Rehberger: Wie geht die Entwicklung am Isolierglasmarkt in diesem Jahr weiter? Diese Frage beschäftigt mich sehr. Nach der letzten Marktumfrage des Bundesverbands Flachglas sank der Absatz beim Isolierglas 2015 um 1,7 % auf 26,23 Mio. m2. Dabei ging die hiesige Produktion um 3 % und der Export um 11 % zurück. Gleichzeitig stiegen die Importe um 16,3 %, wobei die Gläser von importierten Fenstern – immerhin waren das 2014 rund 18 % des Gesamtmarktes – nicht mit eingerechnet sind. Das sind erst einmal keine rosigen Aussichten für 2016, oder?
Mund: Sicher nicht und die Folgen kann man auch schon erkennen: Im Januar berichteten wir beispielsweise online und im Newsletter über den Insolvenzantrag der Flachglas Buxtehude. Die Schieflage hier wurde mit dem immensen Kostendruck einerseits und dem hohen Wettbewerbsdruck durch ausländische Anbieter andererseits begründet. Diese Marktgegebenheiten kenne ich bislang vor allem aus der Fensterbranche – offensichtlich sind das jetzt auch Probleme, die den ISO-Anbietern zu schaffen machen. Wird es zu weiteren Veränderungen in der Glasbranche kommen?
Rehberger: Das müssen wir abwarten. Auf alle Fälle müssen sich die hiesigen Isolierglasanbieter fragen, wie sie den Billigwettbewerbern, insbesondere aus Osteuropa, kontern können. Wie machen es die heimischen Fensterbauer, die schon etwas länger mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert werden? Welche Lösungen oder Strategien haben sie gefunden?
Mund: Eigentlich gibt es da nur zwei Varianten: Entweder das Unternehmen erhält durch Zukäufe eine stärkere Marktmacht und die Auslastung wird gesichert. Jüngstes Beispiel ist der Einstieg der AFG bei Gaulhofer im Januar. Ziel war es hier gewesen, die bestehende Lieferpartnerschaft zu sichern. Oder man konzentriert sich darauf, mehr anzubieten als ein extrem vergleichbares Produkt. So kann man sich vielleicht dem direkten Wettbwerb online oder offline etwas entziehen. Und es gibt tatsächlich immer mehr Unternehmen, die unvergleichliche Produkte oder Serviceargumente in die Waagschale werfen. Ich stelle mal etwas provokant die Frage: Bietet sich denn beim Zulieferprodukt Isolierglas die Chance, sich durch ein unvergleichliches Produkt zu differenzieren? Wie steht es mit dem Service-Thema bei den Isolierglas-Anbietern?
Rehberger: Es gibt sehr differenzierte Isoliergläser, die eine Vielzahl an Funktionen erfüllen. Und solche Gläser werden gerade im Fassaden- bzw. im Objektbau nachgefragt. Meines Erachtens muss sich jedoch der Vertrieb verändern. Die ISO-Produzenten müssen sich mehr auf den individuellen Kunden einstellen. Für Fensterbauer werden die Isoliergläser häufig nur bereitgestellt, nicht aktiv vermarktet. Hier könnten die Produzenten z. B. für unterschiedliche Gebäudeseiten unterschiedliche ISO-Aufbauten mit Sonnenschutz oder mit Sicherheitsglas anbieten. Damit geben sie auch dem Fensterbauer weitere Verkaufsargumente an die Hand. Und als zusätzlichen Service können sie auch den Glaseinsatz nach der DIN 18008 berechnen.
Mund: Möglichkeiten gibt es reichlich und gute Beispiele werden wir hier in der GLASWELT immer wieder vorstellen. Jetzt aber viel Lese-Spaß mit der aktuellen Ausgabe.