Mund: Die GLASWELT wächst – in der Redaktion dürfen wir Dich, Maria Maier, als neues Mitglied begrüßen. Du sitzt gerade nach deinem abgeschlossenen Architektur-Regelstudium an deiner Masterarbeit und wirst jetzt gleichzeitig bei uns in die Redaktionsarbeit einsteigen. Was interessiert Dich an unseren Branchen?
Maier: Mich interessieren Schnittstellen. Architekten und Redakteure arbeiten in unterschiedlichen Branchen, haben aber in meinen Augen viele Gemeinsamkeiten. Sie haben die Funktion eines Transmitters. Architekten bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Bauherren und den Gewerken. Redakteure vermitteln Inhalte zwischen Herstellern und den Handwerksbetrieben.
Mund: Ist es nicht eher so, dass der Architekt weniger vermittelt, sondern vor allem bestrebt ist, seine Ideen zu verwirklichen? Zuweilen habe ich schon eine Ganzglasecke an einem Gebäude gesehen und mich dann gefragt, ob der Architekt den Bauherren über den ins Haus geholten konstruktiven Mehraufwand wirklich auch aufgeklärt hat. Vorbehalte bei Handwerkern und Ingenieuren gegenüber den Ideen der Architekten gibt es immer wieder einmal. Hast du selbst auch Vorbehalte gegenüber oder Schubladen für Handwerker und Ingenieure?
Maier: Tatsächlich ist die Zusammenarbeit zuweilen schwierig. In der Baupraxis sind die drei Gruppen aufeinander angewiesen und voneinander abhängig, alle drei tragen ihr spezifisches Wissen, ihre besonderen Fähigkeiten zum Gelingen eines Gebäudes bei. Denn schließlich haben alle Parteien dasselbe Ziel: einen guten Job machen, um ein Gebäude zu realisieren. Ich denke es ist eine Kombination aus beidem – ein Architekt muss vermitteln und überzeugen können, um seine Ideen an den Mann bzw. an die Frau zu bekommen. Eine Ganzglasecke ist eine sehr ästhetische Verglasungslösung, die technisch anspruchsvoll ist. Dank den leistungsfähigen Gläsern ist heutzutage technisch sehr viel möglich. Daher kann ich die ganze Aufregung um das Ganzglaseck nur schwer nachvollziehen. Es ist eine klare Gestaltungsfrage und es ist die Pflicht des Architekten, den Bauherrn darauf aufmerksam zumachen, dass ein Fenster mehr ist als nur eine Lichtöffnung in der Hauswand ist. Kurzum die Devise lautet, Synergieeffekte der verschiedenen Gewerke zu nutzen und das Schubladendenken ad acta zu legen. Oder bist Du da anderer Meinung?
Mund: Da triffst Du den Nagel auf den Kopf: Es geht immer um das perfekte Zusammenspiel der Gewerke und eben auch um das Zusammenspiel zwischen den Planern und Ausführenden. Ein Beweis liefert unser Top-Thema in diesem Heft: Es macht keinen Sinn, die Scheuklappen aufzulassen und nur Augen für das eigene Gewerk zu haben. Es gilt, sich die optimalste Lösung für jede Aufgabenstellung „ins Haus zu holen“. Dafür bietet die Industrie die Produkte, der Planer das Wissen, diese Produkte auch einzusetzen und der Handwerker die Fähigkeit, dieses auch umzusetzen.
Maier: Ich freue mich auf die neue Erfahrung im Redaktionsteam der Glaswelt und wünsche allen Leser/innen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2016! Viel Spaß beim Lesen!