Mund: Alle Jahre wieder ... pilgert die Branche nach Rosenheim zu den Fenstertagen. Dieses Jahr war einiges anders und manches so wie immer. Mir ist aufgefallen, dass die „Pilgerschar“ gar nicht mehr so groß ist. Auch am geselligen bayerischen Abend waren noch sehr viele Bierbänke frei. Und wie immer gab es ganz unterschiedliche Meinungen zum Vortragsprogramm. Was ist dir besonders aufgefallen, Olaf?
Vögele: Ob größer oder kleiner, halte ich bei einer Teilnehmerzahl von roundabout 720 nicht so wichtig. Gestört hat mich, dass die interessantesten Vorträge in den kleinsten Räumen stattgefunden haben und so sehr viele Gäste stehen mussten, um dem Vortrag zu lauschen. Die Vorträge selbst waren interessant bis naja, etwas zu einfach gestrickt, bzw. man hätte mehr erwarten dürfen. Die Qualität der zahlenden Gäste dürfte da wohl höhere Anforderungen im Detail stellen. Kurz formuliert: Ich hatte viel erwartet und habe wenig bekommen. Oder ging es Dir anders, Daniel?
Mund: Offensichtlich haben wir nicht die gleichen Vorträge besucht und vielleicht auch eine andere Erwartungshaltung. Es gab Höhen und Tiefen, hier möchte ich aber nur die Highlights erwähnen: Provokativ aber auch inspirativ waren die Ausführungen vom Cradle-to-Cradle-Pionier Prof. Braungard, plakativ zeigte Martin Langen, warum die besten Zeiten des Sanierungsmarktes noch kommen werden und auch über das VIG wurde in zwei interessanten Beiträgen auf der Bühne diskutiert. Auch hervorzuheben ist der Vortrag des Institutsleiters selbst: Prof. Sieberath hielt uns vor Augen, wo die Grenzen liegen und entlarvte unsere Politiker als ständige Grenzgänger, die sich über ökologische Grenzen und Klimaziele einfach hinwegsetzen. Beklagt hat er auch die bedenkenlose Überschreitung der Systemgrenzen von Bauelementen. Der Beweis seiner These folgte auf dem Fuße: Die Abfrage im Zuhörerkreis ergab, dass sich tatsächlich nur knapp über 10 Prozent an Systemgrenzen halten würden. Für dich als Sachverständiger doch eine gute Nachricht, oder?
Vögele: Da weiß ich jetzt nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Das Überschreiten von Systemgrenzen, Garantieverzichtserklärungen bei den Vorlieferanten, viele Handwerker wissen leider nicht so ganz, was sie tun. Als Sachverständiger machen diese Dinge keinen Spaß, weil diese Fehler fast immer vermeidbar sind. Es geht eher um das Problem, mache ich es nicht so, macht es ein anderer, und der Auftrag ist weg. Das Ausschreibungsthema geht in die gleiche Richtung, denn wer legt schon Bedenken gegen eine Ausschreibung ein? Wir drehen uns hier leider immer wieder im Kreis. Grund genug für mich, mit Fachartikeln in der GLASWELT auf diese Fehler und Fallen immer wieder hinzuweisen.
Mund: Dem ist nichts hinzuzufügen – mir bleibt unseren Lesern ein erfolgreiches Herbstgeschäft zu wünschen, ohne „grenzüberschreitende Maßnahmen“ und mit ordentlichen Erträgen. Und viel Lese-Spaß mit der vorliegenden Ausgabe der GLASWELT!