_ In einer jüngst mit Handwerkern geführten Gesprächsrunde zum Thema Einbruchschutz, kam sehr schnell die Sprache auf das Thema Befestigung und die heutigen Bauweisen von Gebäuden. „Früher war alles einfacher, da gab es noch vernünftige Steine in denen man noch etwas festbekommen hat”, war eine der Aussagen eines älteren Handwerkmeisters aus Köln und verwies auf die immer teurere und kompliziertere Befestigungstechnik bei der Montage von Fenster und Rollläden.
Konnten die Befestigungsfragen in früheren Zeiten allein durch die Erfahrungen der Handwerker gelöst werden, so schaffen heute die große Anzahl von Normen, Richtlinien und sonstigen Vorschriften eine fast nicht zu übersehende Flut von Informationen, die beachtet werden müssen. Auf der anderen Seiten unterliegen auch die Baustoffe selbst einer radikalen Entwicklung, um den Kampf um jedes Zehntel oder mittlerweile auch Hundertstel beim Wärmeleitwert zu gewinnen, wenn es darum geht beim Bauherrn gemäß EnEV zu punkten. Während aber die erforderlichen Druckfestigkeiten perfekt eingehalten werden, sinken die Auszugswerte der neuen Mauersteine fast dramatisch. Werte von 0,4 KN sind dabei heute schon Usus. Die Bandbreite der Auszugswerte von Beton bis Hohllochziegel wird damit schon fast unbeschreiblich groß und schafft zusammen mit den gestiegenen Fenstergewichten durch breitere Rahmen oder Dreifachverglasung deutliche Probleme und neue Herausforderungen in der täglichen Praxis.
Der Dübel soll´s richten
Auch die Dübelindustrie hat in diesem Umfeld viele neue Spielfelder eröffnet, um mit bauamtlich zugelassenen Dübelsystemen die Befestigungen sicher zu machen. Nahezu perfekt gestaltete Packungsbeilagen mit Verarbeitungshinweisen für den jeweiligen Dübeltyp schaffen zusammen mit Berechnungsprogrammen im Internet oder entsprechender Software zum Download fast alle Grundlagen für den richtigen Einsatz auf der Baustelle. Nicht geregelt ist hierbei im Allgemeinen die Schnittstelle zum Fenster oder Rollladen, wenn es darum geht die richtige Anzahl der Befestigsmittel für das Fenster oder den Rollladen bei den vor Ort herrschenden Montagebedingungen zu finden, und dabei auch noch die spezifischen Anforderungen zur Widerstandsklasse beim Einbruchschutz oder sonstige Anforderungen des Bauherrn oder Architekten zu erfüllen.
Darf der Monteur entscheiden?
Wenn es um den normalen Monteur auf der Baustelle geht, stoßen die Theorie der Mauerwerks- und Dübelhersteller und die Praxis auf der Baustelle sehr schnell aufeinander und zeigen die Schwierigkeiten auf, die die heutigen Bauweisen bei der Auswahl der richtigen Dübelsysteme mit sich bringen. Um es gleich vorwegzunehmen, natürlich gibt es Monteure und Monteure. Das hängt aber zunehmend von der Frage ab, inwieweit die Handwerksbetriebe auch bereit sind, ihre Mitarbeiter regelmäßig zu schulen, um sie an die sich ständig ändernden Bedingungen anpassen zu können. Nur mit diesem Wissen kann ein Fachbetrieb seine Mitarbeiter auch zielgerichtet und mit der entsprechenden Entscheidungskompetenz auf der Baustelle einsetzen.
Schnittstelle Handwerksbetrieb
Genau hier kommt die Verantwortung des heutigen Handwerksbetriebes ins Spiel, denn eigentlich ist er der einzige, der alle Rahmenbedingungen bei der Montage kennt oder auch gegebenenfalls auf veränderte Situationen reagieren muss, wenn auf der Baustelle etwas nicht so ist, wie es eigentlich sein sollte.
Der Handwerksbetrieb muss eigentlich schon vor Montage der Fenster und Rollläden entscheiden, welche Befestigungsmittel in welcher Anzahl notwendig sind, um eine sichere Befestigung zu gewährleisten. Hier geht es nicht mehr darum stumpf alle 70 cm ein Befestigungsmittel zu setzen, sondern den Begriff „mindestens” des RAL-Leitfadens sehr ernst zu nehmen und die Anzahl der Befestigungspunkte entsprechend der örtlichen Situation und der hierzu notwendigen Berechnungen zu erhöhen. Schätzen oder Erfahrung sind heute eigentlich out, denn es zählt nur noch der zu ermittelnde Wert. Macht es nicht der Handwerker, so erfolgt dieser Schritt im Streitfall spätestens durch den Sachverständigen, für den im Übrigen die gleichen Rechen- und Anwendungsregeln gelten.
Alles ist möglich
Sind heute einfache Lösungen gefragt, um köstengünstig herstellen und montieren zu können, müssen sich Architekten, Planer und Bauherrn fragen lassen, ob dieses so ohne weiteres möglich ist. Viele Streitfälle vor Gericht zeigen heute, dass mangelnde Produktkenntnisse und die Nichteinhaltung von Verarbeitungsregeln, wie zum Beispiel bei Dübeln, zu Montagefehlern führen können. Nur wenn die Qualifikation der Anwender stimmt, werden hoch entwickelte technische Produkte auch fach- und sachgerecht gemäß ihrer Bestimmung montiert werden können. Montagekolonnen von Billiganbietern werden diese Arbeit nicht leisten können.
Das bedingt aber auch, dass sich die Industrie mit dem Thema Befestigung noch intensiver auseinandersetzt, um Lösungen für die tägliche Praxis aufzuzeigen und noch mehr Sicherheit bei der Montage zu schaffen.—