_ Seit der Jahrtausendwende läuft der Umbau des historischen Hamburger Stadtteils Harburg mit seinem Binnenhafen in ein modernes Quartier – den „Channel Hamburg“. Viele Hamburger bezeichnen den quirligen Stadtteil als „kleine Schwester der HafenCity“. Der Kaispeicher am Veritaskai gehört zu den Wahrzeichen dieses neuen Wirtschafts- und Forschungsstandortes und In-Viertels in der Hansestadt und ist mit der montierten textilen Sonnenschutzanlage ein gutes Beispiel, wie man eine Fassade tunen kann.
Sonderlösung Sonnenschutz
Die Sonnenschutzanlage für den Kai-Speicher Harburg wurde nach den Wünschen der Architektin speziell angefertigt. Colt International baute im Werk in Kleve am Niederrhein eine Musteranlage und führte hier im werkseigenen Testcenter auch alle technischen Erprobungen durch. Eine Herausforderung stellten die verschiedenen Neigungswinkel dar, die der Gesamtanlage ihre typische Optik verschaffen: Die einzelnen Sonnenschutzläden pro Etage stehen in verschiedenen Winkeln zur Fassade – auf diese Weise entsteht eine Wellenform, die dem Betrachter den Eindruck gibt, als „flösse“ die vorgehängte Schutzhülle über die Gebäudefassade des KaiSpeichers herunter.
Insgesamt 207 Sonnenschutzläden wurden an der Ostfassade des Kai-Speichers verbaut – davon sind 81 Elemente beweglich (jeweils neun Läden pro Etage) und 99 starr (jeweils elf Läden pro Etage). Zusätzlich wurde ein Fassadenstreifen auf der Südseite mit 27 feststehenden Elementen verkleidet. Die Anlage erstreckt sich über eine Gesamtfläche von etwa 870 m2 und beschattet die neun Obergeschosse des Kai-Speichers. Die beweglichen Schiebeläden und die starren Elemente wurden im Wechsel angeordnet. Öffnet sich ein Schiebeladen, so gleitet er hinter ein feststehendes Element. Auf diese Weise entstehen immer wieder neue Muster auf der Fassade – ganz so, wie auf einer bewegten Wasseroberfläche.
Freie Sicht nach draußen
Das statisch tragende Grundgerüst für jeden einzelnen Laden bildet ein eloxierter Aluminiumrahmen. Alle Rahmen sind 3,26 m hoch, ihre Breite beträgt an der Ostfassade 1,24 m – an der Südfassade sind sie etwas breiter. Die Rahmen sind mit einem Gewebe bespannt und wirken dadurch sehr leicht und filigran. Es handelt sich um ein Netzgittergewebe aus Polyester, das beidseitig PVC-beschichtet ist. Diese textilen Membranen, die an Segel erinnern, wurden mit einem speziellen Profil-Aufsatz-System auf den Aluminiumrahmen befestigt.
Das Material (Ferrari Screen Stamisol FT 381 in Interferenzgrau) ist hochgradig UV-beständig und schwer entflammbar (Brandschutzklasse B1). Seine für den visuellen Komfort wichtigste Eigenschaft jedoch ist die hohe Transparenz. Durch die Beschaffenheit des Gewebes wird direkte Sonneneinstrahlung abgeschirmt, die Durchsicht von innen nach außen ist jedoch gewährleistet. Beide (gewünschten) Effekte optimieren die Behaglichkeit im Gebäudeinnern.
Viel Detailarbeit
Mithilfe einer Konstruktion aus Stahlschwertern und Riegelprofilen wurde die gesamte Sonnenschutzanlage an der Gebäudefassade befestigt. Unterschiedlich lange Stahlschwerter, die aus der Fassade hervorragen, wurden an ihren Kopfpunkten mit horizontalen Stahl-Riegelprofilen miteinander verbunden. Diese Profile bilden waagerechte Befestigungsachsen, an denen die Ober- und Unterseite der starren Ladenelemente befestigt wurden. Durch die zwei unterschiedlichen Längen der Stahlschwerter stehen die Rahmen in einem Winkel von plus/minus zehn Grad zur Fassade geneigt.
Außerdem nehmen die Profile auch die Führungsschienen für die Rollwagen auf, auf denen die beweglichen Rahmen, also die Schiebeläden sich hin und her bewegen. Die Rollwagen werden mit Elektromotoren mittels Riemen angetrieben und über eine Steuerung entsprechend dem Sonnenstand automatisch verfahren.—