Rehberger: Bei großen Bauvorhaben lässt sich der Arbeitsfortschritt auf der Baustelle heute immer öfter mittels Webcam verfolgen. Es gibt auch Unternehmen, die mit solchen kleinen, teilweise geschickt versteckten Kameras ihre Mitarbeiter in den Werkstätten kontrollieren. Was hältst Du von dieser Art der Qualitätskontrolle?
Mund: Das Merkel-Kabinett hat doch jetzt ein neues Gesetz auf den Weg gebracht: Versteckte, heimliche Überwachung soll damit künftig verboten werden – nur Videoaufnahmen, über deren Installationszweck und -ort die Angestellten aufgeklärt sind, sollen präventiv und zeitlich unbegrenzt möglich sein. Allein mir fehlt der Glaube, dass sich alle an so eine Gesetzesgrundlage dann auch halten werden. Aber vielleicht entwickeln sich dadurch auch völlig neue Fernsehformate: Nach der 10. Neuauflage des Dschungelcamps wollen die TV-Konsumenten bestimmt etwas Neues sehen: Wie wäre es mit „Kollegen unter sich“?
Rehberger: Vielleicht als Steigerung auch noch „Kollegen unter der Dusche“? Aber Spaß beiseite: Was ist daran schlimm, wenn eine Kamera montiert ist. Wenn das nicht heimlich ist, sondern alle es wissen? Macht es wirklich einen Unterschied, ob der Chef seine Mitarbeiter durch sein Bürofenster beobachtet oder sie mit einer Videokamera filmen lässt? In beiden Fällen hat er seine Leute bei der Arbeit im Blick, was spricht da dagegen?
Mund: Dagegen spricht nichts – aber auch nicht wirklich etwas dafür. Wenn ich Kameras in den Werkstätten oder auf der Baustelle sähe, würde ich vermuten, der Chef hegt eher Misstrauen gegenüber seiner Mannschaft, als dass er von ihr überzeugt ist. Nur jene Betriebe sind doch nachhaltig erfolgreich, in denen sich jeder Einzelne wohlfühlt und auch Verantwortung übertragen bekommt. Eine Kamera würde da wieder viel von dem Verantwortungsgefühl zerstören. Also wozu das Ganze?
Rehberger: Das ist eine gute Frage. Es mag Bereiche geben, in denen die Aufstellung solcher Kameras aus Sicherheitsgründen wichtig ist und Sinn macht, etwa in Banken oder bei 24-Stunden-Tankstellen etc. Aber solch ein Sicherheitsbedürfnis kann ich in unserer Branche nicht erkennen, insbesondere nicht bei kleineren, handwerklich geprägten Betrieben. Was man dort allerdings immer häufiger sieht, ist der Einsatz von Kamera- und Scannertechnik bei der Qualitätskontrolle direkt an der Maschine. Und sympathisch sind mir auch Wärmebildkameras zur Gebäudeanalyse, die helfen Schwachstellen am Gebäude den Garaus zu machen …
Mund: … aber auch diese Video- und Standbildaufnahmen sind oft sehr trügerisch und verleiten dazu, falsche Schlüsse zu ziehen, wenn der Kameramann sein Interpretationshandwerk nicht hundertprozentig versteht. Ihnen liebe Leser, wünschen wir jetzt viel Spaß bei der unbeobachteten Lektüre der neuen GLASWELT.
Rehberger: Noch ein Hinweis in eigener Sache: Wir haben unser Online-Angebot für Sie erweitert. Ab sofort finden Sie vielfältige Fachinformationen und News rund um den Sonnenschutz auf unserem neuen Fachportal http://www.sonnenschutzwelt.eu.