Mund: So kurz vor der glasstec und einige Monate nach der fulminanten fensterbau/frontale kommt mir die Frage: Henne oder Ei – Glas oder Rahmen? Welcher Teil des Fensters ist bedeutender? Lässt sich eine Entwicklung erkennen, dass entweder das Glas oder der Rahmen in seiner Bedeutung zunimmt?
Rehberger: Es gibt schon länger die Entwicklung hin zu immer größeren Scheibenformaten. Das gilt für Fenster, mehr noch bei Fassaden, wo Architekten nach immer transparenteren Gebäudehüllen streben. Da aktuelle Wärmedämm-Isoliergläser eine höhere Leistung in Sachen Wärmeschutz bieten als der Rahmen, ist ein größerer Glasanteil hierbei von Vorteil: Je kleiner der Rahmen, desto besser.
Mund: Das stimmt – schmal soll er sein, der Rahmen. Aber das heißt ja nicht, dass die Bedeutung des Rahmens schmalspuriger wird. Hier ist mehr denn je Entwicklergeist seitens der Fensterbauer gefragt, auf immer weniger Raum noch mehr Funktionen zu integrieren. Fensterbauer müssen sich mit der Werkstofffrage, der Beschlagsintegration, den Befestigungsproblemen und vielem mehr beschäftigen. Womit beschäftigt sich die Glasbranche?
Rehberger: Die Branche beschäftigt sich unter anderem mit Weiterentwicklungen von Isolierglas, Stichwort 4-fach-ISO, sowie mit schmalsten Fensterahmen. Bereits zur letzten glasstec haben die Brüder Woschko ihr Ganzglasfenster vorgestellt. Bei der Fensterkonstruktion wird eine maximale Durchsicht erreicht, da es weder Profile noch Rahmen gibt. Die Beschläge sind im Randverbund zwischen den Scheiben untergebracht. Das ist für mich die Richtung, in die es gehen wird.
Mund: Das ausgestellte Element des Fassadenbauers war wirklich eindrucksvoll. Übrigens: Eine ähnliche Konstruktionsidee hatten 2006 auch schon einmal die Profilsystemgeber Inoutic in einer Studie gezeigt, die damals offensichtlich nicht weiter verfolgt wurde. Aber was beschäftigt die Glasbranche noch? Was bekommen wir in diesem Jahr in Düsseldorf zu sehen?
Rehberger: Sowohl auf den Sonderschauen, als auch bei den Ausstellern werden die Besucher in Sachen Neuheiten voll auf ihre Kosten kommen. Drei Beispiele greife ich vorab schon einmal heraus: Ihre Premiere feiert in Düsseldorf die Vorstellung einer 3,2 x 14 Meter großen, digital in Fotoqualität bedruckten Maxi-Scheibe. Weiteres Highlight ist eine filigrane gläserne Brücke mit einer beachtlichen Spannweite von neun Metern, deren Glasträger durch Stahlelemente verstärkt werden. Spannend ist auch die Ankündigung einer neuen Art von Isolierglas, die ähnlich wie ein Fischbauchträger aufgebaut sein soll. Bei diesem 3-fach-ISO sind die äußeren Scheiben kaltgebogen und werden nur durch den Randverbund gehalten. Darüber hinaus finden Sie viele weitere Neuheiten in unserer glasstec Messevorschau ab Seite 20.
Mund: Die Sonderschau „glass technology live” hat in diesem Jahr das Motto „Intelligentes Glas“. Schauen wir mal, was man hier unter dem schlauen Glas versteht. Natürlich sind Sie, liebe Leser auch herzlich auf einen Standbesuch bei uns eingeladen: Die GLASWELT finden Sie in Halle 10, Stand H60. Und jetzt wünschen wir Ihnen viel Spaß mit der neuen Ausgabe der GLASWELT inklusive ausführlicher Messevorschau.