Mund: Endlich ist die EnEV 2014 beschlossene Sache – allerdings inklusive einer Austauschverpflichtung für alte Heizkessel, denn die wurde gerade noch einmal strenger eingegrenzt. In unserem Oktober-Newsletter hatten wir auf dieses „Subventionsprogramm für Heizungsbauer“ hingewiesen. Dort hatten wir auch die Anmerkung gemacht, dass die Interessensvertreter der Fenster- und Glasbranche in Berlin den Druck erhöhen könnten, ähnliches für veraltete Fenster zu erreichen. Dazu hat sich Jochen Grönegräs, der Geschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas, mit einem eindeutigen Kontra-Statement gemeldet (siehe Leserbrief S. 102).
Rehberger: Um seine Ausführungen hier kurz vorwegzunehmen: Er hält nichts von einer Austauschverpflichtung – einen staatlich verordneten Kaufzwang für Fenster werde es nicht geben. Da frage ich mich, warum denn eigentlich nicht? Das wäre doch die einfachste Variante, die Sanierer davor zu bewahren, mit einem neuen Heizkessel die Energie durch schlechte Fenster hinaus zu heizen.
Mund: Alle Austauschverpflichtungen sind eigentlich ein Schmarrn – um hier den Wortlaut von Jochen Grönegräs aufzugreifen. Schlimm genug, dass die Heizungsbranche so viel politischen Druck ausüben konnte und diesen Passus in der EnEV erhalten, ja diesen sogar noch erweitern konnte. Ganz abgesehen davon, dass der Vollzug dieser Verpflichtung nicht nachgeprüft wird, bedeutet sie doch auch eine gewisse Wettbewerbsverzerrung durch die Signalwirkung: Beim Hausbesitzer kann das Bild entstehen, dass im Sanierungsfall ein Heizungstausch Priorität haben müsste – schließlich meint der Gesetzgeber, dass 30 Jahre alte Kessel ausgetauscht gehören.
Rehberger: Durch die Austauschverpflichtung hat die Heizungslobby die Nase vorne und sammelt wohl die Gelder der Kunden ein, die nicht genügend für eine energetische Rundum-Sanierung ausgeben wollen oder können. Deshalb stelle ich mir die Frage, wie motiviert denn die Glas- und Fensterbranche die EnEV-Verantwortlichen und den Verbraucher, damit sie „zwingend“ in neue Fenster investieren?
Mund: Für mich stellt sich zuerst einmal die Frage: Sollte nicht auch den EnEV-Verantwortlichen klar gemacht werden, dass eine generelle Verpflichtung zum Austausch einer singulären Schwachstelle am Gebäude keinen Sinn macht? Außerdem geht doch so etwas auch immer mit einer Bevormundung oder Beeinflussung der Investoren einher. Deshalb geht es nur so: Aufklären und finanzielle Anreize schaffen – und dafür kämpfen, dass der Heizungs-Passus in der nächsten EnEV rausgenommen wird.
Rehberger: Ja, das wären wichtige Schritte. Man muss die neue Regierung motivieren, den Weg hin zu einer höheren Gebäudesanierungsquote mit den richtigen Maßnahmen zu ebnen. Das würde Verbrauchern und Verarbeitern gleichermaßen helfen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß mit der neuen GLASWELT.