Mund: Eine unfassbare Posse spielt sich aktuell in Tübingen ab. Die Protagonisten sind der tote Ziegenmelker – ein Vogel, der gerne Motten verspeist – und Boris Palmer als OB. Letzterer will den Startschuss geben zu einem Klinik-Erweiterungsbau, darf er aber nicht wegen des Piepmatzes. Deshalb würde er gerne einige bürokratische Hürden aus dem Weg räumen. Aber da hat Bauministerin Klara Geywitz was dagegen. Wo kämen wir denn dahin, dass die Leute vor Ort die Verantwortung übernehmen! – Ein Paradebeispiel, wie hierzulande der Fortschritt und die Bauwirtschaft durch Bürokratie und Unflexibilität abgewürgt wird?
Vögele: Das Zauberwort sollte Bürokratieabbau lauten, die systematische Reduzierung von bürokratischen Strukturen und Prozessen innerhalb von Organisationen, insbesondere in der öffentlichen Verwaltung. Das Ziel, das uns schon lange versprochen wurde, ist es, Verwaltungsprozesse zu vereinfachen, Effizienz zu steigern und die Belastung sowohl für Bürger als auch für Unternehmen zu minimieren. Hier geht es um die medizinische Versorgung von rund 3 Millionen Menschen, oder einem im Moment nicht auffindbaren Vogel. Worum geht es in Deutschland eigentlich mittlerweile? Uns fehlt Augenmaß, denn auch im Baubereich haben wir das Augenmaß verloren, und treiben nur noch die Baukosten in die Höhe. Was siehst Du für Ansatzpunkte, um solche Fälle zu entschärfen?
Mund: Jeder in dieser Verantwortungskette zeigt doch mit dem Finger auf „die da oben“. Letztlich muss das Signal dann auch von ganz oben ausgehen, dass man Dinge anders machen kann. Aber solange Personen wie Klara Geywitz nicht dafür sind, dass Entscheidungsträger wie Boris Palmer Verantwortung übernehmen dürfen, bin ich extrem skeptisch, dass wir in Deutschland wieder vorankommen. Wir müssen uns doch aus den Grabenkämpfen des letzten Jahrhunderts erheben, wo der Umweltschutz und die Bauwirtschaft sich oft diametral gegenüberstanden. Verantwortungsvolles Bauen ist doch längst bei den kommunalen Entscheidungsträgern angekommen – man muss sie nur machen lassen, oder?
Vögele: Ja, aber es muss klare Guidelines geben, denn ohne diese geht es nicht. Früher nannte man das gesunden Menschenverstand. Wenn wir dem Wachstum der Vorschriften nicht mehr folgen können, wird es schwierig. Aber dafür gibt es ja die GW, wir geben im Team unser Bestes unsere Leser so gut wie möglich zu informieren. Also viel Spass mit der neuen Ausgabe!