ist die EnEV das Maß der Dinge. Und ein als Schwellenwert fast ausschließlich am UW-Wert orientierter „Engel“ wäre kontraproduktiv. Deshalb hatte der Bundesverband Holz und Kunststoff (BHKH), der bei den Gesprächen mit dem UBA federführend das Fensterhandwerk vertrat, Einspruch gegen den „Blauen Engel“ erhoben.
Eines ist klar: Fenster zu erneuern ist ökologisch sinnvoll. Das steht nicht in der Kritik. Vielmehr die Frage, wie man beim Fenster ein viel zu stark vereinfachendes Gütesiegel formulieren will. Denn das Produkt Fenster ist komplex, das beginnt bei der Fertigung und geht bis zum fachgerechten Einbau. Und für ein solches, unzureichendes Gütesiegel solle der Verarbeiter dann laut Bundesumweltamt auch noch zahlen. Denn der „Blaue Engel“ soll für 3 Jahre erworben werden können, so die Meinung der Macher.
Leider ist das Thema noch nicht wirklich vom Tisch. Jetzt soll es ein neues Gespräch mit den Verbänden geben. Letztlich bleibt das Thema politisch motiviert. Die Bundesregierung will weiterhin ökologische Zeichen setzen.
Fachlich kann man dazu nur sagen: die Optimierung einer Kerze führt nicht zur Erfindung der Glühbirne … —
Tipp der Redaktion: Eine andere Meinung vertritt Fensterbauer Frank Döpfner. Lesen Sie dazu das GLASWELTGespräch (Ausgabe 12/2009, Seite 7) das mit ihm geführt wurde.