Mund: Ein Problem, das schon länger schwelt weitet sich immer mehr zum Flächenbrand aus: Unserer Branche – und vielen anderen auch – fehlt der Nachwuchs! Das belegen nicht nur Studien und Ausbildungsumfragen der Handwerks- und Industrieverbände. Das höre ich auch dann, wenn ich unterwegs bin und Einblicke in prosperierende Firmen gewinnen darf. Mein Eindruck: Jeder geht anders mit der Situation um und hat andere Auswege bzw. Lösungen parat. Wie steht’s konkret mit der Nachwuchsproblematik in der Glasbranche, Matthias?
Rehberger: Von den Glasverarbeitern höre ich Ähnliches. Der Nachwuchs ist eher rar, viele Schulabgänger haben Glaser und Glasberufe gar nicht auf dem Radar. Dazu kommt, dass es sich in der Glasbranche nicht wirklich um die hochdotierten Ausbildungsberufe handelt, verglichen mit anderen Branchen, etwa der Automobilbranche, wo die Lehrlingsgehälter ein ganz ordentliches Niveau aufweisen.
Mund: Offensichtlich gilt es also, um die wenigen jungen Menschen zu buhlen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen – übrigens stehen wir damit auch mit anderen Branchen im direkten Wettbewerb. Mit simplen Zeitungsannoncen kommt man dieser Aufgabe nicht mehr nach, mittlerweile zerbrechen sich eigens dafür gebildete Initiativen viele Köpfe darüber, das Branchenbild für die Berufswahl „aufzuhübschen“, damit die jungen Menschen ihren rechten Gefallen daran finden.
Rehberger: Berufssuche läuft heute fast nur noch online. Vor diesem Hintergrund halte ich das Ausbildungsportal „Zukunft im Glas (ZIG)“ des Bundesarbeitgeberverbands für Glas und Solar eine spannende Initiative. Unter www.zukunftimglas.de sind nicht nur Informationen zu Ausbildungsberufen zu finden, sondern auch aktuelle Angebote aus der Glasbranche, die vom Praktikum über Ausbildungsstellen bis hin zu Studienangeboten reichen. Zukunft im Glas ist zudem auch auf Facebook zu finden und dort gibt es auch spannende Videos, die die Vielfalt der Glasberufe zeigen.
Mund: Mit einem gut gemachten und witzigen Video hatte auch schon mal der BVRS junge Menschen für die Rollladen-Sonnenschutz-Karriere begeistern wollen. Der VFF übt sich mittlerweile in der Durchführung von Video-Gemeinschaftsprojekten und hatte auf dem letzten Kongress seinen Branchen-Hit „Fenster made in Germany: Wer durchblickt, will sie haben!“ gelauncht. Vielleicht entwickelt der Marketingausschuss auch die Möglichkeit, übergreifende Berufsbild-Werbung via Youtube zu initiieren. Nur stellt sich generell die Frage, ob das reicht. Wie gesagt: Wir stehen hier mit den anderen Branchen im direkten Wettbewerb. Und die sind in diesem Punkt teilweise schon deutlich weiter. Schauen Sie sich beispielsweise die Nachwuchsinitiative der Kälte-Klima-Branche NIKKI an. Dort stehen die Industrie, der Großhandel, das Handwerk, Verbände und die Schulen/Hochschulen in der Initiative zusammen und haben schon eine Menge mehr auf die Beine gestellt. Ähnliches sollte doch auch für unsere Branchen möglich sein – sonst sehen wir in ein paar Jahren im wahrsten Wortsinn richtig alt aus. Jetzt Ihnen aber viel Spaß der aktuellen Ausgabe der GLASWELT!