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Die S-Klasse im Fensterbau

Rehberger: In diesem Monat feiern Deutschlands Fensterverbände in Erfurt ihr 50-jähriges Bestehen. In diesen fünf Jahrzehnten gab es einige Quantensprünge bei der Weiterentwicklung von Fenstersystemen. Daniel, kannst Du etwas zu aktuellen Hightech-Varianten sagen?

Mund: Quantensprünge gab es früher häufiger – das Produkt Fenster ist mittlerweile auf einem so hohen Entwicklungsniveau, dass es jetzt eher um die Details geht, die zu optimieren sind. Dennoch: Immer wieder tauchen auch überraschende Produktneuheiten auf, die diesem Bauelement ganz neue Eigenschaften mitgeben. Beispielsweise die Verbundfensterkonstruktionen von der Rauh SR Fensterbau (siehe GLASWELT Ausgabe 05/2013) oder von Martin Lacher: Der schwäbische Tüftler hat eine Konstruktion zur Marktreife gebracht, welche solar erhitzte Außenluft als Raumheizung nutzbar machen kann – und dies ohne zusätzliche Energiezufuhr (mehr dazu auf Seite 18).

Rehberger: Das klingt ja spannend. Und wie funktioniert denn das ohne Stromzufuhr? Bei so einem Fenstersystem handelt es sich doch bestimmt um eine sehr komplizierte Konstruktion?

Mund: Kompliziert ist das auf den ersten Blick schon. Aber: Bei Lachers Konstruktionsidee sorgen Thermozylinder und Federn dafür, dass sich zur Kühlung und Heizung die Luftkanäle im Profil öffnen und auch wieder schließen – ein Stromanschluss ist also gar nicht nötig.

Rehberger: Das hört sich ja wie die S-Klasse bei Mercedes an. Für mich scheint das ein Fenster für das Premiumsegment zu sein, und nicht für den Massenmarkt. Es ist eigentlich schade, wenn solche nützlichen Leistungsmerkmale dem Gros der Verbraucher nicht zur Verfügung stehen.

Mund: Was heißt hier „schade“? Eine S-Klasse hat ja auch viele nützliche Leistungsmerkmale, welche nicht unmittelbar dem Massenmarkt zur Verfügung stehen, weil sich kaum einer diese Fahrzeuge leisten kann. Aber: Die in der S-Klasse verbauten technischen Highlights halten ja auch irgendwann Einzug in das bezahlbare Preissegment. Und so ist es auch mit vielen Fensterentwicklungen in der Vergangenheit. Beispiel 3-fach-ISO: Anfangs kauften das auch nur die Premiumkunden. Auch wenn noch nicht feststeht, ob Herrn Lacher mit seiner Idee Erfolg haben wird – solche Tüftler, die sich darüber Gedanken machen ein Fenster noch weiter aufzuwerten, braucht die Branche.

Rehberger: Was mir an dem Beispiel gefällt ist, dieses Fenster wurde in einem kleineren Unternehmen ohne eigene Entwicklungsabteilung erdacht. Es ist schön zu sehen, dass gute Ideen für die Fensterbranche und auch für die Glasbranche nicht an die Betriebsgröße gebunden sind. Ihnen liebe Leser wünschen wir jetzt eine anregende Lektüre mit der neuen Ausgabe der GLASWELT.

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