Mund: Schon Albert Einstein hielt nichts von einem ausufernden Rückblick: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ Und bei uns ist es eine schöne Tradition, dass wir zum Jahresabschluss in unserem Dezemberheft keine Rückschau halten, sondern weit in die Zukunft und auch über den Tellerrand der Branche schauen. Angesichts der vielen Entwicklungen, mit denen wir uns beschäftigen dürfen: Wird euch manchmal schwindelig oder freut Ihr euch auf das, was da auf uns zukommt? Und was sind die Top-Themen, die uns und die Branche beschäftigen werden?
Rehberger: Auf alle Fälle müssen wir uns auf noch größere Scheibenformate einstellen. Seit Kurzem fertigt beispielsweise sedak auf einer vollautomatisierten Isolierglaslinie Isoliergläser bis 15 m Länge. Und das ist nicht der einzige Anbieter am Markt, der sich solchen Jumboformaten verschrieben hat. Weiter denke ich, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft den Durchbruch bei Fassadengläsern mit schaltbarem g-Wert sehen werden. Wie schätzt Du das als Sonnenschutzexperte ein, Olaf?
Vögele: Größere Formate? Sehr gerne, aber wenn ich das Modellgebäudeverfahren für nicht gekühlte Wohngebäude („EnEV-easy“) sehe, könnten sich Tendenzen entwickeln, die Scheiben eher etwas kleiner zu machen. Schaltbare Gläser werden ihren Weg machen: Die Kosten sinken, die Akzeptanz steigt. Der Sonnenschutz wird zusammen mit Smart Home funktionaler werden müssen, um die Forderungen nach visuellen und thermischen Komfort zu erfüllen. Und er wird in den nächsten 10 bis 15 Jahren mit neuen Techniken mehr und mehr in die Scheibe wandern. Was macht da der Fensterrahmen, Daniel?
Mund: Der Rahmen wird all das, was ihr aufzeigt habt, konfektionieren. Und klar: Die Elemente werden größer und schlanker – aber das ist ja nichts Neues. Das Fenster, die Haustür und auch andere Bauelemente werden mit mehr Funktionen aufgeladen sein – egal ob im Rahmen oder im Glas. Über allem steht das Thema „Digitalisierung am Fenster“. Diese ist im vollen Gang und auch nicht mehr aufzuhalten. Und das betrifft nicht nur die Produkteigenschaften, sondern auch die Vernetzung zwischen den einzelnen Sparringspartnern innerhalb der Wertschöpfungskette. Wer hier nicht offen ist, wird wohl über kurz oder lang zusperren müssen. Und offen sein heißt auch, sich mit der Schnittstellenproblematik auseinanderzusetzen. Da ist die Sonnenschutz-Branche schon weiter, oder?
Vögele: In der Vielfalt der Schnittstellen sicherlich. Ob das auf Dauer sinnvoll ist, wird sich zeigen. Aber es gibt auch Hersteller oder Standards wie KNX, die sich von der Insel auf das Festland begeben haben und das Rennen machen werden. Oder es wird ein bekannter Computerhersteller die Schnittstellen diktieren, um das „Home“ der Zukunft zu steuern. Wir werden in den nächsten zwei bis drei Jahren erleben, welche Schnittstelle das Rennen macht. Nutzen Sie die freien Tage zum Jahreswechsel zur Erholung und kommen Sie gesund ins neue Jahr. Wir sehen uns wieder in 2017 – im Heft, online oder vis-à-vis auf einer Branchenveranstaltung.