Rehberger: Zum 01.01.2014 ist die Glaser-Innung Niedersachsen aus dem Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks (BIV) ausgetreten. Die Innung sieht sich als moderner Dienstleister für ihre Mitglieder und als Mitglied im BIV erwartet sie selbst eine entsprechende Unterstützung, wie dies laut BIV-Satzung auch sein sollte. Dies ist nicht der Fall, deshalb der Austritt. Auch der Landesinnungsverband Sachsen hat gekündigt, allerdings aus finanziellen Gründen und erst zum Jahr 2015.
Mund: Eine Menge Details, die du da lieferst. Darf ich resümieren: Im Verbandsgefüge knirscht es offensichtlich. Aber die Querelen im Verband haben ja schon fast Tradition. Eigentlich schade – braucht es nicht viel eher eine schlagkräftige Innungsvertretung in der Region, im Land und auf Bundesebene, die tatsächlich die Interessen der Glaser und Fensterbauer vertritt? Und die auch, neben der Unterstützung der Bertriebe, wirklich Lobbyarbeit in Politik und Wirtschaft betreibt – gewissermaßen als Gegengewicht oder Ergänzung zu VFF und BF?
Rehberger: Hoffentlich führt das Knirschen im Getriebe zum Aufwachen im Bundesinnungsverband. Dieser ist ja nicht zum Selbstzweck da, sondern dient als Interessenvertretung seiner Mitglieder. Und es ist erst einmal egal mit welcher Kritik die Mitglieder kommen, deren Belange müssen die Verantwortlichen ernst nehmen und sich damit auseinandersetzen. Und wenn es Streit gibt, um so besser, dann kommen die Dinge in Bewegung.
Mund: Dem hab ich nichts mehr hinzuzufügen. Aber interessieren würde mich noch: Welche finanziellen Gründe stecken hinter dem Austritt des sächsischen Verbandes? Ist der BIV zu teuer oder ist die Landesinnung kurz vor der Pleite?
Rehberger: Ich tippe auf knappe Kasse. Nach Aussage von Landesinnungsmeister Arnd Steyer würde der Mitgliederschwund dazu führen, dass die Sachsen die anfallenden Kosten und damit auch die Beiträge für den Bundesinnungsverband nicht mehr aufbringen können. Warum verliert eine Innung Mitglieder, warum verliert ein Verband an Attraktivität? In den letzten Jahren war aus dem BIV immer wieder die Klage über schwindende Mitgliederzahlen zu hören. Dazu meine ich, macht den Verband attraktiv, dann kommen auch die Leute (wieder).
Mund: Auch Verbände stehen mittlerweile im Wettbewerb. Viele Glaser und Fensterbauer fühlen sich vielleicht in anderen Interessensgemeinschaften besser aufgehoben. Angebote gibt es ja reichlich, wie ich meine. Und ich bin gespannt, wie sich die Verbandslandschaft langfristig entwickeln wird. Jetzt möchte ich aber auf ein anderes Thema und ein anderes Netzwerk hinweisen: In unserer aktuellen Ausgabe geht es in unserem Top-Thema um das vernetzte Haus, also die Gebäudeautomation. Gerade hier ist es wichtig, über den Tellerrand zu schauen und die anderen Gewerke im Blick zu behalten. Deshalb haben wir die Chefredakteure führender Fachzeitschriften für die Gebäudetechnik bei uns zu Wort kommen lassen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Blick vor und über den Tellerrand hinaus.