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GLASWELT vor Ort: Besuch bei der ANTIK- und DEKORGLAS ADG GmbH in Oberhausen

“Unser Glas wird immer bunter“

_ „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Designgläsern für unser Angebot und halten deshalb immer unsere Augen auf, wohin sich die Trends entwickeln,“ so Siegfried Borke, Gesellschafter von ADG. Dabei richten er und Geschäftsführer Gerd Schultz den Fokus heute auch auf Glasprodukte, mit denen sie direkt Endkunden ansprechen können. Insgesamt werden mehr Farbgläser nachgefragt. Gerade Glasprodukte, die sich mit Licht kombinieren lassen, finden aktuell großen Anklang. So umfasst das Sortiment des Anbieters u. a. beleuchtete Waschtische (mittels LED-Technik) und Motiv-Türen im Laserdesign, die sich illuminieren lassen. Gerade solche Glasanwendungen sind nach Überzeugung von ADG im Geschäft mit Endkunden ein wichtiger Zukunftstrend, den die beiden Geschäftsführer aktiv mitgestalten wollen. Um diesen Bereich weiter auszubauen, haben sich die Oberhausener unter anderem mit dem Unternehmen bluleu LED Solutions zusammengetan und entwickeln heute gemeinsam beleuchtete Glasprodukte.

„Das Unternehmen bluleu, das sich selbst als LED-Leuchten-Manufaktur bezeichnet, weitet seine Aktivitäten aus. Bisher war der Anbieter überwiegend in der Ausstattung moderner Kreuzfahrtschiffe aktiv, will nun aber ein Standbein im Bereich Bau- und Interieurglas aufbauen. Daher kreuzten sich unsere Wege“, sagt Siegfried Borke, der zusammen mit Gerd Schultz das Unternehmen im Jahr 1998 gegründet hat.

Handel alleine reicht nicht mehr aus

„Als wir die ADG gründeten“ so Borke, „wollten wir eine Vertriebsgesellschaft sowie einen Großhandel mit Beratungsbüro schaffen. Dies ist auch heute noch unser Geschäftsmodell, denn bis auf wenige Zuschnittarbeiten bieten wir keine Glasbearbeitung an.“ Dadurch sei es möglich, mit rund zehn Beschäftigten erfolgreich das Geschäft zu betreiben. Und Gerd Schultz ergänzt: „Heute wird allerdings von Seiten der Verarbeiter und von den Planern deutlich mehr Beratungsleistung gefordert. Internationale Architekten fragen uns um Rat, ebenso Glasereien, die Spezialaufträge erhalten haben und gemeinsam mit uns im Sinne des Auftraggebers nach passenden Lösungen aus Glas suchen“, beschreibt Schultz die Veränderung der vergangenen Jahre.

Partnerschaften auch mit Installateuren und Fließenlegern angepeilt

Für die Zukunft ist es wichtig, neue Partner zu gewinnen, denn bei ADG befürchtet man, dass in den kommenden Jahren nicht nur regional viele Abnehmer aus dem Handwerk ihre Unternehmen schließen werden.

Siegfried Borke: „Etliche Verarbeiter haben heute enorme Probleme, Fachpersonal zu finden und, was fast noch wichtiger ist, gezielt Nachfolger aufzubauen. Glaser will kaum noch jemand werden.“

Hinzu komme, dass viele Geldinstitute einem jungen, engagierten Mitarbeitern nicht unbedingt die Übernahme eines bestehenden Geschäfts erleichtern, da er meist nur wenig Sicherheiten bieten kann, erklärt Gerd Schultz.

Bei ADG beschäftigt man sich daher schon seit geraumer Zeit mit einer Lösung dieses Problems. Angedacht ist, bestimmte Handwerksunternehmen partnerschaftlich zu binden und Kooperationen einzugehen, um für Endkunden Komplettlösungen bieten zu können.

„Wir wollen künftig nicht mehr nur allein als Glasanbieter auftreten, sondern dem Kunden gleich auch den Handwerker mit empfehlen können, der dann die Glasarbeiten durchführen kann. Schon heute beraten wir Kunden umfänglich, wenn es z. B. um die Ganzglasdusche im neuen barrierefreien Badezimmer geht. Da ist es nur logisch, wenn wir künftig die Verarbeiterpartner gleich mit ins Gespräch bringen. Dies bedeutet, dass wir mit Installateuren ebenso kooperieren werden wie mit Elektrikern und Fliesenlegern. Hier müssen wir aktiv werden“, blicken Schultz und Siegfried Borke in die Zukunft.

Als weiteres wichtiges Standbein entwickeln die Firmengründer das Endkundengeschäft: War man früher hauptsächlich auf den Zwischenhandel fokussiert, hat das Endkundengeschäft für ADG in den vergangenen Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Dazu zählen vor allem Kunden im mittleren Alter, die ihr Haus abbezahlt haben und bei denen jetzt dann die ersten größeren Renovierungen anstehen.

„Seit etwa vier bis fünf Jahren beobachten wir, dass zunehmend in die Aufwertung von Eigenheimen investiert wird und immer mehr Glas dabei zum Einsatz kommt. Wenn sich die Kunden dann für Interieurgläser entscheiden, achten sie bei Glastüren, Schiebetürelementen, Spiegeln oder Ganzglasduschen meist auf hohe Qualität und wollen etwas Besonderes. Der Preis spielt dann oft keine große Rolle“, so die Einschätzung von Borke.

Genau diese Entwicklung will der Großhändler für Spezial- und Sondergläser verstärkt aufgreifen und gemeinsam mit Handwerkspartnern abwickeln können, denn gerade private Endkunden suchen exklusive Lösungen.

Ein niedriger Preis ist nicht immer entscheidend

Dazu weiß Schultz ein gutes Beispiel: „Zwei Kunden haben sich vor Kurzem im Rahmen eines barrierefreien Hausumbaus Fahrstühle einbauen lassen. Für die Kabinen haben wir farbig lackierte Gläser geliefert. Auch wenn dies vielleicht ein extremes Beispiel ist, so zeigt es doch, dass Menschen bereit sind, ihr Geld in schöne Gläser zu investieren.“ Seit einiger Zeit hat ADG sein Sortiment um Musselinglas erweitert. Ein Anbieter aus Polen liefert vier verschiedene Motive dieser „Gardinengläser“, wie sie im Ruhrgebiet genannt werden. Dort schmückten solche Gläser vor allem seit Mitte des letzten Jahrhunderts viele Eingangstüren von Zechenhäusern sowie Türen von Schränken und Vitrinen. Durch das Glasmuster brauchte die Hausfrau an der Tür keine Gardinen mehr. Viele Menschen im Ruhrgebiet wollen heute genau solche Gläser haben, um damit alte Türen und Möbel aufzuwerten. ADG ist bereits weit über die regionalen Grenzen als Anbieter von Musselinglas bekannt, denn auch in vielen älteren Landhäusern mit schweren Eingangstüren aus Eiche werden diese Gläser gerne in die Sichtfenster eingesetzt. „Für uns ist dieser Trend ein Glücksfall, denn die Nachfrage nach Musselin steigt rasant“, berichtet Borke.

Ein weiteres interessantes Produkt für die Kundengruppe Endverbraucher sind die gemeinsam mit dem Flachglas Markenkreis entwickelten Drehtür-Schließdämpfer.

Als Partnerbetrieb der Unternehmenskooperation will ADG ab sofort im großen Stil in die Vermarktung einsteigen und sieht hier ein großes Potenzial, da die Beschläge nicht nur montagefreundlich sind, sie lassen sich auch leicht bei bestehenden Glastüren nachrüsten: Sie können einfach auf die obere Kante der Glastür geklemmt werden.

Größtes Lager für Madras Gläser

Als der Vertriebspartner für Madras-Gläser in Deutschland hält ADG sein Angebot auf 240 Stellplätzen vor, um so alle relevanten Gläser wie Satinato und Dekorgläser sowie Farb- und Strukturgläser permanent anbieten zu können. Das rund 2500 m2 große ADG-Lager zählt aktuell zum größten Europas – ausgenommen das im Madras-Werk selbst.

Borke: „Wir beliefern Verarbeiter und Händler in der DACH-Region, in Benelux und sogar in Polen. Da wir immer alle Gläser vorrätig haben, benötigen wir für die Bearbeitung durch unsere Partner – inklusive der Lieferung zum Kunden – maximal 7 bis 14 Werktage. Ein Großteil der angefragten Gläser – rund 80 bis 90 Prozent – geht in die Renovation.“

Und vor der Zukunft ist den beiden Firmengründern nicht bange, denn diese wird von ihnen aktiv mitgestaltet.—

Matthias Fischer

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