Glaswelt – Die neue Kölner Studie hat auch Veränderungen im Bereich des Täterhandeln gezeigt. Wie sehen Sie die jetzige Situation bei der Vorsorge für Türen, Fenstern und Rollläden von typischen Ein- oder Mehrfamilienhäusern?
Knut Samsel – Klare Veränderungen im Täterhandeln sind bei der Kölner Studie 2011 im Vergleich zur Kölner Studie 2006 nicht erkennbar. Dadurch dass Leverkusen zwischenzeitig in den Zuständigkeitsbereich des PP Köln integriert wurde, haben sich leichte Verschiebungen ergeben. Die Relation von Ein- zu Mehrfamilienhäusern hat sich verändert. Im Gesamtbereich gibt es jetzt mehr Mehrfamilienhäuser und somit auch mehr Einbrüche in Mehrfamilienhäuser. Nach wie vor existieren noch sehr viele Haushalte, die unzureichend abgesichert sind. Dass im Laufe der Jahre erfolgte Sicherungsmaßnahmen Erfolg zeigen, ist dadurch ersichtlich, dass die Anzahl der Versuche im Bereich der Gesamtdelikte von 2006 bis 2011 um ca. 7 % gestiegen ist. Die Art der Zugangsweise ist in Ein- und Mehrfamilienhäusern unterschiedlich. Hauptzugangsweise bei Ein- und Zweifamilienhäusern ist das Aufhebeln von gartenseitig gelegenen Fenstern und Fenstertüren. Bei Mehrfamilienhäusern wird in den oberen Etagen überwiegend die Wohnungseingangstür aufgehebelt. Bei den unteren Etagen sind Fenster und Fenstertüren ebenfalls gefährdet. Hier empfiehlt sich eine komplette Sicherung. Bei den oberen Etagen reicht meistens eine gute Absicherung der Wohnungseingangstür aus.
Glaswelt – In einem Sternartikel wurde mehr oder weniger empfohlen sich mehr auf den Nachbarn zu verlassen, als auf automatisierte und zeitgesteuerte Rollläden zu setzen. Was empfehlen Sie in diesem Bereich?
Samsel – Bei längerer Abwesenheit ist es prinzipiell nicht von Bedeutung, ob vorhandene Rollläden zeitgesteuert automatisiert oder von den Nachbarn bedient werden. Wichtig ist hierbei, dass die Rollläden morgens hoch- und abends heruntergefahren werden. Auch ein gutes Nachbarschaftsverhältnis ist hilfreich. Aufmerksamen Nachbarn fallen Personen auf, die nicht ins Haus gehören. Unsere Empfehlung ist, bei verdächtigen Personen die Polizei zu informieren.
Glaswelt – Gibt es aus Ihrer Sicht genug qualifizierte Errichterbetriebe?
Samsel – Ob die Anzahl der qualifizierten Errichterbetriebe ausreichend ist, kann von hier nur sehr schwer eingeschätzt werden. Auf der Homepage des Landeskriminalamtes NRW befindet sich eine Liste von Firmen, die eine Nachrüstung von mechanischen Sicherungsmaßnahmen vornehmen. Auf der Homepage des LKA Bayern lässt sich eine Liste von Betrieben downloaden, die geprüft einbruchhemmende Komplettkomponenten (Fenster und Türen) produzieren.
Glaswelt – Dem gesundheitlich notwendigen Lüften durch meist gekippte Fenster steht das erhöhte Einbruchrisiko entgegen. Was empfehlen Sie als beste Lösung, um beiden Ansprüchen gerecht zu werden?
Samsel – Aus energetischen Gründen wird ein Stoßlüften empfohlen. Dies sollten Sie nur tun, wenn Sie zu Hause sind. Beim Verlassen des Hauses/der Wohnung sollten Sie darauf achten, dass alle Fenster/Türen verschlossen sind.
Glaswelt – Bedeutet ein Rollladen mit Hochschiebesicherung nicht eine zusätzliche Schutzmaßnahme, damit Fenster oder Tür erst gar nicht angegriffen werden können?
Samsel – Natürlich bedeutet jede zusätzliche Sicherungsmaßnahme einen zusätzlichen Schutz. Allerdings reicht eine Hochschiebesicherung an Rollläden oftmals nicht aus. Die Rollläden können hierbei ggf. immer noch aus den Führungsschienen gerissen werden. Den Tatzeiten der Kölner Studie ist zu entnehmen, dass die meisten Wohnungseinbrüche nicht zu Uhrzeiten stattfinden, zu denen die Rollläden gewöhnlich heruntergelassen sind. Daher ist es in den meisten Fällen sinnvoller, sich bei dem Einbruchschutz auf Fenster und Fenstertüre zu konzentrieren.
Glaswelt – Wie sollte also nach Ihren Erkenntnissen die beste und wirtschaftlich sinnvollste Kombination von Einbruchschutzmaßnahmen aussehen?
Samsel – Sinnvoll ist zunächst ein guter mechanischer Schutz in den gefährdeten Bereichen der Wohnung. Sollte ein größeres Sicherungsbedürfnis bestehen, sollte der mechanische Schutz um zusätzliche elektronische Sicherungen erweitert werden. Die beste Möglichkeit herauszufinden, welcher sinnvolle Schutz geeignet ist, ist eine kostenfreie Beratung bei einer der kriminalpolizeilichen Beratungsstellen. Die kompetenten und neutralen Beratungen erfolgen dort nach vorhergehender telefonischer Terminvereinbarung. —
Die Fragen stellte GLASWELT-Redakteur Olaf Vögele.