Rehberger: Vor Kurzem sprach ich mit einem Arbeitsschutzexperten über die Gefahrenpotenziale für Monteure auf der Baustelle. Es war erschreckend zu hören, dass viele Unfälle einfach nur deshalb entstehen, weil sich die verantwortlichen Chefs häufig nicht im Vorfeld der Montage um die nötigen Vorkehrungen kümmern. Die Sicherheitsmaßnahmen werden nicht geplant und die Mitarbeiter nicht entsprechend instruiert. Dazu komme, dass die betroffenen Arbeiter oft nicht wissen, wie man mit den eingesetzten Hebegeräten, Hubbühnen oder Vakuumsaugern richtig umgeht. Das mag man eigentlich gar nicht glauben.
Mund: Die Problematik fängt doch eigentlich schon viel früher an: Wer bekommt allzu häufig den Auftragszuschlag? Der Billigste! (die Betonung liegt hier auf billig, denn wer preiswert kalkuliert, hat eben auch die Montagebedingungen inkludiert). Und dieser „Billigheimer“ will halt überleben um jeden Preis und macht sich um die Sicherheit und Gesundheit seiner Mitarbeiter oder Subunternehmer wahrscheinlich wenig Gedanken. Aber der Handwerker, der von seinem guten Ruf lebt und durch Qualität überzeugen kann, wird auch dem Kunden den nötigen Montageaufwand vermitteln können. Positivbeispiele gibt es glücklicherweise genug.
Rehberger: Dass der Arbeitsschutz eingehalten wird, ist per Gesetz die Aufgabe des Arbeitgebers, also des Handwerkers, der seine Leute zur Montage schickt (lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag auf Seite 58). Kümmert er sich nicht darum, kann er bei Unfällen schnell zur Verantwortung gezogen werden. Darüber hinaus läuft er Gefahr, dass bei einer Prüfung auf der Baustelle das Weiterarbeiten gestoppt wird, bis dem Arbeitsschutz genüge getan ist. Dazu kann ein empfindliches Bußgeld kommen. Eine Schwierigkeit sehe ich zudem bei Billiganbietern, deren Mitarbeiter kein oder wenig Deutsch verstehen – wie kann man diese richtig einweisen?
Mund: Der Grundsatz gilt generell: Entweder richtig oder gar nicht. Und wenn der Betrieb zwar ein tolles Produkt verkauft, dieses aber nicht im gleichen Qualitätsniveau in die Fassade einsetzen kann, muss die Konsequenz lauten: Entweder ich überlasse es anderen, die sich darauf spezialisieren oder man investiert in die Mitarbeiterqualifikation und in das Equipment auf der Baustelle. Schließlich steht ja nicht nur die Sicherheit und die Gesundheit der Mitarbeiter auf dem Spiel: Auch der gute Ruf eines Unternehmens ist auf der Baustelle schnell ruiniert – spätestens nachdem es an der Bauanschlussfuge schimmelt.
Rehberger: Der Firmenchef sollte auch in wirtschaftlicher Hinsicht dafür sorgen, dass seine Mitarbeiter gesund und optimal ausgerüstet sind. Der Einsatz von Hebetechnik schont beim Einbau von schweren Bauelementen und Verglasungen nicht nur die Monteure (was den Krankenstand senkt); man kommt auch mit weniger Mann auf der Baustelle aus und ist zudem schneller. Solche Hebegeräte amortisieren sich über die eingesparte Zeit relativ schnell. Zudem muss man sie ja nicht unbedingt selbst anschaffen: Man kann sie auch mieten.
Mund: ...und nicht zuletzt wird auch das einzubauende Material geschont und es kommt zu deutlich weniger Ausschuss. Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß mit der Sommerausgabe der GLASWELT.