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Im Interview mit Sandra Musculus

Die Lage der R+S Branche ist sehr ambivalent

Glaswelt – Frau Musculus, wir gehen mit Corona mittlerweile in den dritten Sommer? Was erwartet die R+S Branche?

Sandra Musculus – Wenn ich das nur wüsste! Vor den Lockerungen hatte ich die Hoffnung auf einen entspannten Sommer, mittlerweile kann ich daran nicht mehr so recht glauben. Kürzere Inkubationszeiten, Mehrfach-Infektionen trotz Impfung stehen einer Entspannung durch Sommerwetter gegenüber und ich vermag nicht zu sagen, wer das Rennen gewinnt. Wir hatten alleine im März 22 mehr Infektionen unter Mitarbeiter:innen, als in den zwei Jahren zuvor, besonders solche mit Kindern hat es „erwischt“. Es bleibt einfach spannend..

Glaswelt – Die neuen Corona-Regelungen der Regierung nehmen die Arbeitgeber stark in die Verantwortung. Wie reagieren Sie darauf?

Musculus – Ich vermag da keine neuen Auswirkungen wahrnehmen. Unser Pandemieplan sah vor zwei Jahren bereits bezahlte Freistellungen von Kontaktpersonen vor, seitdem kostenlose PCR-Tests begrenzt sind, erstatten wir diese Mitarbeiter:innen mit Infektionsverdacht und lösen all die Dinge, die in den Regelungen eben nicht die Infektionskette unterbrechen. Wir hatten zwei Jahre lang massive Maßnahmen, hohe Kosten und auch eine entsprechende Stressbelastung, für uns wird sich also nichts ändern, weil wir uns schon immer in der Verantwortung sehen.

Glaswelt – Stichwort “supply chains”, wie sehen Sie kurzfristige die Entwicklung?

Musculus – Kurzfristig sehe ich keine Veränderung der Situation. Im Bereich der Markisenstoffe gibt es weiterhin teilweise sehr lange Lieferzeiten, Aluminium, Steuerungskomponenten und Verpackungsmaterialien sind ebenso angespannt. Eine Besserung sehe ich zu meinem großen Bedauern definitiv nicht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Rohstoff- und Energie-Preise entwickeln und wie der Markt dadurch weiter beeinflusst wird. Veränderungen in der politischen und pandemischen Lage werden mit Sicherheit Auswirkungen haben.

Glaswelt – Der auch in Fulda sitzende ­IVRSA intensiviert mit der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG) seine Arbeit in Berlin. Welche Ziele verfolgt man damit?

Musculus – Die Repräsentanz hat das in Ihrem Slogan perfekt zusammengefasst: „Für Gebäude, in denen wir klimafreundlich, gesund und bezahlbar leben können.“ Fassade, Fenster, Sonnenschutz und Automation liefern Antworten auf viele Zukunftsfragen: Energieeinsparung, Schutz vor Sonne und Wärme, Klimaschutz. Die RTG vertritt aktiv die Ziele des IVRSA (Industrievertretung Rollladen - Sonnenschutz - Antriebe) in der Energiepolitik im Gebäudesektor und stärkt das Bewusstsein, dass alle Komponenten inklusive Sonnenschutz und Automation als unverzichtbare Faktoren für eine Energiewende im Gebäudesektor agieren.

Glaswelt – Werden Förderprogramme wie Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen (BMUV) und die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ausreichend genutzt?

Musuclus – Aus meiner persönlichen Sicht lautet die Antwort hier Nein. Generell finde ich, sind Förderungen oftmals zu kompliziert aufgebaut, viel zu wenig bekannt und bedürfen einer kompetenten Beratungsleistung, mit der dann noch nicht automatisch alle bürokratischen Hürden überwunden werden. Schaut man sich beim BAFA die Statistik der geförderte Beratungen nach Bundesländern und Wohneinheiten an, so kann man entnehmen, dass in 2021 exakt 39 994 Beratungen für Wohngebäude gefördert wurden. Dem gegenüber steht: Im Jahr 2020 wurden in Deutschland laut statista rund 19,3 Millionen Wohngebäude gezählt.

Glaswelt – Zum Thema Fachkräftemangel, wie sehen Sie die Entwicklung in der Branche?

Musculus – Ich spreche lieber von Personalmangel und nicht von Fachkräftemangel. Es fehlt in vielen Bereichen unserer Branche generell an Personal, von Fachkräften wagt so mancher Arbeitgeber nicht mal mehr zu träumen. Uns fehlen Produktionshelfer, Fachkräfte und auch Nachwuchs. Handwerkliche und industrielle Berufe sind gesellschaftlich nicht mehr so anerkannt, hier liegt es an jedem Einzelnen und auch den Verbänden, dieses Image zu verbessern..

Glaswelt – Die Messelandschaft leidet unter den Absagen und Verschiebungen. Wie wichtig sind Messen für Sie als Unternehmerin?

Musculus – Unser Unternehmen ist seit Jahrzehnten als Aussteller auf der R+T vertreten, wir besuchen ausschließlich diese Weltleitmesse und sie fehlt uns sehr. Der Kontakt zu Kunden und Lieferanten fehlt, die Möglichkeit, sich gebündelt einen Überblick über den Markt und die Innovationen zu verschaffen ebenso. Diese Messe hat für uns eine hohe Bedeutung und wir können 2024 kaum erwarten.

Das Gespräch führte GLASWELT-Redakteur Olaf Vögele.

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