Mund: Liebe Glasbranche, den Fensterbauern ist es egal, dass ihr immer wieder gebetsmühlenartig das vakuumierte Isolierglas vertagen wollt (oder müsst). Die Monteure auf der Baustelle haben schon lange genug von eurem 3-fach-ISO. Die sind nämlich entweder beim Orthopäden oder suchen sich gerade einen anderen Job. Die Last mit dem Glas ist einfach nicht mehr zu „schultern“. Der Fensterprofilanbieter aluplast hat jetzt bereits die Devise ausgegeben: 2014 werden neue Glastechnologien das Fenster entscheidend leichter machen – liegen die da richtig?
Rehberger: Ob es den Fensterbauern gefällt oder nicht, die geforderten Scheibenformate werden im Fenster- und Fassadenbau größer und damit schwerer. Und das ist unabhängig davon, ob es sich um 2-fach- oder 3-fach-ISO handelt. Deshalb werden die Monteure so oder so auf Hebegeräte zurückgreifen müssen. Zudem macht deren Einsatz die Montage noch schneller. Viel spannender finde ich, dass aluplast auf Vakuumglas (mit einem vergleichbaren Ug-Wert wie 3-fach-ISO) setzt, das es so noch nicht am Markt gibt. Das ist mutig. Was mir an diesem Ansatz gefällt ist die Zuversicht, mit der man seine künftige Strategie an den Potenzialen des Marktes orientiert. Wie wurde diese Annahme begründet?
Mund: Der Profilsystemanbieter hat hier mit einer Roadmap ganz neue Wege beschritten nach dem Motto: „Wie plane ich meine Neuentwicklungen“. Dazu hat man eine Expertenkommission einberufen und auf einer Zeitskala ermittelt, wann mit welchen Entwicklungsschritten in der Branche zu rechnen ist. Willst Du wissen, was denen sonst noch so eingefallen ist?
Rehberger: Klar. Leg‘ los.
Mund: Beispielsweise sehen die Experten für 2015 voraus, dass sich die Installationszeiten auf der Baustelle entscheidend verkürzen lassen. Und neue Lüftungstechnologien mit Wärmetauschern werden 2016 als Standard in den Elementen integriert (mehr dazu lesen Sie auf S. 62).
Rehberger: Den Trend zu multifunktionalen Bauelementen mit integrierter Haustechnik sieht man auch bei der Fassadenentwicklung. Das geht sogar so weit, dass das Zu- und Abwasser eines Gebäudes über die Fassade erfolgen kann. Welche Entwicklung bei Fenstern für Lochfassaden sehen denn die Experten?
Mund: Jetzt meinst Du bestimmt jene Branchenakteure, die ich zum Fenster 2030 befragt habe (Umfrage ab Seite 58). Die Vorstellungen sind sehr vielschichtig: Den meisten ist aber bewusst, dass das Fenster in 20 Jahren deutlich mehr können wird, als Licht herein und Wärme draußen lassen. Es werden „aktive Komponenten zur Bewahrung der Wohnbehaglichkeit“ integriert sein. Einige sprechen auch von integrierten Modulen, die die Aufgaben Sicherheit, Lüftung, Sonnenschutz, Design und Energiegewinnung erfüllen werden. Wenn sich diese Vorstellungen dann auch in marktgängige Produkte verwandeln, ist es mir um die Zukunft der Branche nicht bang. Mit dieser Aussicht können wir uns auf spannende Jahre freuen, die wir mit der GLASWELT begleiten werden. Der Lesestoff wird uns bestimmt nicht ausgehen...
Rehberger: Und damit Ihnen auch über die Weihnachtstage der Lesestoff nicht ausgeht, haben wir für Sie wieder eine spannende GLASWELT zusammengestellt. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2012.