Vögele: Wann wird es endlich wieder Sommer, sang Rudi Carell Ende der siebziger Jahre. Zu der Zeit hat man sich an der Sonne orientiert, um zu beurteilen, ob es warm oder kalt ist. Ende Juli hätte man das Wetter wieder mal auf der Straße, oder besser an den Verkehrsschildern ablesen können. Tempo 80 war angesagt wegen Blow-Ups auf der Autobahn. Wenn sich schon die Betondecke auf der Autobahn hebt, welche thermischen Lasten entstehen da erst an der Fassade. Mein Infrarotthermometer zeigt da mal eben über 90 °C an. Ein klares Zeichen für Sonnenschutz, aber dann auch gleich die Frage: Welcher darf es denn sein? Was sagt die Glasbranche dazu Matthias?
Rehberger: Die Glasindustrie hat heute eine ganze Reihe von Gläsern parat, die mit Sonnenschutzfunktion ausgestattet sind. Das reicht von vielfältigen Beschichtungen auf der Glasoberfläche über Isolierglas mit integrierten Sonnenschutzlamellen bis hin zu Smart Glass, bei dem sich der g-Wert anpassen lässt. Letztere sind kurz gesagt schaltbare Gläser, die sich verdunkeln lassen. Architekten, Planer und Bauherren haben hier wirklich eine große Auswahl an Möglichkeiten. Also haben die Bau-Verantwortlichen die Qual der Wahl. Oder wie siehst Du das Olaf?
Vögele: Naja, ich bin von diesen Glaslösungen nicht unbedingt überzeugt. Sie haben ihre Daseinsberechtigung sicherlich immer da, wo ein außen liegender Sonnenschutz wegen Bauhöhe oder Fassadenkonstruktion nicht möglich ist, oder ein innen liegender Sonnenschutz nicht mit einem Abluftsystem kombiniert werden kann. Denn irgendwo müssen sie ja hin, diese zur Zeit wahnsinnig hohen Energielasten durch solare Einstrahlung. Also Reflexion, direkter Abtransport der Wärme oder funktionierende Nachtlüftungskonzepte mit passenden Speichermedien sind angesagt. Es soll ja auch im umgekehrten Fall im Winter funktionieren. Sonnenschutzglas ist da ja eher eine behindernde Maßnahme. Was ist mit Jalousien im Scheibenzwischenraum oder dem guten alten Kastenfenster?
Rehberger: Das Kastenfenster ist eine interessante Lösung und es bietet genügend Raum, einen Sonnenschutz mit einzubauen. Eleganter finde ich das Jalousien-Isolierglas. Es kommt mit weniger Platz aus und bietet gleichzeitig die Chance, in seinem Aufbau neben Wärmedämmung und Sonnenschutz noch Funktionen wie Einbruchschutz und Schalldämmung sowie Blendschutz zu vereinen.
Vögele: Das stimmt, wenn dann noch vernünftige Baugrößen realisiert werden, der Transport und Einbau funktioniert und die Fenster im Winter nicht im offenen Baukörper eingebaut werden, ist alles gut. Eigentlich sollte ja gerade diese Variante besonders die Architekten ansprechen, denn unauffälliger kann man Sonnenschutz nicht integrieren. Es ist halt wie immer im Leben, gute Planung und Beratung ersparen später viel Ärger. So planen auch wir unsere GLASWELT-Ausgaben immer entsprechend vor, damit Sie als Leser zufrieden sind und für jeden etwas dabei ist. Viel Spaß beim Lesen, wir hoffen bei dem Wetter hinter einem gut funktionierenden Sonnenschutz.