_ Industrielle Druckanwendungen sind – im wahrsten Sinne des Wortes – eine vielschichtige Angelegenheit. Typische Beispiele für anspruchsvolle Prozesse sind partielle Beschichtungen sowie passgenaues Übereinanderdrucken mehrerer Schichten. Ein Drucksystem optimal für den angedachten Herstellungsprozess zu spezifizieren, erhöht die Investitionssicherheit für den Verarbeiter.
Deshalb bietet Thieme seinen Kunden an, bereits im Vorfeld einer eventuellen Maschinenbestellung, die relevanten Parameter ihrer Anwendung im hauseigenen Technikum abklären und testen zu können. Die Idee dahinter: Um in der Serienproduktion perfekte und reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen, sollen vorab die Prozesse des Verarbeiters und die Maschinentechnologie aufeinander abgestimmt werden.
„Viele Anwender kommen schon mit einer grundlegenden Prozessidee zu uns und sind dann überrascht, was mit unseren Anlagen alles möglich ist“, erklärt Nicolas Jahr, der bei Thieme für den Vertrieb von Drucksystemen im Marktsegment Funktionaler Druck verantwortlich ist: „In unserem Technikum haben Verarbeiter einen großen Spielraum, ihren Druckprozess ausgiebig zu testen und zu variieren. Daraus ergeben sich meist Optimierungen der ursprünglichen Prozessidee.“
Selbst langjährige, erfahrene Kunden nähmen den Service des Technikums immer wieder gern in Anspruch, um die Messlatte des Möglichen noch etwas höher zu legen.
Sieb- und Digitaldrucker für realitätsnahe Tests
Auf den Drucksystemen im Technikum lassen sich beliebige Materialien und Oberflächenstrukturen, von Mikrobauteilen im Kleinformat 10 × 10 mm bis zum Format von 1,25 × 2 m, verarbeiten, wobei Druck-zu-Druck-Genauigkeiten von ±15 µm eingehalten werden. „Wir können die verschiedensten flexiblen oder starren Trägermaterialien unserer Kunden bedrucken“, so Nicolas Jahr. „Selbst die Beschichtung konvexer und konkaver Oberflächen ist möglich.“
Als Drucktechnologien stehen je nach Anwendung sowohl Sieb- als auch Digitaldruck zur Auswahl. Auf den Digitaldruckmaschinen kann mit UV-Tinten oder wasserbasierenden Tintensystemen gedruckt werden. Letzteres Verfahren wird überwiegend zur Dekoration von technisch beanspruchten Industrieprodukten eingesetzt.
Bei Bedarf können die realitätsnahen Drucktests in klimatisierter Reinraumatmosphäre mit kontrollierter Luftfeuchte stattfinden. Für die Trocknung stehen Batchöfen bis 500 °C und Durchlauföfen mit 200 °C inklusive IR-, UV-, Aktiv- und Passivkühlung zur Verfügung.
Die gesamte Infrastruktur des Technikums können interessierte Anwender in vollem Umfang für ihre Produktentwicklung nutzen. Dabei erhalten sie kompetente Unterstützung durch die Thieme-Teams.
Erfolgreiche Beispiele aus der Praxis
Als Beispiel nennt Nicolas Jahr das Projekt für das InnovationLab, eine gemeinsame Forschungs- und Transferplattform von Universitäten und Unternehmen in der Region Rhein-Neckar. Es ging dabei um die Herstellung gedruckter Elektronik. In einem optimierten Siebdruckprozess waren Spezialfolien mit einer elektrisch leitfähigen Paste zu beschichten, wobei eine sehr hohe Reproduzierbarkeit verlangt war.
„Im Technikum konnte InnovationLab mit unserer Maschinentechnik und in enger Abstimmung mit erfahrenen Anwendungstechnikern die gesetzten Ziele erreichen“, so Jahr weiter. Ein ähnliches Vorgehen lässt sich auch für Fassadenanwendungen mit bedruckten Gläsern umsetzen.
So ist der Ablauf im Technikum
Die prinzipielle Vorgehensweise bei solchen Projekten: Zuerst wird die grundsätzliche Machbarkeit des Produkts geprüft. Dazu testet der Kunde seine vorausgewählten Materialien in ersten orientierenden Versuchen auf grundsätzliche Verarbeitbarkeit und stellt damit erste Prototypen her, die er dann in seinem Haus bezogen auf die gewünschten Eigenschaften bewerten kann.
Wenn dies sichergestellt ist, werden im Reinraum weiterführende Druckversuche auf dem Originalträgermaterial und mit der gewünschten Siebdruckpaste bzw. Digitaldrucktinte durchgeführt und die Prozessgrenzen ermittelt.
Ist alles wie gewünscht, erhält der Verarbeiter von Thieme einen Vorschlag für eine spezifische Maschinenausstattung, welche die Anforderungen seines Serienprozesses bestmöglich berücksichtigt.
Zudem erhält er sämtliche, für seine Investitionsrechnung benötigten Informationen ausgehändigt. „Die enge Zusammenarbeit zwischen unserem Kunden als Prozessexperten und uns als Maschinenspezialisten sichert die Praxistauglichkeit der Anwendung“, unterstreicht Nicolas Jahr.
Vielfältige Inspirationen aus dem Showroom
Last but not least gehört zum Thieme-Technikum auch ein Showroom, der das ganze Spektrum industrieller Druckanwendungen zeigt. Ob Solarzellen, Sensoren, Folientastaturen oder mit Heizleitern beschichtete Heckscheiben für Automobile – hier können die Verarbeiter viele Anregungen für eigene und auch für neue Produkte mitnehmen und dieses später nach erfolgreicher Umsetzung auch selbst präsentieren.—
Gesehen auf der glasstec
Digitaldruck
Auf der glasstec 2018 stellte Thieme zwei neue Drucksysteme für den keramischen Digitaldruck auf technische Gläser, Appliances und Automobilglas vor: Die beiden neuen Maschinen – je eine für den keramischen Druck auf Automobilglas und Appliance-Glas/technische Gläser – stießen bei den Fachbesuchern auf großes Interesse. Gezeigt wurden die Funktionsweise des hochpräzisen und hochproduktiven „Page-Wide“-Druck-Shuttles sowie des für industrielle Anwendungen im Glasbereich konzipierte automatischen Druckkopf-Reinigungssystems.
Siebdruck
Neben den Neuerungen im Bereich Digitaldruck präsentierte Thieme neue Optionen für den Siebdruck. Als Konzept wurde zudem eine neue Variante der vollautomatischen Flachbett-Siebdruckmaschine Thieme 3000 GS vorgestellt, die wie ihre digitalen Schwestern für die Bedruckung von Appliance-Glas (z. B. Displays und Bedienblenden von Haushaltsgeräten/weißer Ware) und technischen Gläsern (z. B. Sensorglas) bestimmt ist. Mit dieser Anlage können neben den klassischen Formaten bis 650 × 900 mm nun auch kleine Blenden mit Größen von 150 × 50 mm auf derselben Maschine bedruckt und sicher durch eine Mehrfarblinie inklusive Trockner transportiert werden.