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Universität Delft: Spannende Ideen aus dem Bucky Lab

Entwürfe für die Praxis

_ Das Bucky Lab ist viel mehr als eine Modellbauwerkstatt, hierbei handelt es sich um eine Kombination aus verschiedenen Kursen, die aus verschiedenen Blickwinkeln der einzelnen Fachdisziplinen eine innovative Lösung in Kooperation mit einem Industriepartner entwickeln.

Der Kurs zum Bucky Lab wird von Dr. Marcel Bilow und seinem Kollegen Casper van der Meer betreut. Weitere Kollegen sind in den Bereichen CAD, Materialwissenschaften, Bauphysik, Tragwerksplanung und Forschungsmethode eingebunden. Im Team begleiten sie die Studenten, die in kleinen Gruppen an den Konzepten von der ersten Skizze bis zum funktionsfähigen Prototyp arbeiten.

Nach 75 % der Kurszeit werden die Prototypen in einer Ausstellung präsentiert. Dies ist gleichzeitig ein erster Test, um zu sehen, ob die Idee auch wirklich funktioniert.

Praxis-Check durch Baufachleute

Nach der Überprüfung der präsentierten Objekte und Zeichnungen durch Fachleute aus der Praxis und die Uni-Betreuer werden dann anfallende Probleme und Fehler, die beim Bauen aufgetreten sind gelöst oder nochmals verbessert.

Der Abschlussreport am Ende des Kurses beinhaltet dann eine verbesserte Version, die näher am realen Produkt ist und auch aus den später eingesetzten Materialien besteht.

Die Modelle sind aufgrund der einfacheren Handhabe häufig aus Holz, Textil und Kunststoff gebaut, allerdings auch immer mit Blick darauf, dass die spätere Konstruktion einmal in Aluminiumprofilen oder in Stahl bzw. in anderen Materialien umgesetzt werden soll.

Projekt Inflawning: Die aufblasbare Markise

Dieses Konzept beschäftigt sich mit bestehenden Faltarmmarkisen. Ziel ist es, diese weniger anfällig gegen Wind zu machen. Diese großen Markisen sind an der Hauswand montiert. Das Team hatte die Idee, das Tuch durch Luftkammern auszusteifen. Konstruktiv stellt die Luftzufuhr innerhalb des doppellagigen Tuches eine Herausforderung dar, da ja das Tuch auch auf- und zugerollt werden muss. Die Studenten haben eine Dreh-Durchführung entwickelt, die in die Hauptachse integriert ist auf der dann das Tuch aufgerollt wird.

Der Anschluss von Druckluft erfolgt dann an der Seite, integriert in die Aufnahme der Achsenführung. Der Rest der Faltarmmarkise bleibt dann fast unverändert – also eine Lösung, die relativ schnell umgesetzt werden könnte und eine clevere Verbesserung des bestehenden Produkts darstellt.

Projekt Tovip: Sonnenschutz, der auch vor Einbrechern schützt

Hierbei handelt es sich um einen ausschwenkbaren variablen Sonnenschutz, der leicht ein- und ausgefahren werden kann. Das Konzept des Elements basiert ebenfalls auf einer klassischen Markise, diese wird jedoch nicht eingerollt, sondern nach unten vor das Haus geklappt.

Durch die Rahmenkonstruktion ist das Element in aufgeklapptem Zustand stabiler und kann so höheren Windbelastungen besser standhalten. Im eingefalteten Zustand kann der in der Transparenz verstellbare Sonnenschutz auch den dahinterliegenden Raum verschatten und bietet durch die weitere Lage vor der Terrassentür darüber hinaus einen erhöhten Einbruchschutz.

Das Sonnenschutzelement selbst besteht aus einem Muster aus verschieden dichten Textilkomponenten. Durch das Verfahren des Textils innerhalb des Rahmens lassen sich unterschiedliche Lichtdurchlässigkeiten regeln.

Projekt Blumentopf: Grüner Sonnenschutz für den Heimgärtner

Dieses Konzept geht einen komplett neuen Weg. Als feststehendes Element, das als Rahmen auf der Terrasse am Haus fixiert wird, bietet es eine stabile Konstruktion, die es ermöglicht, Pflanztöpfe über ein Schienensystem zu verfahren. Somit bietet diese Lösung dem ambitionierten Kleingärtner viele Möglichkeiten, seinem Hobby zu frönen und gleichzeitig die Verschattung auf der Terrasse gezielt zu kontrollieren.

Das Konzept, das technisch auf einem Rolltormechanismus basiert, kann auch ohne Pflanztöpfe genutzt werden, dann werden alternativ große Lamellen zum Einsatz kommen. Dies stellt auch deshalb eine interessante Lösung dar, weil auch die Verschattungs-Elemente von der Seite nach oben fahren und somit zudem einen wirksamen Schutz vor der tiefer stehenden Sonne in den Morgen- und Abendstunden bieten kann.

Projekt Pavillon-gone: Terrasse wird zum Sonnenschutz

Hierbei handelt es sich um ein vollkommen neues Konzept. Wie der Name Pavillon-gone bereits ein bisschen verrät, ist die Anwendung nur bei Gebrauch sichtbar. Die Idee sieht eine Plattform im Garten vor, um Stühle, einen Tisch oder andere Gartenmöbel zu positionieren.

Werden dann eine Verschattung oder ein Regenschutz erforderlich, lässt sich über einen Scherenmechanismus ein Rahmen auffahren, der ein horizontal ausfahrbares Sonneschutztuch enthält.

Vollständing ausgefahren ermöglicht dieses Konzept einen Pavillon im Garten, der zusätzlichen Komfort und Verschattung bietet. Wird dieser nicht mehr gebraucht, verschwindet er komplett in der Plattform, die dann als klassische Terrasse dient. Diese Lösung ist definitiv „out of the box“ gedacht und eine interessante Alternative zu herkömmlichen Pavillons und Terrassen.

Im Gespräch mit Dr. Marcel Bilow, dem Leiter des Bucky-Lab

Glaswelt – Die angehenden Fassadenplaner müssen jedes Mal ein neues Thema beackern, was stand diesmal auf der Agenda?

Dr. Marcel Bilow – Diesmal haben wir uns mit einer klassischen Bauaufgabe beschäftigt, dem Reihenhaus. Dieser niederländische Bautyp ist vergleichbar mit dem deutschen Einfamilienhaus mit eigenem Garten. Die Zielgruppe ist somit klar definiert – die Familie. Zusammen mit dem CRH Baufachhandel, unserem Partner für dieses Semester, haben wir nach neuen Konzepten für Terrassen und Verschattungen gefragt.

Natürlich gibt es da bereits eine große Auswahl an Produkten und eine Vielzahl an Sonnenschutzbetrieben für die Umsetzung. Jedoch haben alle Produkte ihre Vor- und Nachteile, die Aufgabe der Studenten war es, einen Aspekt oder ein Problem zu isolieren und dafür eine Verbesserung oder einen neuen Lösungsansatz zu entwickeln. Dieses Mal haben wir ein 1 : 10-Modell gebaut, das die gesamte Anwendung zeigt und ein 1 : 1-Detail entwickelt, das die größte technische Herausforderung bei der Umsetzung darstellt.

Glaswelt – Wie waren die Ergebnisse?

Dr. Bilow – Auch diesmal gab es wieder sehr vielfältige und spannende Ansätze, ich zeige deshalb nur eine Auswahl von vier Projekten (siehe die Beispiele auf dieser und den zwei Seiten davor), die sehr interessante Aspekte beinhalten.

Glaswelt – Ihr habt mit einem Bauhandel als Partner gearbeitet, hat dieser bereits Interesse verlauten lassen, die gezeigten Konzepte in die Praxis umzusetzen?

Dr. Bilow – Ja, nach der Ausstellung gehen alle Prototypen zuerst zu CRH und zusammen mit sunstock, einer CRH-Tochter, die Sonnenschutzkomponenten herstellt, wird geprüft, ob und wie die einzelnen Projekte weiterentwickelt werden können.

Zudem wollen wir vonseiten unseres Lehrstuhls, der jetzt von meinem Kollegen Prof. Dr. Tillmann Klein geleitet wird, die Möglichkeiten ausbauen, diese ersten Ideen und Konzepte in den höheren Semestern weiterzuentwickeln.

Im Prinzip geht es im Kurs in erster Linie um den Prozess, aber die Produkte sind manchmal schon so gut, dass es schade wäre, diese nicht weiterzuentwickeln.

Glaswelt – Was die Fassadenentwicklung angeht habt Ihr ja noch die Facade Research Group, wie geht es damit weiter?

Dr. Bilow – Die bleibt erhalten. Mit Ulrich Knaack und Tillmann Klein haben wir in Delft nun zwei Lehrstühle in den Bereichen Fassade und Produktentwicklung. Das ist eine gute Basis, die Schwerpunkte der einzelnen Lehrstühle weiterzuentwickeln. Gleichzeitig bietet dies eine wunderbare Möglichkeit, im Rahmen der engen Kooperation die Themenfelder weiter auszubauen.

Glaswelt – Wo kann man zu den Projekten aus dem Bucky Lab mehr erfahren?

Dr. Bilow – Unter www.buckylab.nl haben wir alle Projekte veröffentlicht. Gleichzeitig können Interessierte den Studenten dort auch ein wenig über die Schultern sehen. —

Das Gespräch führte Matthias Rehberger.

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