Rehberger: Wer in Deutschland und in der EU künftig seine Fenster und Haustüren verkaufen will, muss definitiv ab Februar 2009 seine Produkte mit dem CE-Zeichen versehen. Hört man sich in der Branche um, wird allerdings schnell klar, dass eine Vielzahl von Verarbeitern immer noch die Entwicklung abwarten. Warum eigentlich?
Mund: Matthias, zunächst einmal kann man nur definitiv sagen: Die CE-Kennzeichnungspflicht kommt. Aber wann die Koexistenzphase (also die Übergangszeit, in der man sowohl das Ü-Zeichen als auch das CE-Zeichen einsetzten darf) endet, ist nach neuesten Entwicklungen auf europäischer Ebene wieder völlig offen (den genauen Sachverhalt erläutert Ulrich Sieberath auf Seite 7). Und die Verarbeiter sind eher träge: Die VBH bestätigte noch im August, dass die große CE-Nachfrage bislang ausblieb. Vermutet wird, dass viele erst im Herbst dieses Thema angehen. Aber: Wenn man auf europäisch-bürokratischer Ebene so kurz vor dem Auszählen des Countdowns den Termin in Frage stellt, wundert es mich nicht, wenn der „kleine“ Fensterbauer erst einmal „die da oben“ machen lässt.
Rehberger: Trotzdem muss man sich als Hersteller, egal ob groß oder klein, mit der Thematik auseinandersetzen. Denn die CE-Einführung wird früher oder später auf alle Fälle kommen. Den Kopf in den Sand zu stecken und einfach untätig abzuwarten und sich nicht entsprechend vorzubereiten, kann massive Probleme mit sich bringen. Oder wie siehst Du das, Daniel?
Mund: Völlig richtig, schließlich können Verstöße gegen die CE-Kennzeichnungspflicht nicht nur wettbewerbsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, wie der Jurist Professor Niemöller in unserem Themenspezial näher erläutert. Und: Man kann der CE-Kennzeichnungspflicht auch gute Seiten abgewinnen: Schließlich wird man mit der werkseigenen Produktionskontrolle ganz nebenbei dazu gezwungen, Abläufe und Verantwortlichkeiten innerhalb des Betriebes zu durchdenken und weiter zu optimieren.
Rehberger: Genauso sieht es mit den Erstprüfungen (sogenannte Initial Type Tests) aus: Wenn man schon einmal dabei ist, diese von Systemhäusern zu übernehmen oder sogar eigene Erstprüfungen vorzubereiten, kann man auch gleich die Gelegenheit nutzen und die gewählte Fensterkonstruktion genauer unter die Lupe nehmen. Vielleicht kommt einem dann noch die ein oder andere Idee, wie man sich konstruktiv noch stärker vom Wettbewerber um die Ecke oder aus dem Ausland absetzen kann.
Mund: Heute schon an Morgen denken fällt mir dabei als Stichwort ein. Denn die (über)nächste EnEV kommt bestimmt. Alle mahnen ja schon jetzt, dass wir 2012 bei der Energieeffizienz um 30 Prozent besser werden müssen. Denken Sie also bei der CE-Thematik daran, dass auch in 4 Jahren die Systeme den verschärften Energieeinspar-Anforderungen entsprechen müssen.
Rehberger: Das Thema CE-Kennzeichnung hat es in sich, deshalb haben wir ihm auch diesmal unser Spezial gewidmet, das auf Seite 32 beginnt. Wir hoffen, dass Sie dort viele Anregungen und Antworten auf Ihre Fragen finden.