Mund: Anfang Juni wurde eine mediale Lawine losgetreten: Innenminister Thomas de Maizière hat die Kriminalstatistik der Öffentlichkeit präsentiert. Als besorgniserregend wurde dabei der erneute Anstieg der Wohnungseinbruchsdiebstähle (um 3,7 % auf 149 500 Fälle) bezeichnet. Schon kurze Zeit später talkt Günther Jauch in seiner sonntagabendlichen Sendung darüber mit Betroffenen und Fachleuten. Auch die Wochenzeitschrift „Stern“ macht die Angst vor dem Einbruch zu seiner Titelstory – schließlich geht es hier nicht nur um den materiellen Sachschaden, sondern zugleich um Gefühle von Menschen, die sich in den eigenen vier Wänden nicht mehr wohlfühlen. Und die Branche? Haben Fensterhersteller und Verbände diese medialen Steilvorlagen genutzt?
VögelE: Wenn man die Sendung bei Jauch gesehen und die Artikel gelesen hat, ein klares Nein. Hängengeblieben ist da nur der Begriff Pilzkopfverriegelung. Der Stern geht sogar soweit, im Urlaubsfall den Nachbarn anstelle von automatisch betriebenen Rollläden zu empfehlen. Das zeigt deutlich, dass es noch einen hohen Bedarf an Aufklärung gibt.
Mund: Fakt ist: Der Endkunde und auch die Verbraucherpresse haben nur rudimentäre Kenntnisse über sinnvolle Einbruchschutzmaßnahmen. In dieses Bild passt die Tatsache, dass die Stiftung Warentest Nachrüstprodukte für den Einbruchschutz getestet hat und sich dann auf die optisch fragwürdigen Rahmensicherungen und abschließbare Fenstergriffe konzentriert hat. Die Tester erwähnen mit keiner Silbe, dass vor allem der innere Beschlag am Fenster und auch das Glas für einen wirksamen Einbruchschutz verantwortlich sind und es auch hierzu Nachrüstprodukte gibt. Ich meine: Die Branche hat noch gehöriges Aufklärungs- und auch Auftragspotenzial in Sachen Einbruchschutz. Übrigens: Am 26. Oktober findet bundesweit der Tag des Einbruchschutzes statt. Nutzen Sie (nicht nur) diesen Tag, um Endkunden über Sicherheitsmaßnahmen zu informieren.
Vögele: Da stimme ich Dir zu, denn bemerkenswert war bei Jauch vor allem, dass kein Verbandsvertreter, sondern ein Sachverständiger die Show gemacht hat – und das sehr gut und professionell. Aber dennoch: Hier wurde nur die Angst geschürt, Lösungen wurden leider nicht gezeigt. Und an die Befestigungsproblematik mit den heute hochdämmenden Mauerwerken, gerade in Bezug auf die RC-Klassen, will keiner ran. Oder siehst Du das anders?
Mund: Na ja, eingebrochen wird doch meist über leicht erreichbare Fenster und Wohnungs- bzw. Fenstertüren – dass ganze Elemente aus den Wänden herausgerissen werden, ist doch eher seltener der Fall. Ich sehe die Befestigungsproblematik eher in Zusammenhang mit der Dauerfunktion eines Bauelementes – oder mit der Gefahr, dass große Elemente einfach herausfallen.
Vögele: Die Befestigungproblematik wird uns noch lange begleiten und zu vielen Diskussionen führen. Zurück zum Einbruchschutz: Gerade hier wird deutlich, wie wichtig es in Zukunft sein wird, Fenster und Rollladen sinnvoll miteinander zu kombinieren.
Mund: Die beiden Themen gehören zusammen – dessen sind wir uns im Redaktionsteam bewusst und haben die GLASWELT ja auch entsprechend aufgestellt. Wir wünschen Ihnen ordentliche Umsätze auch mit der Einbruchsvorsorge und viel Spaß mit der neuen GLASWELT.