Rehberger: Die erste digitale Schlacht ist geschlagen, die glasstec VIRTUAL hat in der zweiten Oktoberhälfte erfolgreich geliefert. Mit einem Konzept aus Vorträgen, neuen Präsentationsmöglichkeiten für Aussteller und zusätzlichen Networking-Angeboten wurde die internationale Glasbranche erfolgreich zwischen 800 Unternehmen und 10 000 Besuchern vernetzt.
Mund: Das ist schon ein starkes Signal, wenn zur glasstec VIRTUAL tatsächlich über 10 000 Fachleute aus über 110 Ländern die Angebote der Plattform nutzten. Daran ist abzulesen, dass die Messe die digitale Transformation im Griff hat und die Community der Messe auch auf den digitalen Pfaden folgt – dennoch würden natürlich mit einer Präsenzveranstaltung deutlich mehr Menschen erreicht und auch nachhaltigere Eindrücke hinterlassen werden. Bei der BAU 2021 im Januar bin ich skeptischer: Die Angebotsvielfalt der Messe ist enorm und damit ist die Community entsprechend heterogen. Zudem ist der Vorbereitungszeitraum sehr knapp und es liegt bis dato immer noch kein konkretes Konzept vor – die möglichen Aussteller einer digitalen BAU warten immer noch auf ein Angebot. Olaf, wie steht es mit dem virtuellen Aufschlag der R+T im nächsten Jahr?
Vögele: Die R+T digital hat ein hybrides Programm vorgestellt und das Who‘s who der Branche schon an Bord. 98 Hersteller haben sich bereits für den Veranstaltungszeitraum Ende Februar angemeldet. Während die Glas- und R+S Branche ihre Hausaufgaben gemacht hat, bewegt man sich in München auf den Weg in die 3. Liga. Man darf gespannt sein, was man hier nach mehreren Umfragerunden bis Anfang Januar noch auf die Beine gestellt bekommt.
Mund: Letztlich erkennt man daran generell das Dilemma der Messen: Ihr Geschäftsmodell beruht auf Präsenzveranstaltungen mit Standmieten und Eintrittsgeldern. Schwierig, wenn dieses Modell in Krisenzeiten nicht mehr funktioniert und umgehend ein digitaler Aufschlag aus dem Hut gezaubert werden muss – der zwar perfekt aufgebaut, dennoch nur von temporärer Bedeutung sein soll, schließlich bekräftigen ja alle Messen und alle Aussteller, dass sie sich wieder auf die nächsten Präsenzveranstaltungen in den gewohnten Messehallen freuen. Ich glaube auch, dass die ganz unterschiedlichen Vorgehensweisen in solchen turbulenten Krisenzeiten das Potenzial haben, eine ganze Messelandschaft nachhaltig zu verändern. Was meinst Du, Olaf?
Vögele: Ich würde es als „nachhaltig ergänzen“ formulieren. Gerade unser GLASWELT Gespräch (Seite 8) zeigt doch den klaren Wunsch der Aussteller nach realen Messen. Momentan geht nur digital, beschränkt auch hybrid. Natürlich werden wir in Zukunft viel mehr digitale Angebote der Messen erleben, zumal sie so noch gezielter auf mögliche Besucher zugehen können. Das kann nur im Sinne der Aussteller sein. Fest steht für mich nach vielen Gesprächen, dass man eine reale Messe mit der Haptik, dem live erleben und den persönlichen Gesprächen beim Treffen mit Menschen nicht durch digitale Erlebnisse ersetzen kann. Jetzt wünschen wir Ihnen viel Vergnügen mit der Haptik und dem Lesen der GLASWELT, die Sie gerade in den Händen halten.